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DFB-Pokal: Träume blühen bei den Außenseitern

Große Namen raus, leichter Weg ins Finale – kleinere Clubs träumen von historischem Erfolg und wirtschaftlichem Gewinn im DFB-Pokal.

Objekt der Begierde: Noch acht Teams hoffen auf den Gewinn des DFB-Pokals.
Foto: Tom Weller/dpa

Wird der Drittligist Saarbrücken ins Finale nach Berlin kommen? Wird ein Zweitligist nächstes Jahr im Europacup spielen? Oder werden Leverkusen oder Mönchengladbach den ersten Titel seit fast 30 Jahren holen? Das frühe Ausscheiden des Rekordsiegers FC Bayern München, des Titelverteidigers RB Leipzig und der zuletzt häufig im Endspiel stehenden Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt hat den DFB-Pokal zum Cup der Außenseiter gemacht. Und lässt bei den verbleibenden acht Clubs Träume aufblühen.

«Ich will keiner Mannschaft zu nahe treten, aber es sind schon große Namen raus. Es war selten so leicht, ins Finale zu kommen», sagte Mittelfeldspieler Marlon Ritter vom Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern. Es geht um Historisches für kleinere oder zumindest zuletzt nicht durch Titel verwöhnte Clubs. Das Wirtschaftliche, obwohl allein das Halbfinale rund 3,5 Millionen einbringen würde, wird laut Fortuna Düsseldorfs Sportdirektor Christian Weber zum «schönen Nebeneffekt».

Keiner der Viertelfinalisten hat seit dem Jahr 2000 den Pokal gewonnen, lediglich zwei von ihnen haben in dieser Zeitspanne überhaupt ein Finale erreicht. Erst zum zweiten Mal seit der Gründung der Bundesliga vor 60 Jahren stehen lediglich drei Erstligisten im Viertelfinale. Und es gibt nur eine mögliche Konstellation für ein reines Bundesliga-Endspiel.

Herthas Traum vom Heim-Finale

Fast schon symbolisch startet die Runde in dieser Woche mit zwei reinen Zweitliga-Spielen. Am Dienstag (20.45/ZDF und Sky) trifft der Tabellenführer FC St. Pauli auf Düsseldorf, am Mittwoch (20.45/Sky) kämpft Hertha BSC gegen den 1. FC Kaiserslautern um den lang ersehnten Traum vom ersten Endspiel im heimischen Olympiastadion.

Dies geschähe auch zu Ehren des kürzlich gestorbenen Präsidenten Kay Bernstein. «Jeder weiß, dass der Verein einen Traum hat, dass die Fans einen Traum haben, dass Kay einen Traum hatte», sagte Kapitän Toni Leistner. «Dafür müssen wir alles in die Waagschale werfen.» Seit 1985 wird das Endspiel immer in der Hauptstadt ausgetragen und wurde zum deutschen Wembley, seitdem hechelt die Hertha diesem Traum hinterher. Einmal war in diesem Zeitraum im Halbfinale Schluss, dreimal im Viertelfinale. Doch die Gegner waren im Gegensatz zu diesmal immer Erstligisten.

Der größte Außenseiter im Wettbewerb schreibt sogar sein eigenes Märchen neu. Vor vier Jahren erreichte der 1. FC Saarbrücken als erster Viertligist das Halbfinale, nun ist das Bundesliga-Gründungsmitglied als Drittligist nur noch einen Schritt von der Vorschluss-Runde entfernt. Und zwei von Berlin. «Geisteskrank» sei das, sagte Torjäger Kai Brünker: «Es wäre verrückt, wenn wir wirklich nach Berlin fahren.» Man müsse zwar auf dem Boden bleiben, «aber wir haben die Bayern geschlagen, wir haben Frankfurt geschlagen. Da wollen wir natürlich auch das nächste Spiel gewinnen.»

Auch Gladbach träumt vom Titel

Gegner dort ist Borussia Mönchengladbach. Der fünfmalige Meister aus den 70ern hat seit dem Pokalsieg 1995 keine Trophäe mehr gewonnen – und auch kein Endspiel mehr erreicht. Sechsmal scheiterte die Borussia seitdem in einem Viertel- oder Halbfinale, zweimal trotz Heimrechts und viermal gegen unterklassige Clubs. Doch das Motto in Gladbach heißt: Traum statt Trauma! «Der Weg wird immer kürzer, die Wahrscheinlichkeit immer größer», sagte Sportchef Roland Virkus. Und Mittelfeldspieler Julian Weigl erklärte: «Der Pokal ist unheimlich spannend, weil schon so viele große Teams raus sind.»

Zwei Vereine erscheinen noch stärker als die Borussia, aber interessanterweise treffen der Bundesliga-Tabellenführer Bayer Leverkusen und der Dritte VfB Stuttgart direkt aufeinander. Bayer hat seit dem Cup-Sieg 1993 keinen Titel mehr gewonnen und hat seitdem drei Endspiele verloren. Die Stuttgarter haben seit ihrem letzten Erfolg im Jahr 1997 zweimal im Finale verloren.

Bayer, das in diesem Duell zudem Heimrecht hat, ist natürlich der klare Favorit auf den Titel. «Aber es gibt auch noch St. Pauli, Fortuna Düsseldorf oder die Hertha», sagte Trainer Xabi Alonso. Und meinte das angesichts des bisherigen Verlaufs des Wettbewerbs keineswegs ironisch: «Im Pokal gibt es immer Überraschungen. Sie spielen guten Fußball. Und der Pokal ist ein anderer Wettbewerb.» Was selten so deutlich wurde wie in diesem Jahr.

dpa