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Patzer und Tränen: Deutsches Drama in der Team-Kombination

Die erste deutsche Medaille bei der alpinen Ski-WM ist zum Greifen nah – dann leistet sich Lena Dürr einen folgenschweren Fehler. Die Enttäuschung ist riesig. Es gibt aber noch Chancen auf Edelmetall.

Legte mit einer starken Abfahrt vor: Emma Aicher.
Foto: Jens Büttner/dpa

Die völlig frustrierte Lena Dürr warf erst in hohem Bogen einen ihrer Skistöcke durch den Zielraum und vergoss später dann auch ein paar Tränen. Sie sei «richtig enttäuscht», sagte die deutsche Skirennfahrerin nach dem Drama in der Team-Kombination. Die erste Medaille für den Deutschen Skiverband bei der WM in Saalbach-Hinterglemm war zum Greifen nah – ehe Dürr im entscheidenden Slalom patzte. So wurde es nur Platz 17 für Dürr und ihre formstarke Teamkollegin Emma Aicher. Gold sicherte sich US-Star Mikaela Shiffrin mit Abfahrts-Weltmeisterin Breezy Johnson.

«Wenn man jemand anderen mit reinzieht, tut es doppelt weh», sagte Dürr. Sie hatte gehofft, sich mit der im Ziel auf sie wartenden Aicher über Edelmetall freuen zu können. Stattdessen mussten sie gemeinsam leiden. «Das passiert. Es ist gar nicht schlimm», sagte Aicher, die ihre zwölf Jahre ältere Kollegin zuvor lange in den Arm genommen und getröstet hatte. Im Slalom am Samstag wolle sie «das Blatt wenden», kündigte Dürr an. Es wird eine er letzten deutschen Medaillenchancen bei den Titelkämpfen in Österreich. 2023 in Méribel hatte Dürr WM-Bronze geholt. Nun muss sie aber erst mal einen Dämpfer verdauen.

Aicher legt mit starker Abfahrt vor

Aicher und Dürr waren mit großen Erwartungen in die WM-Premiere der Team-Kombination gegangen. Aicher, 21 Jahre alt, hatte zuvor mit sechsten Plätzen im Super-G und in der Abfahrt am Zwölferkogel für Aufsehen gesorgt. Dürr, die bisher die einzigen deutschen Weltcup-Podestplätze in diesem Winter erzielt hatte, hatte sich am Montagabend freudig auf den Wettbewerb vorbereitet und sich einen Fingernagel schwarz-rot-gold lackiert.

Aicher machte einen guten Start: Am Morgen fuhr sie die zweitschnellste Zeit in der Abfahrt. Nur 0,23 Sekunden trennten sie von der US-Amerikanerin Lauren Macuga. Dürr startete also mit diesem Rückstand in den folgenden Slalom, den sie lange Zeit anführte, dann aber kurz vor dem Ziel ausrutschte und fast ausschied. Die 33-Jährige rettete sich ins Ziel, hatte dort jedoch mehr als vier Sekunden Rückstand. Kein Gold – und am Ende nicht einmal Silber oder Bronze.

Auch Hilzinger patzt im Slalom

Stattdessen belegte die Schweizerin Lara Gut-Behrami den zweiten Platz, gefolgt von ihrer Landsfrau Wendy Holdener, die im Slalom brillant fuhr. Auf dem dritten Platz landeten die Super-G-Weltmeisterin Stephanie Venier und Katharina Truppe aus Österreich. Kira Weidle-Winkelmann führte das zweite deutsche Duo an und erreichte einen starken fünften Platz in der Abfahrt, während ihre Teamkollegin Jessica Hilzinger im Slalom ausschied.

Ein «richtig cooles Event» sei es trotzdem gewesen, sagte Dürr. Der Mini-Mannschafts-Wettbewerb war mit Spannung erwartet worden – und bot reichlich Spektakel. Für viele der Fahrerinnen war er ein echter Nervenkitzel.

Enttäuschendes Ende für «Schildkröte» Vonn

Die US-Ausnahmeathletin Shiffrin freute sich gleich bei ihrem ersten Auftritt bei dieser WM über Gold. Vor etwas mehr als zwei Monaten hatte sie bei einem Sturz in Killington eine Stichwunde im Bauchbereich erlitten, die operiert werden musste. Für den Riesenslalom an diesem Donnerstag sei sie daher nicht mental bereit, sagte sie. Für die Team-Kombination war sie es – und wie.

Rückkehrerin Lindsey Vonn, die nur allzu gern mit Shiffrin zusammen gefahren wäre, belegte gemeinsam mit AJ Hurt Platz 16. Ein enttäuschendes Ende der WM für die 40-Jährige, die in der Abfahrt am Morgen große Probleme hatte. Sie sei «wie eine Schildkröte gefahren», sagte die einstige Speed-Queen im ORF selbstkritisch. Vonn, deren großes Ziel ohnehin erst die Olympischen Spiele 2026 sind, konnte aber schon wieder lachen. Lena Dürr fiel das schwerer.

dpa