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Internet-Hass gegen Tennisprofis: Zverev und Garcia berichten von massiven Beschimpfungen

Tennisprofis wie Zverev und Garcia werden im Internet massiv beschimpft und mit Hassnachrichten überhäuft, was zu einem ernsthaften Problem geworden ist.

Erhält Todeswünsche gegen sich und seine Mutter im Netz: Alexander Zverev.
Foto: Julia Nikhinson/AP

Für Alexander Zverev gibt es bei Hassattacken im Internet nur ein Rezept: «Ignorieren». Mit der Veröffentlichung übler Nachrichten gegen sich setzte die Französin Caroline Garcia bei den US Open das Dauer-Thema für Tennisprofis wieder auf die Agenda. Und auch die deutsche Nummer eins berichtete beim Grand-Slam-Turnier in New York auf Nachfrage von massiven Beschimpfungen über die sozialen Netzwerke.

«Schaut euch mein Instagram an, wie viel ich da bekomme, wie viel meiner Mutter der Tod gewünscht wird oder mir der Tod gewünscht wird», sagte Zverev. «Es gibt überall auf der Welt dumme Menschen.»

Mit eindrücklichen Worten berichtete Garcia, dass sie hunderte Hassnachrichten erhalte und veröffentlichte krasse Beispiele für Beschimpfungen bis hin zu Todeswünschen für ihre Mutter. Es tue ihr weh, sie habe in ihrem Alter von 30 Jahren jedoch Werkzeuge, um sich vor Hass zu schützen. «Aber es ist immer noch nicht okay. Es besorgt mich, wenn ich an junge, aufstrebende Spielerinnen denke, die dies durchmachen müssen», schrieb sie.

Auch Jule Niemeier hat diese Erfahrungen früh in ihrer Karriere gemacht. Inzwischen hat sie die Kommentarfunktion unter ihren Instagram-Posts stark eingeschränkt. «Ich finde es sehr schade, weil es die Freude an dem Ganzen nimmt», sagte die Dortmunderin nachdenklich nach ihrem Zweitrunden-Sieg bei den US Open über Erfahrungen mit Hassbotschaften. «Wenn man jünger ist und gerade neu auf die Tour kommt, dann wissen viele gar nicht, wie sie damit umgehen sollen.»

Sie verbringe «sehr wenig» Zeit auf sozialen Netzwerken, berichtete die 25-Jährige. Dabei sind diese oft auch eine wichtige Plattform für Sponsoren. «Aber ich poste relativ wenig aus meinem Privatleben, auch wegen dieser Nachrichten, aus Selbstschutz, um Familie und Freunde rauszuhalten. Selbst meine Brüder haben Nachrichten bekommen.» Auch ihre gute Freundin Eva Lys hatte in der Vergangenheit Hassnachrichten öffentlich gemacht – und sehr viel öffentliche Unterstützung nach diesem Schritt erhalten.

https://x.com/CaroGarcia/status/1828782367080607801

Auf der Suche nach Lösungen

Doch wie können wir das Problem nachhaltig bekämpfen? Im letzten Jahr hat der französische Tennisverband eine technologische Lösung eingeführt, um Spielerinnen und Spieler bei den French Open vor Hasskommentaren zu schützen. Eine künstliche Intelligenz soll Nachrichten filtern, die Profis müssen vor der Nutzung ihrer Konten in den sozialen Netzwerken einen QR-Code scannen.

«Die (Profi-Organisationen) WTA und die ATP versuchen, Lösungen zu finden», sagte Niemeier anerkennend – aber: «Vermeiden lässt es nicht. Man gewinnt ein Match und bekommt trotzdem solche Nachrichten, was völlig absurd ist.»

Garcia forderte in einem längeren Beitrag in sozialen Netzwerken die Betreiber dazu auf, mehr gegen Hass zu unternehmen. Außerdem bemängelte die Weltranglisten-30., dass Turniere und der Tennissport Sponsorenverträge mit Wettfirmen abschließen. Dies könnte ungesundes Wettverhalten bei den Menschen fördern. In den Kommentarspalten fällt häufig auf, dass enttäuschte Wetter Profis nach deren Niederlagen mit beleidigenden Kommentaren überhäufen und ihnen vorwerfen, absichtlich verloren zu haben.

Spielerinnen wollen gemeinsam «diese Tragödie» bekämpfen

Garcia erhielt große Unterstützung aus dem Tenniskreis für ihr Statement – insbesondere von Kolleginnen. Die Weltranglistenerste Iga Swiatek aus Polen bedankte sich. Die Weltranglistensechste Jessica Pegula aus den USA schrieb: «Die dauerhaften Todesdrohungen und Bedrohungen der Familie sind inzwischen normal.» Und die Tunesierin Ons Jabeur antwortete Garcia: «Lasst uns alle zusammenhalten, um diese Tragödie zu bekämpfen.»

dpa