Der Boxsport bietet Armin Ajrulai (26) alles, was er sucht. Doch beinahe nahm ihm dieser Sport auch alles. Zwei gravierende Schicksalsschläge haben den Profi-Boxer heftig getroffen.
Boxen ist sein Schicksal: Erster Titel-Kampf für Armin Ajrulai
Boxen als Schicksal: Armin Ajrulai kämpft um einen Titel nach lebensbedrohlichem Vorfall
Der Boxsport bietet Armin Ajrulai (26) alles, was er sucht. Doch beinahe nahm ihm dieser Sport auch alles. Zwei gravierende Schicksalsschläge haben den Profi-Boxer heftig getroffen, doch Ajrulai hat sich erneut aufgerappelt und kämpft weiterhin entschlossen.
„In einem Jahr möchte ich unter den Top 100 der Welt rangieren“, betont der Supermittelgewichtler (76,2 Kilo) aus Neuss. Am Samstag wird er im Rahmen der „AAA Fighting Series“ im „King’s Resort“ in Rozvadov, Tschechien, gegen den Lokalmatador Kristian Dzurnak (29) antreten. Dieser Acht-Runden-Kampf stellt einen bedeutenden Schritt in seiner Karriere dar.
Obwohl es formal um den weniger bedeutenden UBO-East-Europe-Titel geht, hat Co-Promoter Christian Lutz Schoenberger erklärt, dass das Event in Europas größtem Casino einen zusätzlichen Anreiz bieten soll: „Wir wollen den Zuschauern ein unterhaltsames Programm präsentieren.“
Überlebenskampf im Ring
Die Tatsache, dass Ajrulai überhaupt im Ring stehen kann, ist bemerkenswert. Im Jahr 2019 brach er in seinem vierten Profi-Kampf in der letzten Runde zusammen. Die Diagnose: Hirnblutung. „Die Erlebnisse im Rettungswagen sind mir in Erinnerung geblieben“, berichtet der ausgebildete Kfz-Mechatroniker. „Es war wie ein Film. Meine weinende Mutter war neben mir, und das Blaulicht des Rettungswagens war allgegenwärtig. Immer wieder fiel ich in Ohnmacht.“
Ajrulai hätte fast sein Leben verloren. Sein Arzt informierte ihn später darüber, dass ein Aneurysma in seinem Kopf bereits vor dem Kampf geplatzt war und die Schläge seines Gegners diese Situation verschlimmert hatten. „Ich habe großes Glück gehabt“, ist sich Ajrulai bewusst.
Ein Rückblick auf die herausfordernde Vergangenheit
Nach diesem Vorfall legte Ajrulai eine dreijährige Pause ein, in der er mit Depressionen kämpfte. Jedoch erhielt er von seinem Arzt die Informationen, dass das Risiko für eine erneute Hirnblutung nicht höher sei als zuvor, weshalb er in den Ring zurückkehrte. Dies stellte für ihn eine zweite Rettung dar.
Ein Blick in seine Kindheit offenbart weitere Herausforderungen: Mit 13 Jahren verlor Ajrulai plötzlich alle Haare aufgrund der Autoimmunerkrankung Alopecia Areata. Dies führte zu Rückzug und Mobbing. „Ich wollte nicht, dass irgendjemand darüber spricht. Aber Kinder können grausam sein. Ich wurde gehänselt und habe mich oft als Außenseiter gefühlt“, erklärt er.
Wendepunkte auf dem Weg zur Boxkarriere
Eine Lehrerin riet ihm, mit dem Boxen zu beginnen – eine Empfehlung, die seine Lebensrichtung erheblich veränderte. Im Boxgym erlernte er Disziplin und gewann Selbstvertrauen. Um seinen ersten Amateurkampf mit 17 Jahren zu bestreiten, musste er sogar die Unterschrift seiner Mutter fälschen, da sie zunächst gegen den Sport war.
Ein entscheidender Moment trat ein, als Ajrulai einem Jungen mit Leukämie begegnete, der durch die Chemotherapie seine Haare verloren hatte. „Er fragte mich, ob ich auch Chemotherapie bekomme und erzählte mir, dass er nicht wisse, wie lange er noch leben kann. An diesem Tag nahm ich mein Cap ab und beschloss, offen zu sein“, erinnert sich Ajrulai, der durch diesen Kontakt eine neue Perspektive auf sein eigenes Leben gewann.
2018 unterzeichnete Ajrulai seinen ersten Profi-Vertrag bei dem renommierten Coach Andreas Büdeker. Heute trainiert er, ohne Promoter, bei seinem Freund Anil „Coach Anil“ Büyüktunca (32) in Kaarst. Vor jedem Kampf lässt er seinen Kopf vorsichtshalber überprüfen.
Zukunftspläne und Ambitionen
Nach dem Kampf gegen Dzurnak plant Ajrulai, im Jahr 2026 um die Deutsche Meisterschaft (BDB) zu boxen und möglicherweise in eine höhere Gewichtsklasse im Halbschwergewicht (79,4 Kilo) aufzusteigen: „Ich liebe es, gegen größere Gegner zu kämpfen. Der Infight liegt mir, ich bin ein harter Kämpfer.“
Bildquelle: Foto: Torsten Helmke








