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Druck steigt für DEB-Team: «Gewehr auf der Brust»

Dreimal war Deutschlands Eishockey-Team bei der WM den Favoriten ebenbürtig, dreimal verlor die deutsche Auswahl dennoch. Frust und Druck steigen. Gegen Dänemark muss nun dringend ein Sieg her.

Bei der Gruppenspielrunde der Eishockey-WM hatte das deutsche Team um Leon Gawanke (r) gegen die USA das Nachsehen.
Foto: Heikki Saukkomaa/Lehtikuva/dpa

Der Horrorstart in die Eishockey-Weltmeisterschaft ist perfekt, jetzt steht das deutsche Nationalteam vor vier Endspielen um die angestrebte Viertelfinal-Teilnahme. Nach dem extrem bitteren 2:3 (0:0, 2:1, 0:2) in Tampere gegen die USA zählt schon am Donnerstag (19.20 Uhr/Sport1 und MagentaSport) gegen Dänemark nichts anderes als ein Sieg.

«Es ist sehr, sehr bitter, dass man jetzt das Gewehr auf der Brust liegen hat, weil man alle Spiele gewinnen muss», sagte NHL-Verteidiger Moritz Seider.

Ungewiss ist, ob es ab dem Ende dieser Woche dabei die Unterstützung eines der aktuell besten Spieler der Welt geben wird. «Wir würden uns natürlich wünschen, dass er kommt, wir können ihn gut gebrauchen», sagte Kapitän Moritz Müller zu einer möglichen Anreise Leon Draisaitls. Trotz seiner 146 Scorerpunkte für die Edmonton Oilers in dieser Saison war der 27-Jährige am Sonntag (Ortszeit) mit seinem Team in den NHL-Playoffs erneut vorzeitig gescheitert.

Damit wäre die erste WM-Teilnahme Draisaitls seit vier Jahren theoretisch möglich. «Wenn es was zu vermelden gibt, werden wir es vermelden», sagte DEB-Sportdirektor Christian Künast vor dem Spiel gegen die USA bei MagentaSport. «Es sind sehr viele Dinge zu erledigen. Wir sind sehr akribisch im Hintergrund. Wir sind auf alles vorbereitet.»

Drei starke Auftritte – drei Niederlagen

Der extrem unglückliche deutsche WM-Start könnte einer nachträglichen Anreise des Topstars indes im Weg stehen. Trotz drei starker Auftritte gegen die Gruppenfavoriten Schweden (0:1), Finnland (3:4) und nun die USA holte die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes nicht einen einzigen Punkt aus den ersten drei Spielen. «Es ist sehr frustrierend, jetzt in die Gesichter der Jungs zu gucken», sagte Stanley-Cup-Sieger Nico Sturm. «Dass jetzt der Druck da ist, ist ja vollkommen klar.»

Sollte Deutschland auch gegen die Dänen nicht gewinnen, käme eine Anreise Draisaitls womöglich zu spät, um das Minimalziel Viertelfinale und die angestrebte direkte Olympia-Qualifikation noch zu erreichen. Denn dass der 27-Jährige schon vor dem nächsten Spiel an Christi Himmelfahrt in Tampere eintreffen würde, ist angesichts der noch anstehenden Abschlussgespräche mit den Oilers und der komplizierten Anreise aus Edmonton unrealistisch. Die Angriffswucht Draisaitls könnte das Team indes dringend gebrauchen.

DEB-Team schießt zu wenig Tore

Denn auch wenn Deutschland in allen drei Spielen bislang den Favoriten mindestens ebenbürtig war, gelingen zu wenige Tore. Gegen die USA trafen lediglich Samuel Soramies (31. Minute) von den Augsburger Panthern in Unterzahl und Justin Schütz (40.) vom deutschen Meister EHC Red Bull München. «Jetzt gilt es, Wege zu finden, die Scheibe auch ins Tor zu bringen. Wir brauchen sicher mehr Verkehr vor dem Tor», sagte Bundestrainer Harold Kreis. NHL-Stürmer Sturm befand: «Uns hat in allen drei Spielen so ein dreckiges Tor gefehlt. Irgendwo ein Rebound oder vom Schoner weg. Es tut schon sehr weh.»

Anstatt das Angriffsspiel und vor allem das teils zu umständliche Powerplay zu trainieren, dürfte Kreis allerdings eher mit einem freien Tag reagieren, um die Köpfe der Spieler freizubekommen. «Es ist fraglich, ob wir überhaupt aufs Eis gehen, um mal etwas Abstand zu gewinnen», sagte der Nachfolger von Toni Söderholm, unter dem es in den vergangenen Jahren stets mindestens für das Viertelfinale gereicht hatte. Der Finne hatte Deutschland 2021 sogar ins WM-Halbfinale geführt.

Seider: «Man darf uns noch nicht abschreiben»

Das ist auch in diesem Jahr theoretisch noch möglich. Nur benötigt die DEB-Auswahl dafür nun dringend Punkte. «Wenn wir weiter so spielen, geht es gar nicht anders, dass die Siege kommen», sagte Torhüter Mathias Niederberger trotzig.

«Ich glaube, man darf uns immer noch nicht abschreiben», stellte Seider klar. «Wir sind eine Mannschaft, die bis zum bitteren Ende durchzieht und wenn wir jetzt alle Spiele gewinnen, meckert auch keiner, wenn du am Ende im Viertelfinale stehst.»

dpa