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«Ihre Entscheidung»: Corona kann Bö-Brüder nicht stoppen

Selbst positive Corona-Tests können Biathlon-Seriensieger Johannes Thingnes Bö und seinen Bruder Tarjei nicht aufhalten. Für Gesprächsstoff sorgt der Start der beiden Norweger aber dennoch.

Tarjei Bö (l) und Johannes Thingnes Bö waren mit Masken bei der Siegerehrung.
Foto: Petr David Josek/AP/dpa

Nicht einmal ein positiver Corona-Test konnte Biathlon-Dominator Johannes Thingnes Bö in Tschechien stoppen. Der Ausnahmekönner stellte mit dem Erfolg in der Verfolgung seinen Rekord von 16 Saisonsiegen ein. Brisant: er hatte sich wie sein Bruder Tarjei mit dem Virus infiziert – beide starteten trotzdem.

«Wir haben uns während des Aufwärmens und im Rennen gut gefühlt», sagte Tarjei Bö, der sowohl im Sprint als auch im Jagdrennen Zweiter geworden war. «Ich glaube nicht, dass wir irgendjemanden angesteckt haben. Wir waren ja auch ganz alleine unterwegs.» 

Beide hätten am liebsten auch am Sonntag mit der norwegischen Mixed-Staffel in Nove Mesto ihre Erfolgsserie fortgesetzt, mussten da dann aber doch passen. Beim Sieg der Franzosen fehlten dem deutschen Quartett mit Janina Hettich-Walz, Vanessa Voigt, Philipp Nawrath und Benedikt Doll auf Rang vier nach einer Strafrunde Nawraths und insgesamt 13 Nachladern gut eine halbe Minute auf die drittplatzierten Norweger. In der Single-Mixed wurden Hanna Kebinger und Roman Rees beim Sieg Norwegens Siebte. Rees hatte beim letzten Schießen das Podest im Visier, musste dann aber einmal in die Strafrunde. 

Keine spezifischen Regeln mehr

Für Diskussionen sorgten die Bö-Brüder, die auf dem Podest nach dem Verfolger einen Mund-Nasen-Schutz trugen. Der drittplatzierte Schwede Martin Ponsiluoma, der sich im Endspurt knapp gegen Doll durchsetzte, hatte keinen – obwohl er für das gemeinsame Bild noch näher an die beiden Norweger heranrückte. «Es war ihre Entscheidung zu starten. Unser Arzt hat ihnen gesagt, es ist ihre Entscheidung, wenn sie keine Symptome und kein Fieber haben», sagte der norwegische Trainer Siegfried Mazet.

Wie auch beispielsweise im Tennissport gibt es im Biathlon «keine spezifischen Regeln mehr», sagte Kommunikationsdirektor Christian Winkler vom Weltverband IBU der Deutschen Presse-Agentur. «Aber es gibt die klare Empfehlung, auf die Gesundheit der Athleten zu achten», erklärte er.

Die Skandinavier gingen auch deshalb an den Start, weil sie im Kampf um den Gesamtweltcup keinen Nachteil haben wollten. Denn seit dieser Saison gibt es keine Streichergebnisse mehr. «Das passiert, wenn man ein Rennen nicht ausbügeln kann», sagte Johannes Thingnes Bö (29), dessen Landsfrau Marte Olsbu Röiseland ebenfalls einen Doppelsieg gefeiert hatte. Beste im Jagdrennen war Sprint-Weltmeisterin Denise Herrmann-Wick als Sechste, sie kam aber weder im Mixed noch Single-Mixed zum Einsatz.

Druck ist da

Der Schwede Sebastian Samuelsson zeigte Verständnis. «Ich verstehe, dass man laufen will, wenn man den Weltcup anführt. Viele von uns haben das der IBU bei der Vorstellung der Regeländerung gesagt. Das Risiko besteht darin, dass manche antreten, auch wenn sie nicht vollständig gesund sind», sagte der Massenstart-Weltmeister. Er habe das beim Weltcup in Frankreich Ende Dezember gemacht. Die Gesundheit sei das Wichtigste, aber man verspüre einen gewissen Druck, erklärte der 25-Jährige. 

Die Corona-Problematik scheint vor den letzten beiden Weltcup-Stationen in Östersund und Oslo wieder zuzunehmen. Norwegens Sturla Holm Laegreid war noch vor dem Start des Weltcups in Tschechien nach einem positiven Test abgereist – bei ihm haben sich die Bös wohl angesteckt. Der Franzose Quentin Fillon Maillet trat wegen einer Corona-Infektion zum Verfolger nicht mehr an.

Die Bö-Brüder schon. «Sie haben auf die anderen Sportler aufgepasst beim Anschießen und Aufwärmen. Da haben sie gesehen, dass alles in Ordnung ist», sagte Mazet. Norwegens Biathlon-Ikone Ole Einar Björndalen sah es dagegen kritisch. «Ich mache mir Sorgen über mögliche Folgeschäden, wenn sie wirklich Corona haben», sagte der TV2-Experte. Die Gesundheit habe oberste Priorität: «Und was sie getan haben, ist riskant.» 

dpa