Nach dem siebten Meistertitel in München kämpften sich die Spieler zum erlösenden Erfolg. Die Zukunft des Teams bleibt jedoch ungewiss.
FC Bayern Basketball: Meisterfeier nach dramatischem Finale
Als Andreas Obst den Feier-Befehl mit Bier und Zigarre in der Hand aussprach, war sein Chef bei den Bayern-Basketballern bereits von den ersten Partyschrammen gezeichnet. Nach dem erfolgreichen Ende einer äußerst intensiven Saison mobilisierten die Münchner ihre letzten Kräfte für die Titelparty. Geschäftsführer Marko Pesic zeigte nach dem Sieg im Finale gegen ratiopharm Ulm ein Veilchen am linken Auge – Weltmeister Johannes Voigtmann hatte ihn im Überschwang mit einem XXL-Weißbierglas getroffen. Solche Missgeschicke trübten jedoch weder die Freude, noch die Erleichterung und den Stolz.
«Gott sei Dank haben wir es geschafft», resümierte Pesic, der Ende 2025 als Sportchef bei den Bayern aufhört. Dem erfahrenen Basketball-Funktionär war anzumerken, wie groß der Erfolgsdruck war nach der Halbfinal-Pleite im Pokal und dem Verpassen der Euroleague-Playoffs. Dieser siebte Meistertitel für die Münchner sei «ein bisschen besonders», schilderte Pesic, nachdem ihn Obst und Voigtmann in der Kabine des SAP Gardens ins Eisbecken geworfen hatten.
Kurze Party nach langer Saison? «Spinnt der, oder was?»
Der FC Bayern ist deutscher Basketball-Meister: Das klingt nach «business as usual», war in diesem Jahr aber das Ergebnis eines atemberaubenden Finales gegen tapfere Ulmer. Nachdem der Favorit in Spiel vier auswärts den K.o. vermieden hatte, sah es beim Showdown in München früh nach einem deutlichen Erfolg aus.
Ulm konnte jedoch einen 17-Punkte-Rückstand aufholen, ging sogar im Schlussspurt in Führung und brachte die Arena zum Schweigen. Bayern-Patron Uli Hoeneß und Bundestrainer Alex Mumbru konnten ihren Augen kaum trauen. Am Ende kämpften sich die Münchner jedoch noch zum erlösenden 81:77-Sieg.
Dann machte Weltmeister Voigtmann in einem TV-Interview den Fehler, angesichts der Erschöpfung des ganzen Teams nach 83 Saisonspielen zu vermuten, dass die Party nicht lange dauern werde. «Spinnt der, oder was?», entgegnet Feierbiest Obst. «Ich ziehe die alle mit, dass die morgen richtig zu leiden haben. Da geht keiner nach Hause, bevor es nicht hell ist draußen.» Voigtmann kündigte kleinlaut an, sich einfach an Obst zu halten.
Sehnsuchtsziel Euroleague: Aufgabe wird immer schwerer
Wie groß der Druck beim besten und teuersten deutschen Team ist, das verdeutlichte ein Kommentar von Vereinspräsident Herbert Hainer nach dem Finalerfolg. «Wenn du heute verlierst, dann ist die ganze Saison im Eimer», sagte er.
In München zählen nur Titel, unterstrich auch Coach Gordon Herbert. Der Ex-Bundestrainer wirkte glücklich und leer, ähnlich wie 2023 nach dem WM-Triumph. Er habe auf den Tag genau 365 Tage durchgearbeitet, rechnete er vor. Und was kommt jetzt? «Ich habe keine Ahnung», antwortete Herbert.
Die Herausforderungen für den deutschen Basketball-Primus werden nicht geringer. Die Bosse bleiben weiterhin zur Bundesliga bekennen. Doch das Ziel bleibt ein Spitzenplatz in der Euroleague. In der kommenden Saison werden 20 statt 18 Teams spielen, darunter auch ein Verein aus Dubai. Das bedeutet, dass in der Hauptrunde allein 38 Spiele zu absolvieren sind. Zudem ist absehbar, dass einige Teams aus Südeuropa noch mehr Geld in ihre Kader investieren werden. Finanziell kann Bayern da nicht mithalten.
Bayern wollen über Finanz-Reformen in Euroleague sprechen
Präsident Hainer berichtete von Gesprächen in der Euroleague über mögliche Änderungen wie Gehaltsobergrenzen oder Financial-Fair-Play-Regeln, um den Wettbewerb ausgeglichener zu halten. «Bisher gibt es noch nichts Konkretes, sondern nur Ideen.» Pesic meinte, dass er mit Blick auf mögliche neue Spieler optimistisch sei, 2025/26 mit den Besten Europas mithalten zu können.
Pesic und Dragan Tarlac haben noch keine konkreten Personalentscheidungen bekannt gegeben. Tarlac wird am 1. Juli als neuer Sport-Geschäftsführer bei den Bayern beginnen. Am Samstag werden in München Gespräche mit den Spielern geführt und eine Abschlussfeier abgehalten, danach beginnt der Urlaub. Bisher ist nur bekannt, dass Nachwuchstalent Ivan Kharchenkov im Herbst auf das College in den USA gehen wird.
Was wird aus Weiler-Babb, Edwards und Co.?
Es ist zu erwarten, dass im Sommer andere Leistungsträger wie der deutsche Nationalspieler Nick Weiler-Babb von europäischen Rivalen mit deutlich besseren finanziellen Möglichkeiten abgeworben werden. Was wird aus Shabazz Napier, dem früheren NBA-Profi, der oft nur von der Bank kam, aber zum wertvollsten Spieler des Finales gewählt wurde?
Die Zukunft von Carsen Edwards, dem monatelang besten Spieler der Bayern und dann in der Schlussphase der Saison verletzt, ist ebenfalls ungewiss. Trotzdem nahm der US-Profi natürlich am finalen Showdown und der Meisterparty teil.