Zwei Trainingslager sollten dem deutschen Achter helfen, den Rückstand zur Weltspitze zu verkürzen. Doch im olympischen Vorlauf fährt die Crew mächtig hinterher.
«Mit dem Rücken zur Wand» – Dämpfer für den Achter
Die olympische Ruderregatta begann für den Deutschland-Achter mit einer bedenklichen Niederlage, anstelle der erhofften Trendwende. Wie bereits in der bisher enttäuschenden Saison fuhr die Mannschaft um Schlagmann Mattes Schönherr (Potsdam) auch im Vorlauf von Paris 2024 weit hinter der Weltspitze.
Nach dem ernüchternden dritten Platz muss das DRV-Paradeboot in den Hoffnungslauf. «Jetzt stehen wir mit dem Rücken zur Wand, müssen alles in die Waagschale werfen und weiter an uns glauben», kommentierte Achter-Trainerin Sabine Tschäge mit Blick auf die zweite Chance am Donnerstag, wenn vier weitere Final-Startplätze vergeben werden.
Rückstand von mehreren Bootslängen
Auch wenn der WM-Fünfte am Ende des aussichtslosen Kampfes gegen das siegreiche Boot aus den USA und die Konkurrenz aus den Niederlanden Kräfte sparte und das Tempo drosselte, machte Tschäge aus ihrer Enttäuschung über den großen Rückstand von gleich mehreren Bootslängen keinen Hehl: «Wir sind nicht zufrieden, weil wir nicht das gemacht haben, was wir im Training viel, viel besser konnten.»
Alle Erwartungen an eine positive Wirkung der beiden Trainingslager in Völkermarkt (Österreich) und Ratzeburg haben sich bisher als unrealistisch erwiesen. Der Abstand zur Weltspitze scheint immer noch genauso groß zu sein wie bei der Olympia-Generalprobe vor Wochen auf dem Rotsee in Paris. Es ist eher unwahrscheinlich, dass noch im Stade Nautique östlich von Paris eine Trendwende gelingt, nach diesem Auftritt.
Schon vor der 1.000-Meter-Marke riss der Kontakt zu den beiden führenden Booten ab, obwohl sich das DRV-Team zu diesem Zeitpunkt noch mit hoher Schlagzahl um Anschluss bemühte. «Im Idealfall wären wir gern um Platz eins mitgefahren. Das ist uns nicht gelungen», bekannte Steuermann Jonas Wiesen (Treis-Karden). «Der Abstand sieht nicht gut aus – und tut auch nicht gut.»
Hoffnungslauf als echter Gradmesser
Noch hat Schlagmann Schönherr den Glauben an ein Happy End nicht aufgegeben: «Wir haben in den letzten Wochen gut trainiert und wissen, dass wir es können. Nun gilt es, das auf großer Bühne abzurufen.»
Für den Hoffnungslauf stellten alle Beteiligten höchste Konzentration und bedingungslosen Einsatz in Aussicht. «Da wird keiner mehr taktieren. Wir müssen zusehen, dass wir alle Komponenten von Anfang an zusammenhaben. Sonst wird es für uns schwer», sagte Tschäge.
Im Männer-Doppelvierer war die Stimmung glänzend, im Gegensatz zum Achter. Das Team aus der einst medaillenträchtigen Bootsklasse zeigte eine beherzte Leistung im Hoffnungslauf. Der Sieg knapp vor der Schweiz und Norwegen sicherte dem DRV den zweiten Finalplatz nach dem Frauen-Doppelvierer. Insgesamt sind sieben deutsche Boote in Paris vertreten.