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Kreis‘ kniffliges WM-Debüt: Auftakt macht Team zu schaffen

Dem deutschen Eishockey-Team droht gegen die Top-Nationen ein WM-Fehlstart. Das harte Auftaktprogramm macht auch dem neuen Bundestrainer zu schaffen. Die Ansprüche der Spieler bleiben trotzdem hoch.

Harold Kreis ist der Trainer der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft.
Foto: Sven Hoppe/dpa

Viele Verletzte, schwieriger Start: Das WM-Debüt für Eishockey-Bundestrainer Harold Kreis könnte kniffliger kaum sein.

Insbesondere das harte Auftaktprogramm in Tampere gegen den elfmaligen Weltmeister Schweden am Freitag (19.20 Uhr), gegen Titelverteidiger und Gastgeber Finnland nur 24 Stunden später (19.20 Uhr) und am Montag gegen die USA (15.20 Uhr/alle Sport1 und MagentaSport) beschäftigt Team und Trainer seit Tagen. NHL-Star Moritz Seider sprach von «absoluten Brettern», Torhüter Mathias Niederberger von einer «direkten Challenge» und Stürmer Marcel Noebels bekannte zur Aussicht, nach drei Spielen noch punktlos dazustehen: «Das steht natürlich im Raum.»

Mentaltrainer soll helfen

Um das vom Deutschen Eishockey-Bund vorgegebene Minimalziel Viertelfinale nicht früh aus den Augen zu verlieren, setzt der neue Bundestrainer gar auf psychologische Hilfe. «Dafür haben wir einen Mentaltrainer dabei, der schon länger mit den Spielern arbeitet», sagte Kreis der Deutschen Presse-Agentur. «Da geht es natürlich auch darum, wie wir damit umgehen, wenn wir nach drei Spielen noch keinen Punkt haben.»

Um die erste WM unter Kreis nicht zu einem Reinfall werden zu lassen, wäre der Druck danach gegen die vermeintlich leichteren Gegner Dänemark, Österreich, Ungarn und Frankreich immens. «Da geht es in den vier Spielen danach schon um alles», sagte Noebels.

Der große WM-Hoffnungsträger Seider, der trotz erst weniger Einheiten mit dem Team wohl bereit für einen Einsatz gegen Schweden ist, merkte daher an: «Wenn man ins Viertelfinale kommen will, muss man gegen diese Nationen ein paar Punkte klauen. Wir haben in der Vergangenheit oft bewiesen, dass wir das können.»

Am Anfang einer WM sind die Top-Nationen oft noch nicht so stark und entwickeln sich erst nach und nach. Schweden etwa startete 2021 in Riga mit zwei überraschenden Niederlagen gegen Dänemark und Belarus und stand kurz vor dem Vorrunden-Aus. Auch in diesem Jahr fehlen den Tre Kronors etliche eigentlich verfügbare Topstars aus der NHL. «Vielleicht können wir davon etwas profitieren», befand Seider.

Stürmer-Mangel im DEB-Team

Indes stellt sich die Frage, wer gerade gegen die stärkeren Gegner die Tore schießen soll. Schon im letzten WM-Test am Dienstag gegen die USA deutete sich diese Problematik an. Beim 3:6 fielen die deutschen Tore trotz teils bester Möglichkeiten erst spät, als die USA das Spiel bereits abgehakt hatten.

Im WM-Kader stehen nur zwei der besten zehn deutschen Torschützen der vergangenen DEL-Saison. Einige sind verletzt. Auf andere wie Daniel Schmölz (Nürnberg), Maxi Kammerer (Köln), Dominik Bokk (Frankfurt) oder Tobias Eder (Düsseldorf) verzichtete Kreis dagegen bewusst. «Wir nehmen natürlich zur Kenntnis, dass diese Spieler Tore geschossen haben, aber das Spiel besteht aus mehr als Toreschießen», sagte der 64-Jährige im Interview der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung».

Viele verletzungsbedingte Absagen

Für insgesamt 15 verletzungsbedingte Absagen kann der erfahrene langjährige DEL-Coach nichts. Dennoch wird sich der Deutsch-Kanadier an der Zielvorgabe messen lassen müssen. «Es gibt die Ziele des Verbandes, die sind allen bekannt: Das Viertelfinale und die Direkt-Qualifikation für Olympia zu erreichen. Intern haben wir mit der Mannschaft gesagt, dass wir den maximalen Erfolg wollen – egal, wie der aussieht», sagte Kreis der dpa.

Denn im Team entstand in den erfolgreichen Jahren unter seinen Vorgängern Marco Sturm und Toni Söderholm ein recht forsches Selbstverständnis. «Es darf auch gerne mehr sein, wenn es nach mir geht», sagte in NHL-Stürmer und Stanley-Cup-Sieger Nico Sturm gar ein WM-Neuling in Bezug auf die Ziele. «Wir haben eine Entwicklung gemacht im deutschen Eishockey und wünschen uns natürlich, dass der Weg mit ihm so weiter geht», sagte Kapitän Moritz Müller an Kreis adressiert.

Druck verspürt der Bundestrainer deswegen nicht. «Ich finde die nicht unrealistisch», sagte Kreis der dpa zu den Zielen. «Deshalb sprechen wir ja vom maximalen Erfolg. Wir müssen im Verlauf des Turniers sehen, wie wir zurechtkommen.» Angesichts des Auftaktprogramms könnte die Realität bei seinem WM-Debüt schnell anders aussehen.

dpa