Nicole Piastri erzählt von Oscars kalkulierten Zügen und seinem steigenden Erfolg im Qualifying. Mama Nicole: "Er ist einzigartig."
Oscar Piastri: Vom Stoiker zum Formel-1-Talent
Über Oscar Piastri wundert sich selbst seine Mutter. Wie kann man nur so stoisch sein? Wie kann man nur so gefrierfachcool sein? Und das als Australier! «Jeder seiner Züge ist kalkuliert. Ich habe noch nie erlebt, dass er ein Risiko eingegangen ist, ohne darüber nachzudenken», erzählte Nicole Piastri einmal über ihren Rennfahrersohn, der im McLaren das Potenzial zum Formel-1-Weltmeister hat. «Er ist einzigartig.»
Wenn man Nicole zuhört und zusieht, kann man viel über Oscar Piastri lernen, den viertplatzierten in der Weltmeisterschaft. Sie hat es auf dem Kurznachrichtendienst X, früher bekannt als Twitter, zu eigener Popularität gebracht. Das war aus der Not geboren.
Piastri reagiert nicht auf Mamas Nachrichten
Piastri verließ Australien bereits im Alter von 14 Jahren. Zuerst blieb sein Vater Chris, der mit einer Softwarefirma für die Automobilindustrie viel Geld verdient hatte, bei ihm. Nach ein paar Monaten kehrte sein Vater jedoch zu seiner Frau Nicole und den Töchtern Hattie, Edie und Mae zurück, während Oscar im Internat blieb, um seine Motorsportkarriere voranzutreiben. Anfangs reagierte er nur auf Nachrichten seiner Mutter nicht.
Also fing sie an, sich über Social Media Gehör zu verschaffen. «Mein Plan bestand nicht darin, die Twitter-Welt zu dominieren, in dem ich ihn bloßstelle, aber es war einfach nicht leicht mit ihm in Kontakt zu treten», sagte Nicole Piastri. «Aber es funktionierte.»
Oscar Piastri zeigt stoische Gelassenheit in seiner Karriere in der Formel 1. Es besteht die Möglichkeit, dass er in diesem Jahr einen großen Erfolg erzielen könnte, da er sich im Qualifying verbessern konnte.
Norris, der bessere Fahrer im Qualifying
«Es geht darum, in all den kleinen Dingen rasiermesserscharf zu sein», sagte der junge Mann aus Melbourne, der äußerlich stets so ungerührt ist. «Wir sind alle auf dem gleichen Level. Jedes kleine Extra, das man bekommen kann, macht den Unterschied aus.»
2023 (7:15) und insbesondere im letzten Jahr (4:20) wurde Piastri im Qualifying noch deutlich von seinem Teamkollegen und WM-Spitzenreiter Lando Norris dominiert. Doch seine Leistungsbilanz in diesem Jahr ist ziemlich positiv. In Australien belegte Piastri den zweiten Platz in der Startaufstellung, in China, wo er seinen dritten Grand Prix gewann, stand er sogar auf der Pole-Position. Und im zweiten, chaotischen Training in Suzuka war er erneut vor Norris.
McLaren freut sich über «Zielscheibe» auf dem Rücken
McLaren hat auch in diesem Jahr das Potenzial, die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Sowohl auf Fahrer- als auch auf Konstrukteursebene. Red Bull und Titelverteidiger Max Verstappen wiederum haben mit einem schwierigen Auto zu kämpfen.
Das ist die Chance für das englische Traditionsteam erstmals seit 2008 mit Lewis Hamilton auch wieder den Fahrerchampion zu stellen. «Die Zielscheibe auf unserem Rücken ist eine schöne Sache. Für uns ist sie aber noch neu», meinte Norris über die Jagd auf McLaren. «Während wir an der Spitze stehen, wissen wir, dass die anderen hinter uns sind. Das spornt uns an.»
Piastri und Norris: Einzige gute Fahrerpaarung?
Norris sieht McLaren in einer ausgezeichneten Ausgangslage. Was nicht zuletzt an der Fahrerpaarung liegt. «Wir sind das einzige Team, das im Moment zwei gute Fahrer hat», behauptete der Engländer. «Das ist der große Unterschied.»
Piastri und Norris sind jedoch noch nicht in der Liga großer teaminterner Rivalitäten, die auch außerhalb der Cockpits für Kontroversen sorgten, wie Ayrton Senna gegen Alain Prost bei McLaren in den späten 1980er Jahren.
Piastris Puls
«Wir sind noch nicht so weit, aber es ist das erste Mal, dass wir wirklich gegeneinander antreten», sagte Norris. «Ich bin mir sicher, dass es noch viele Gelegenheiten geben wird, in denen wir gegeneinander kämpfen werden.»
Fragen nach der teaminternen Konkurrenz lassen Piastris Puls wohl kaum in die Höhe schnellen. Dafür wirkt er zu abgebrüht. «Ich denke, es kommt einfach darauf an, mein Leistungsniveau zu halten», sagte Piastri seelenruhig. Keine Überraschung für Mama Nicole.