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Joshua Kimmich: Der Initiator des Geniestreichs gegen Italien

Kimmich, Musiala und Urbaniak verblüfften mit einer magischen Ecke die überlisteten Italiener und beeindruckten Bundestrainer und Nationalcoach.

Joshua Kimmich (l) und Jamal Musiala feiern ihren Tor-Clou.
Foto: Fabian Strauch/dpa

Joshua Kimmich lächelte verschmitzt. Und es passte zu diesem völlig verrückten 3:3 gegen Italien, dass der omnipräsente Kapitän natürlich auch bei der kuriosesten Szene dieses mitreißenden Fußballspiels der geniale Initiator war. «Zufall war es nicht. Man bereitet sich auch ein bisschen auf Gegner vor», sagte Schlitzohr Kimmich nach dem Tor-Clou von Dortmund.

In dieser 36. Minute war alles zu schnell für viele Zuschauer, zahlreiche Teamkollegen und auch für das Fernsehen. Ebenso für die überlisteten Italiener um den ziemlich belämmert dreinschauenden Startorwart Gianluigi Donnarumma.

In diesem Moment verschmolzen Kimmich, sein Bayern-Kollege Jamal Musiala und der Balljunge Noel Urbaniak spontan zu einem magischen Dreieck der ungewohnten Art. Der 15-Jährige warf dem zur Eckfahne laufenden Kimmich hinter der Werbebande stehend den Ball zu. Kimmich führte die Ecke aus. Und Musiala stand völlig allein gelassen am Fünfmeterraum und schoss ins leere Tor, als Donnarumma noch wild auf seine Teamkollegen einredete.

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«Von allen dreien absolute Weltklasse»

Der Torwart macht das immer wieder. Und das wusste Kimmich. Er hatte es ja schon früh im Spiel versucht, Donnarumma mit einem schnell ausgeführten Freistoß zu überlisten. «Von allen dreien absolute Weltklasse», lobte hinterher Bundestrainer Julian Nagelsmann Eckenschütze Kimmich, Torschütze Musiala und Assistgeber Urbaniak. Italiens Nationalcoach Luciano Spalletti schäumte derweil: «Was uns umgebracht hat, war das zweite Tor!»

«Wir haben gut reagiert. Der Jamal war bereit. Zum Teil haben es selbst unsere Jungs nicht mitbekommen. Zum Glück hat es geklappt», erzählte Kimmich. Und er vergaß auch Edelhelfer Noel nicht: «Ich bin rausgelaufen, wollte den Ball. Er war auf jeden Fall auf Zack und hat dann auch das Tor mit ermöglicht.»

Stolzer Joel: Ein Bild mit Kimmich und Anruf bei Mama

Urbaniak meldete sich nach seinem Tor-Assist erst einmal bei seiner Mama. Er musste ihr von seinem unglaublichen Erlebnis berichten. «Ich habe Jo den Ball direkt zugeworfen, wir hatten zuvor Augenkontakt. So etwas habe ich noch nie erlebt. Das war mein erstes Mal als Balljunge. Es fühlt sich wirklich sehr gut an», schilderte der Teenager bei RTL. Auch er war plötzlich ein Held dieses Spiels.

«Der Balljunge macht das gut», äußerte Nagelsmann. «Aber der entscheidende Spieler ist Josh, der den Ball schnell will. Und dann auch Jamal, der sich clever verhält.» Der Bundestrainer lobte die Intuition aller Beteiligten. «Man kann das nicht einstudieren. Das war eine sehr intelligente Aktion.» 

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Der Balljunge und Kimmich trafen sich nach dem Schlusspfiff noch für ein gemeinsames Foto am Spielfeldrand. «Jo hat den Ball unterschrieben und hat danke gesagt», erzählte Urbaniak. Und DFB-Sportdirektor Rudi Völler versprach dem Jungen, dass er «beim nächsten Heimspiel eine Freikarte kriegt».

Kimmichs Wandlung und ein besonderes Jubiläum

Das ist nun am 4. Juni das Nations-League-Halbfinale gegen Portugal in München. Es wird zugleich das 100. Länderspiel von Kimmich sein. Daheim in der Allianz Arena. Vor großer Kulisse. Und es ist ein Spiel, in dem es um den Einzug ins Finale geht. «Es wird ein kurzes, aber wichtiges Turnier. Die Elite Europas ist eingeladen», sagte Kimmich schon jetzt voller Vorfreude.

Gerade läuft es für Kimmich, der kürzlich seinen Vertrag beim FC Bayern verlängert hat und der lange Zeit ein Symbol für den Niedergang der Nationalmannschaft war mit den Turnier-Flops von 2018 bis 2022. Nach der Heim-EM 2024 wurde der ehrgeizige Münchner zum Kapitän ernannt. Im Viertelfinal-Klassiker gegen Italien war er an allen fünf deutschen Toren beteiligt. Mehr als er kann ein Anführer kaum leisten.

Mit Position auf der rechten Seite arrangiert

Nagelsmann hatte seinen Kapitän bereits nach dem 2:1 in Mailand gelobt. «Ich liebe es, wie Josh immer an die Grenze geht, immer gewinnen will. Seine Einstellung ist beeindruckend.» Kimmich sehnt sich danach, endlich auch im DFB-Trikot Titel zu gewinnen. Die Nations League im Juni soll der Anfang sein.

Kimmich hat akzeptiert, dass er im Nationalteam auf der rechten Seite spielt und nicht wie beim FC Bayern im Mittelfeld. Er hat die Fähigkeit, das Spiel auf beiden Positionen zu beeinflussen, ein Team zu führen – und sogar einen aufgeweckten Balljungen zu einer besonderen Aktion zu motivieren.

dpa