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Deutsche Staffel in Ruhpolding auf Rang zwei hinter Norwegen

Die 12.000 Fans in der Chiemgau Arena trieben die deutschen Biathleten nach vorne. Und die Skijäger nutzten die Unterstützung und feierten Staffelplatz zwei. Nur Norwegen war mal wieder besser.

Die deutsche Staffel um Benedikt Doll musste sich in Ruhpolding nur den Norwegern geschlagen geben.
Foto: Sven Hoppe/dpa

Ihren zweiten Platz bei bester Party-Atmosphäre in Ruhpolding wollten Deutschlands Biathleten schon als Kampfansage für die Heim-WM verstanden wissen.

David Zobel, Johannes Kühn, Benedikt Doll und Roman Rees mussten sich im Staffelrennen nur dem übermächtigen Olympiasieger Norwegen geschlagen geben, sammelten als starker Zweiter mit der besten Schießleistung aber kräftig Selbstvertrauen für die Titelkämpfe in einem knappen Monat in Oberhof. «Oh, wie ist das schön» sang Doll im Ziel vor der Haupttribüne mit den 12.000 Fans und schwang später eine Deutschland-Fahne bei der Siegerehrung.

«Es war klar, dass die Norweger gewinnen. Aber es geht darum, den zweiten Platz abzusichern, das war das Wichtigste», sagte Ex-Weltmeister Doll. Selbst eine Strafrunde und sieben Nachlader hinderten die Skandinavier um Dominator Johannes Thingnes Bö nicht am dritten Triumph im dritten Männer-Teamwettbewerb des Winters.

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Das Quartett des Deutschen Skiverbandes schaffte es mit nur vier Nachladern zum dritten Mal auf das Podest und unterstrich die großen Ambitionen auf eine WM-Medaille, nachdem es bei den Olympischen Winterspielen in Peking im Vorjahr nur zu Platz vier gereicht hatte.

Doll lobt «coole» Atmosphäre

«Natürlich freuen wir uns auf die WM in Oberhof», sagte der zufriedene Bundestrainer Mark Kirchner: «Es ist wichtig, dass wir gutes Selbstvertrauen haben.» Dass es nicht zum ersten Staffelsieg seit 679 Tagen reichte, störte in der Chiemgau Arena niemanden.

«Man muss sich ja nicht immer verstecken, man kann den Norwegern ja auch mal zeigen, was man drauf hat. Klar sind sie aktuell in der Teamleistung eine Klasse besser. Aber es macht uns Spaß, sie zu ärgern», sagte Doll in der ARD und lobte die Atmosphäre: «Echt coole Stimmung». Doll hatte zwischenzeitlich in Führung liegend an Schlussläufer Rees übergeben, dieser musste sich aber wenig überraschend dem fünfmaligen Olympiasieger Bö geschlagen geben. «Ich kann gar nicht mitgehen. Das wäre vermessen und würde keinen Sinn machen. Ich war schon sehr glücklich, dass wir Platz zwei ins Ziel gebracht haben», sagte Rees.

Frankreich komplettiert Podest

Nach 4×7,5 Kilometern betrug der Rückstand auf Norwegen 20,1 Sekunden. Rang drei ging an Frankreich. Die in allen drei Staffelrennen erfolgreichen Norweger sowie die Franzosen kassierten beide jeweils eine Strafrunde. Bö ließ sich im Auslaufmodus auf seiner Schlussrunde feiern, schnappte sich auf der Zielgeraden noch die norwegische Fahne. Doch für Begeisterung sorgten vor allem die Deutschen.

Der zuletzt enttäuschende Zobel machte einen guten Job und brauchte in beiden Schießeinlagen nur einen Nachlader. Ganz anders als der Norweger Sturla Holm Laegreid, der sich völlig überraschend stehend sogar eine Strafrunde leistete und den Favoriten zunächst weit zurückfallen ließ. Auf seiner Schlussrunde gingen Zobel auf der langen Zielgeraden etwas die Kräfte aus («Da bin ich ein bisschen gestorben»), aber mit nur 15,9 Sekunden Rückstand ging Kühn als Siebter auf die Jagd nach der Spitze. «Es war ein unfassbar geiles Gefühl, wie die Leute abgehen», sagte Zobel mit Blick auf die Stimmung.

Und auch Kühn, der immer mal wieder am Schießstand schwächelte, machte seine Sache sehr gut, benötigte nur für den letzten seiner zehn Schuss eine Extrapatrone. Auf der Schlussrunde spielte er dann seine Laufstärke aus, sodass Doll als Dritter nur noch 16,7 Sekunden hinter den führenden Franzosen lag.

Rees mit schwerstmöglicher Aufgabe

Doll machte richtig Druck, doch Norwegens Vetle Sjastad Christiansen schloss zur Spitze auf. Nach dem Stehendanschlag führte Christiansen sechs Sekunden, aber Doll überholte ihn. «Es ist schön, auch mal agieren und Attacken setzen zu können», sagte Doll, der trotz der Drucksituationen ganz entspannt blieb. «Mit einem kleinen Sohn realisiert man auch, dass es wichtigere Sachen gibt als Biathlon», sagte der Schwarzwälder.

Der diesmal statt Doll als Schlussläufer aufgestellte Rees hatte aber die schwerste Aufgabe: Das direkte Duell mit Ausnahmekönner Bö. Und der 29-Jährige, dem läuferisch derzeit niemand gewachsen ist, zog auch mit zwei Nachladern am Schießstand weg und sicherte den nächsten Sieg.

Am Samstag (14.25 Uhr/ARD und Eurosport) wollen dann Anna Weidel, Sophia Schneider, Vanessa Voigt und Denise Herrmann-Wick nachlegen. Zum Saisonauftakt hatte es für das Frauen-Quartett zu Rang zwei in Finnland gereicht, zudem gab es in Hochfilzen noch einen vierten Platz.

dpa