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Mercedes kämpft um Platz zwei in der Formel 1

Mercedes sieht sich in einem harten Kampf um Platz zwei hinter Red Bull, während Verstappen unaufhaltsam Richtung WM-Titel marschiert.

Der Brite George Russell fährt im Mercedes-Boliden auf der Strecke in Melbourne.
Foto: Hasan Bratic/dpa

Es ist mittlerweile Teil der Realität von Mercedes, sich mit weniger zufrieden zu geben. Ein großer Erfolg wäre es daher, wenn der ehemalige Branchenführer der Formel 1 diese Saison zumindest als Nummer zwei hinter Red Bull abschließt.

«Wir müssen anerkennen, dass jemand einen besseren Job macht als wir», sagte Teamchef Toto Wolff in Suzuka. Den Großen Preis von Japan dominierte Max Verstappen am Sonntag und eilt auch das vierte Jahr nacheinander ungebremst in Richtung des WM-Titels, der für die Silberpfeile schon wieder unerreichbar ist. «Niemand wird Max dieses Jahr mehr abfangen», sagte Wolff. Es gehe «nur noch darum, wer der Beste vom Rest wird».

Silberpfeile im Kampf um die B-Weltmeisterschaft

Nach dem vierten von 24 Rennen liegt Mercedes im Kampf um die Rolle des ersten Verfolgers, einer Art eigenen B-Weltmeisterschaft, nicht einmal an der Spitze. Mit 34 Punkten auf dem vierten Platz in der Teamwertung ist dies enttäuschend. Insbesondere Ferrari (2./120) und McLaren (3./69) sind hinter Red Bull (1./140) die Gegner des besten Rennstalls der Jahre 2014 bis 2021. Acht Mal in Folge hat der deutsche Autobauer die Konstrukteurs-WM gewonnen, Lewis Hamilton wurde sechs Mal Fahrer-Weltmeister, Nico Rosberg einmal. Danach zog Red Bull mit Verstappen nach einer Regeländerung vorbei.

«2026 gibt es einen großen Neustart, und dann bietet sich die realistische Chance für alle anderen Teams, Red Bull zu schlagen», sagte Wolff: «Aber davor gibt es noch eine ganze und eine dreiviertel Saison – und in diesen Monaten möchte ich nicht nur leiden.» Deswegen müssen Lösungen gefunden werden. Obwohl es Rekordweltmeister Hamilton und George Russell in Japan nur auf die Plätze neun und sieben schafften, gehe es in die richtige Richtung. Im Gesamtklassement belegen sie die gleichen Plätze, zusammen haben sie nicht mal die Hälfte der Punkte von Verstappen.

Hamilton nimmt Team in die Pflicht

«Wenn ich auf die Resultate schaue, dann ist das ganz klar nicht gut», sagte Wolff. Und vor allem ist das Ergebnisfiasko ohne Rennsieg seit November 2022 der Weltmarke Mercedes unwürdig. «Wir verlassen Suzuka sicher nicht glücklich, aber wir sind überzeugt, dass bald mehr kommen wird», sagte Wolff. Das Auto des Vorjahres war eine Fehlkonstruktion, nun sei es nicht ganz so dramatisch. «Wenn wir im Feld nach vorn kommen wollen, müssen wir mehr Leistung finden», sagte Hamilton aber und forderte: «Wir müssen weiter hart arbeiten.»

Der 39-Jährige wechselt zur nächsten Saison zu Ferrari, kündigte aber an, sich mit seiner bestmöglichen Leistung verabschieden zu wollen. Selbst diese kann der siebenmalige Champion aber derzeit nicht zeigen und muss den schlechtesten Saisonstart in 18 Jahren Karriere verkraften. «Wir haben ein paar Fortschritte gemacht, und das war positiv», sagte Russell (26), der auch 2025 noch im Cockpit des Werksteams sitzen wird.

Es ist unklar, wer Hamilton ersetzen wird. Wolff möchte gerne Verstappen verpflichten, aber sportlich gesehen macht ein Wechsel für den Niederländer keinen Sinn. Er hat einen Vertrag bei Red Bull bis 2028 und könnte nur vorzeitig gehen, wenn es eine besondere Klausel gibt. Außerdem wäre es unwahrscheinlich, dass der 26-Jährige einfach vom besten Auto zu einem mittelmäßigen Team wechseln möchte. Weitere mögliche Kandidaten sind das italienische Talent Kimi Antonelli (17) und der spanische Routinier Fernando Alonso (42).

Wolff: Siege gegen Verstappen unrealistisch

«Der Kampf läuft. Wir kämpfen für Platz zwei, das ist genauso unsere Realität wie letztes Jahr», sagte Wolff und gab einen Einblick in die Gefühlswelt in seiner Garage: «Die Erwartung ist es immer, Siege und Meisterschaften zu holen. Es ist überhaupt nicht befriedigend, nur um Platz zwei zu kämpfen.»

Ob es für die Fans denn nun den Rest des Jahres langweilig werden würde, wurde der 52-jährige Österreicher gefragt. «Ich denke, Ferrari kann noch näher an Red Bull herankommen und wir können noch näher an Ferrari herankommen», sagte Wolff, der auch ein Drittel der Anteile an dem Rennstall hält. Gerade im Mittelfeld könne es spannende Kämpfe geben, sagte Wolff. Doch die Fans wollen packende Fights um die Spitze sehen. «Wir geben alles, um eine bessere Show zu bieten und sie herauszufordern», sagte Wolff. Zu Ferrari soll möglichst schnell aufgeschlossen werden. «Und das werden wir auch wieder. Das ist für uns ein viel realistischeres Ziel, als mit Max mithalten zu können.»

dpa