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Derby-Held Selke: Köln beendet Leverkusens Serie

Was war das für ein Theater im Vorfeld: Dem 1. FC Köln hatte es nicht gefallen, dass Bayer Leverkusen das Derby ohne große Rücksprache verlegen ließ. Doch der FC jubelte am Ende trotzdem.

Mit seinem Doppelpack verhalf Davie Selke dem 1. FC Köln zu drei Punkten in Leverkusen.
Foto: Marius Becker/dpa

Dann siegten sie eben zwei Tage früher: Unbeirrt von den Diskussionen um die Spielverlegung hat der 1. FC Köln dem rheinischen Rivalen Bayer Leverkusen zum Start in den heißen Mai kräftig die Stimmung verdorben.

Durch das 2:1 (2:1) rund 15 Kilometer nordöstlich von der eigenen Arena stoppte der FC die eindrucksvolle Serie der Leverkusener nach 14 Pflichtspielen ohne Niederlage, verpasste der Werkself einen herben Dämpfer vor dem Halbfinal-Hinspiel in der Europa League am Donnerstag bei der AS Rom und befreite sich selbst auch von den letzten Abstiegssorgen.

Bayer droht dagegen am viertletzten Spieltag der Fußball-Bundesliga aus den Europacup-Rängen zu rutschen. Dafür müsste allerdings der VfL Wolfsburg am Sonntag bei Titelanwärter Borussia Dortmund gewinnen.«Wir hatten viele Möglichkeiten, aber keine richtigen Chancen. Wir waren heute nicht zwingend genug», sagte Leverkusens Robert Andrich: «Wir haben zwei ganz billige Gegentore bekommen.»

Selke beendet Doppelpack-Durststrecke

Im brisanten, aber stimmungsvollen und nach ersten Erkenntnissen weitgehend friedlichen Derby wurde FC-Stürmer Davie Selke mit seinem ersten Doppelpack seit mehr als fünf Jahren (14./36. Minute) zum Derby-Helden und sorgte nebenbei auch für den ersten Kölner Sieg an einem Freitagabend nach zuvor sechs Niederlagen. Heute haben die Jungs mich wirklich überragend bedient, dafür bin ich dankbar», sagte Selke: «Es war eine schwierige Aufgabe für uns, die wir sehr, sehr gut gelöst haben.»

Für Bayer hatte Amine Adli zwischenzeitlich ausgeglichen (28.). Leverkusens Trainer Xabi Alonso hatte im Vorfeld den Wunsch geäußert, «dass wir uns für immer an diesen Mai erinnern». Die erste Erinnerung wird negativ sein.

Vor dem Spiel hatte es viele Diskussionen gegeben, da die Leverkusener mit Blick auf das Rom-Spiel eine Vorverlegung von Sonntag auf Freitag erwirkt hatten. Die Kölner hatten sich vor allem darüber beschwert, dass sie in den Prozess nicht frühzeitig eingebunden wurden. Der erste positive Effekt für die Leverkusener: Sie haben nun zwei Tage mehr Zeit, die Derby-Niederlage zu verarbeiten.

Keine Ausschreitungen im Vorfeld

Bei der Anreise war es entgegen den Befürchtungen weitgehend ruhig geblieben. Doch auf den Rängen gaben beide Fan-Gruppierungen alles und schaukelten sich in Bezug auf die Lautstärke regelrecht hoch. Auf dem seifigen Rasen nach stundenlangen Regenfällen entwickelte sich derweil vom Anpfiff weg ein munteres Spiel. Die Kölner hatten bereits in der fünften Minute Glück, als Timo Hübers Mitchel Bakker foulte, aber rund einen halben Meter vor dem Strafraum.

Die Leverkusener waren zunächst klar am Drücker, doch die Kölner nutzen eiskalt ihre erste Torchance, als Selke bei einer Flanke von Florian Kainz im Rücken von Jonathan Tah in dessen 300. Pflichtspiel für Bayer entwischte und unhaltbar für Lukas Hradecky einköpfte. Die Kölner feierten die Führung mit einigen Pyros, dicke Wolken zogen danach für eine Weile durch die Arena. Drei Minuten später hätte Kainz schon erhöhen können, doch er verzog aus zehn Metern frei stehend deutlich.

Tennisbälle und Rudelbildung

Die Leverkusener brauchten eine ganze Weile, um den Schock des Rückstands zu verdauen, doch dann gelang ihnen auf eindrucksvolle Weise der Ausgleich. Doch das war nicht die Wende, denn Köln schlug wieder in eiskalt mitten in die Leverkusener Drangphase zurück. Und wieder war es der seit seinem Winter-Wechsel oft unglückliche Selke, der nach starker Hereingabe von Jan Thielmann schneller als Edmond Tapsoba am Ball war und vollendete. Zuletzt hatte Selke am 14. April 2018 für Hertha BSC zwei Bundesliga-Treffer in einem Spiel erzielt – gegen Köln.

Nach dem Wechsel warfen einige Kölner Fans Tennisbälle auf den Platz, was für eine kurze Unterbrechung sorgte. Das Spiel war nun nicht mehr ganz so rasant wie im ersten Durchgang. Gute Torszenen waren lange Mangelware, doch blieb es jederzeit spannend. Bezeichnend für die Hektik in der Schlussphase war eine Rudelbildung in der 80. Minute, die Schiedsrichter Felix Zwayer mit gleich drei Gelben Karten ahndete.

dpa