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Deutschland Tour als Triumphfahrt: Rad-Fans feiern Lipowitz

Florian Lipowitz hat mit seinem dritten Platz bei der Tour de France eine neue Begeisterung ausgelöst. Das Zuschauer-Interesse ist stark angewachsen. Auch ein Crash kann ihn nicht bremsen.

Florian Lipowitz war bei der Deutschland Tour der umjubelte Star.
Foto: Jan Woitas/dpa

Florian Lipowitz schrieb auch mit schmerzender Hand fleißig Autogramme. «Ich halte den Stift nur mit Daumen und Zeigefinger, das geht schon», scherzte der nach einem Crash lädierte deutsche Radstar, der mit seinem dritten Platz bei der Tour de France eine neue Euphorie entfacht hat. Der Schwabe war bei der Deutschland Tour der gefeierte Star, auch wenn er sportlich nur eine Nebenrolle eingenommen hat.

«Wenn man sieht, wie viele Fans hier sind, freut mich das wahnsinnig», betonte Lipowitz, der sich mit seinem Heimspiel für die Unterstützung in Frankreich bei den eigenen Fans bedanken wollte. So registrierte Fabian Wegmann als Sportlicher Leiter des fünftägigen Events dieses Jahr die «mit Abstand am meisten Zuschauer», wie der frühere Radprofi in der ARD betonte: «Dieser Lipowitz-Faktor ist auf jeden Fall da.»

Das neue Interesse an der in der Vergangenheit aufgrund von Doping-Skandalen in Verruf geratenen Sportart freut auch Landsmann Georg Zimmermann. «Da hat Flo sicher seinen Teil dazu beigetragen. Hier ist richtig was los in Deutschland», sagte der deutsche Meister. Das erste Podium beim größten Radrennen der Welt seit vielen Jahren habe Deutschland wie einst bei Jan Ullrich wieder ins Tour-de-France-Fieber versetzt.

Wichtige Helferrolle trotz Schmerzen

„Angesichts der Begeisterung ließ sich Lipowitz auch nicht von einem Malheur auf der zweiten Etappe im Sauerland ausbremsen, als er nach einem Ausweichmanöver gegen einen Stromkasten geprallt war. Mit Prellungen an der Hand, an der Schulter und am Schlüsselbein kämpfte er sich tapfer durch.“

Aber auch ein angeschlagener Lipowitz war noch eine große sportliche Bereicherung. Auf der dritten Etappe brachte er als bärenstarker Helfer seinen Red-Bull-Teamkollegen Danny van Poppel zurück in die Spitzengruppe. «Ich mache das gerne. Ich habe so viel von denen bei der Tour bekommen. Da wollte ich einfach etwas zurückgeben. Ich versuche so gut wie möglich zu helfen», sagte Lipowitz.

Pogacar ärgert sich über Rennjury

Van Poppel gewann schließlich auch den Zielsprint, wurde aber von der Rennjury zurückgestuft. Der niederländische Meister hatte den Briten Matthew Brennan durch einen Schlenker den Weg versperrt. Das ärgerte sogar Superstar Tadej Pogacar in der Ferne. «Diese Zurückstufung ist ein absoluter Witz und nicht korrekt. Schlechte Arbeit… wie so oft», kritisierte der viermalige Tour-de-France-Champion auf Instagram. Van Poppel sei der klare Sieger gewesen, so der Slowene, der sich von den Strapazen bei der Tour de France erholt.

Lipowitz hat in den letzten Wochen bereits in Südtirol und am Gardasee trainiert. Der 24-Jährige plant, in den kommenden Wochen wieder anzugreifen – zunächst bei den WorldTour-Rennen in Kanada im September, dann bei den Herbstklassikern in Italien. Auf eine Teilnahme an der WM in Ruanda verzichtet Lipowitz jedoch, da er dafür erneut in ein Höhentrainingslager hätte gehen müssen.

Möglicherweise plant er im nächsten Jahr auch einen Gesamtsieg bei der Deutschland Tour. Dafür müsste das Profil der Rundfahrt jedoch anspruchsvoller gestaltet werden, da sie in diesem Jahr eher für Sprinter und Klassiker-Spezialisten ausgelegt war. Ein deutscher Sieger würde dem Rennen sicherlich guttun, da der letzte Erfolg von Nils Politt bereits vier Jahre zurückliegt.

dpa