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WM-Bronze: Straßer rettet deutsches Ski-Team vor Fiasko

Slalom-Ass Linus Straßer rast im dramatischen Finale von Saalbach-Hinterglemm auf das Podest und erspart dem DSV die erste medaillenlose Alpin-WM seit 18 Jahren. Viel Arbeit bleibt trotzdem.

Linus Straßer war die letzte deutsche Hoffnung bei der Ski-WM in Saalbach.
Foto: Jens Büttner/dpa

Linus Straßer hob seine Skier hoch und wurde von den Fans auf der riesigen Tribüne im Zielbereich gefeiert. Der 32-Jährige hat im Slalom von Saalbach-Hinterglemm die Bronzemedaille gewonnen und somit am letzten Tag der WM doch noch für eine deutsche Medaille gesorgt. Der Deutsche Skiverband (DSV) steht nach den stimmungsvollen Tagen am Zwölferkogel vor einer Menge Arbeit – jedoch blieb ihm die ganz große Schmach erspart.

Olympiasieger Noel patzt im Final-Drama

«Wahnsinnig schön» fühle sich die erste Einzelmedaille bei einem Großereignis an, sagte Straßer. 2021 in Cortina d’Ampezzo hatte er mit der Mannschaft WM-Bronze gewonnen, ein Jahr später bei Olympia in Peking Team-Silber. Nun gelang ihm also auch der lang ersehnte große Solo-Coup – in einem der spannendsten Slaloms des Winters, wie Sportvorstand Wolfgang Maier fand.

Er sei sich nicht sicher gewesen, ob seine «beherzte Fahrt» im zweiten Lauf für einen Podestplatz reichen würde, meinte Straßer nach dem dramatischen Finale. Am Ende sah es eher nach Platz vier aus – dann aber patzte Clement Noel. Der französische Olympiasieger, der zur Halbzeit geführt hatte, schied im zweiten Durchgang aus – und ließ das deutsche Ski-Team kollektiv aufatmen. 

Loic Meillard gewann Gold und damit die 13. Medaille für die herausragenden Schweizer bei dieser Weltmeisterschaft. Die Silbermedaille ging an Atle Lie McGrath aus Norwegen.

Frau und Tochter an der Strecke dabei

Straßer war die letzte Hoffnung der Deutschen bei den Titelkämpfen im Salzburger Land. Der DSV wäre beinahe erstmals seit 18 Jahren ohne eine einzige Medaille von einer Alpin-WM nach Hause gefahren. Doch Straßer rettete, was noch zu retten war. Und zeigte sich danach erstaunlich abgeklärt.

Letztendlich sei es ein Rennen wie viele andere, erklärte der Wahl-Tiroler. Nur, dass es eben mehr Beachtung bekäme. Sicher freue er sich nach dieser Medaille auch für den Verband. In erster Linie nehme er die Strapazen und Entbehrungen aber auf sich, um selbst erfolgreich zu sein. Wegen all des Trainings, der Rennen und der Reisen sehe er das halbe Jahr seine Familie nicht, so Straßer. Diesmal waren Frau Maria und Töchterchen Marta im Ziel ganz nah dabei.

Erste medaillenlose WM seit 2007 drohte

Die befürchtete erste deutsche Nullnummer bei einer Alpin-WM seit 2007 blieb nach Lena Dürrs achtem Platz im Damen-Slalom am Samstag also aus. Trotzdem muss sich die DSV-Mannschaft in vielen Bereichen steigern.

Die Bilanz sehe dank Straßer etwas positiver aus, meinte Maier. Das Ziel von zwei Medaillen sei bei dieser WM aber verfehlt worden. Über weite Strecken sei das Abschneiden in Österreich eine «Spiegelung der Saison» gewesen, so der 64-Jährige. Das deutsche Team – die junge Emma Aicher etwa – hätte mitunter «gute Ansätze» gezeigt, zu oft fehle aber der «Punch aufs Podium». Straßer hatte ihn – und mit dem Noel-Ausfall auch das letzte notwendige Glück.

Aicher einer der größten Lichtblicke

Der DSV erlebte das versöhnliche Ende von zwei überwiegend enttäuschenden Wochen. Über 170.000 Zuschauer besuchten die elf Wettkämpfe und sorgten für eine große Ski-Party. Der DSV durfte erst ganz am Ende mitfeiern.

Vorher gab es nur wenige positive Momente. Vor allem Aicher, Sechste im Super-G und in der Abfahrt, gibt Hoffnung für die Zukunft. Anton Grammel, der im zweiten Durchgang des Riesenslaloms die beste Zeit fuhr und fast noch die Top Ten erreichte, zeigte ebenfalls sein Potenzial.

Die Speed-Herren haben den Anschluss komplett verloren – und wurden entsprechend scharf von Trainer Christian Schwaiger kritisiert.

Dürr im Fokus – und zu fehlerhaft

Dürr war neben Straßer die größte deutsche Medaillenhoffnung. Die WM-Dritte von 2023, die bislang die einzigen deutschen Weltcup-Podestplätze der Saison eingefahren hat, habe es aber auch nicht gerade leicht gehabt, meinte Maier.

Die 33-Jährige stand immer im Mittelpunkt – im Teamevent und in der Kombination mit Aicher patzte sie dann jeweils. Im Slalom waren nach einem gesundheitlichen Rückschlag ihre Kräfte erschöpft.

Es ist eine der Herausforderungen, an denen die Deutschen weiter arbeiten müssen, mental bereit zu sein und die Überzeugung zu haben, wirklich ganz nach vorn fahren zu können. Dürr, Aicher, Straßer – sie sind die wenigen Spitzenkräfte im Team. Doch nur einer von ihnen konnte es bei dieser Weltmeisterschaft letztendlich zeigen.

dpa