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«Brutale 60 Minuten Kampf»: DHB-Team heiß auf Frankreich

Die deutschen Handballer fühlen sich trotz der ersten Niederlage des Turniers bereit für das WM-Viertelfinale gegen Frankreich. Die Reise soll noch nicht enden.

Deutschlands Trainer Alfred Gislason reagiert.
Foto: Jan Woitas/dpa

Youngster Juri Knorr und Torwart-Routinier Andreas Wolff schworen die deutschen Handballer mit markigen Worten auf den Kampf um die erste WM-Medaille seit dem Gold-Triumph vor 16 Jahren ein.

«Von diesem Spiel haben wir geträumt», sagte Knorr vor dem Klassiker gegen Olympiasieger und Rekordchampion Frankreich im Viertelfinale am Mittwoch (20.30 Uhr/ZDF). «Ich kann versprechen, dass wir da noch einmal mit einer ganz anderen Energie auftreten werden. Es hört sich vielleicht martialisch an, aber wir müssen um unser Leben spielen, denn natürlich wollen wir weiterkommen.»

Am Dienstagmorgen machte sich der DHB-Tross direkt nach dem Frühstück von Kattowitz auf den Weg nach Krakau, von wo es mit dem Flieger weiter nach Danzig ging. Dort erwartet Wolff im Duell mit dem sechsmaligen Weltmeister «brutale 60 Minuten Kampf und Emotion».

«Schwerstmögliche Gegner»

Das schreckt die Schützlinge von Alfred Gislason jedoch ebenso wenig ab wie die Klasse des Rivalen, über den der Bundestrainer urteilte: «Das ist aus meiner Sicht der schwerstmögliche Gegner. Die sind super besetzt, in der Breite überragend besetzt. Da müssen wir ein überragendes Spiel machen, um eine Chance zu haben.»

Dennoch wollen Wolff & Co. das 75. Länderspiel gegen die Equipe tricolore mit allen Mitteln siegreich gestalten und die Euphorie in der Heimat ein Jahr vor der Heim-EM weiter befeuern. «Wir müssen das Spiel mit Leidenschaft angehen. Wir werden unser Herz in die Hand nehmen und die vielleicht fehlende Erfahrung gegenüber den Franzosen mit Kampf wettmachen», kündigte Wolff an und forderte: «In solch einem Spiel muss man nicht nur ans Limit gehen, sondern seine Grenzen ausweiten.»

Das war beim 26:28 im letzten Hauptrundenspiel gegen Norwegen, bei dem fast sieben Millionen TV-Zuschauer mitfieberten, nicht gelungen. «Das war unser schwächstes Spiel. In der ersten Halbzeit war die Abwehr viel zu durchlässig, in der zweiten Halbzeit verwerfen wir viel zu viele Bälle», resümierte Kapitän Johannes Golla.

Noch einmal soll das der jungen und weitgehend unerfahrenen deutschen Mannschaft nicht passieren. «Ich denke, es war der richtige Zeitpunkt für einen kleinen Dämpfer, damit man sich bewusst macht, dass das alles kein Selbstläufer ist», sagte Wolff. «Jetzt heißt es, Mund abwischen und es besser machen, um mit einem Sieg wieder in die Spur zu finden.»

Starker Rückhalt Wolff

Der 31-Jährige präsentierte sich bei der ersten Niederlage im Verlauf der Endrunde in Polen und Schweden erneut als starker Rückhalt, auf den es auch gegen die mit Topstars wie Dika Mem, Kentin Mahe oder Nikola Karabtic erstklassig besetzten Franzosen ankommen wird. «Wir spielen gegen eine der besten Mannschaften der Welt, da müssen wir konzentrierter, abgezockter und lockerer agieren. Dann haben wir auch eine Siegchance», sagte Wolff.

Der Routinier soll den Kasten vernageln, Knorr im Angriff die Akzente setzen. Der 22-Jährige spielt bei seiner zweiten WM bisher groß auf und ist Vorbereiter und Vollstrecker in Personalunion. Das bringt auch Experten wie Markus Baur, der das deutsche Spiel beim WM-Triumph 2007 dirigierte, zum Schwärmen. 

«Er verfügt über eine große individuelle Klasse. Er ist ein kompletter Spieler, der sehr viele Dinge auf dem Feld wahrnimmt und immer versucht, das Maximum herauszuholen. Er hat ein gutes Gespür für Situationen. Er ist torgefährlich, setzt seine Nebenleute gut in Szene und spielt überragend mit dem Kreis zusammen», sagte der 52-Jährige in einem Interview der «Handballwoche» und attestierte Knorr «Weltklasse».

Von den Auftritten des Jüngsten im Team ist auch Wolff angetan, wenngleich ihn diese nicht überraschen. «Über Juri bin ich nicht erstaunt. Er hat oft gezeigt, welch riesiges Potenzial er hat. Er hat das Zeug, ein ganz Großer zu werden», sagte der Klasse-Keeper.  

Knorr blüht auf

Knorr – mit 37 Toren bester deutscher Werfer im bisherigen Turnierverlauf – ist die Freude am Spiel deutlich anzumerken. Sein Motto: «Ich probiere, meinen Job zu machen. Wenn ich mich gut fühle, will ich natürlich Verantwortung übernehmen, die Zeit auf der Platte gut nutzen, Spaß haben und einfach ich selbst sein.»

Das ist ihm bisher eindrucksvoll gelungen. Und auch gegen Frankreich wird es auf die individuellen Fähigkeiten von Knorr ankommen. «Das ist wahrscheinlich das größte Spiel meiner Karriere», sagte der Rückraumspieler vom Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen. 

Dass die deutsche Mannschaft als Außenseiter in die Partie geht, bedeute aus seiner Sicht nicht, dass sie chancenlos ist. «Ich bin mir sicher, dass wir ein anderes Gesicht zeigen und alles reinhauen werden. Viele von uns hatten noch nicht so eine Chance, auf der WM-Bühne um die Medaillen mitzuspielen», sagte Knorr und versprach: «Wir werden voll da sein.»

dpa