Bei der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes können die Weichen für eine Bewerbung um Sommerspiele gestellt werden. Ampel-Aus und ein Personalknall sorgen für Unsicherheit.
DOSB-Debatten: Von Olympia-Plänen bis Personalquerelen

Der Fokus der 21. Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes sollte eigentlich auf dem nächsten Schritt auf dem beschwerlichen Weg zu Olympia in Deutschland liegen. Doch am Samstag (9.00 Uhr) in Saarbrücken treffen sich die DOSB-Vertreter unter dem Einfluss eines Zwists in der Führungsebene und der Ungewissheit nach dem Ende der Ampel-Koalition. Dies sind die Themen, die bei den Beratungen in der saarländischen Landeshauptstadt im Mittelpunkt stehen.
Deutsche Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele
Sommerspiele – ja oder nein? Nach dem DOSB ist die Antwort klar. Bei der Mitgliederversammlung wird über das weitere Vorgehen einer deutschen Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele abgestimmt. Der DOSB soll beauftragt werden, den sogenannten Continuous Dialogue mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) zu beantragen. Dadurch würde der DOSB offiziell in unverbindliche Gespräche im Hinblick auf die Ausrichtung künftiger Olympischer und Paralympischer Spiele eintreten und das Interesse daran unterstreichen.
Es ist unklar, welche Stadt oder Region sich Deutschland bewerben würde. Berlin, München, Hamburg, Leipzig und Nordrhein-Westfalen mit der Region Rhein-Ruhr haben Interesse an einer Ausrichtung gezeigt. Eine Bewerbung für ganz Deutschland scheint vom Tisch zu sein, sodass ein Wettbewerb zwischen den Städten und Regionen droht, bevor es zu einer eigentlichen Auseinandersetzung mit anderen Ländern kommt.
«Wir hätten nichts dagegen habt, wenn man es in einer breiteren Bewerbung für alle macht. Ich glaube, am Ende wird es uns wahrscheinlich schaden, wenn wir ein großes Battle in Deutschland führen», sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) der ARD-«Sportschau».
Das DOSB-Präsidium plant, im besten Fall im nächsten Sommer zu entscheiden, welche Konzepte der Mitgliederversammlung im Jahr 2025 präsentiert werden sollen.
Personalknall in der Verbandsführung
In Saarbrücken werden wahrscheinlich auch die internen Querelen im DOSB zur Sprache kommen – auch wenn ursprünglich kein Tagesordnungspunkt dafür vorgesehen war. Was ist passiert? Torsten Burmester wurde vom DOSB-Präsidium als Vorstandsvorsitzender abberufen, nachdem er angekündigt hatte, im kommenden Jahr für die SPD bei der Kölner Oberbürgermeisterwahl kandidieren zu wollen.
Burmester wollte seinen Wahlkampf und das Hauptamt beim DOSB parallel ausüben und sah darin keinen Interessenkonflikt. DOSB-Präsident Thomas Weikert hingegen hatte zur Abberufung erklärt: «Als Präsidium ist es unsere Aufgabe, die Belange des Verbandes an erste Stelle zu setzen und zum Wohle des DOSB zu handeln.» Dabei soll der Vertrag zwischen der Dachorganisation und Burmester erst Anfang des Jahres bis 2029 verlängert worden sein.
Von Januar an wird nun für ein halbes Jahr der frühere hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (72) kommissarisch den Vorstand ergänzen. Der ehemalige CDU-Spitzenpolitiker soll vor allem seine Kontakte zur Politik im Sinne des DOSB nutzen. Der vakante Posten des Vorstandsvorsitzenden soll aber zügig nachbesetzt werden. Einem Bericht des «Spiegel» zufolge soll Weikert erst aus der Zeitung erfahren haben, dass Burmester eine Kandidatur in Köln anstrebt.
Nach dem Ampel-Aus: Spitzensportfördergesetz wackelt
Der Zusammenbruch der Ampel-Koalition hat dazu geführt, dass wichtige Vorhaben im deutschen Sport gefährdet sind: Es ist unklar, welche Bedeutung eine Bewerbung um Sommerspiele unter der neuen Regierung hat – möglicherweise kommt es auch zu einem Stillstand beim geplanten Spitzensportfördergesetz.
Das Ziel des Gesetzes ist es, die Planungssicherheit zu verbessern, die Bürokratie abzubauen und letztendlich die Leistungsfähigkeit der Sportler und Sportlerinnen zu steigern. Die Gründung einer unabhhängigen Sportagentur zur Verteilung der Fördergelder ist das zentrale Element des Sportfördergesetzes.
Trotz des Ausfalls der Ampel haben SPD und Grüne einen Entwurf des Spitzensportfördergesetzes für den Bundestag vorgelegt. Fraglich ist jedoch, ob es vor der geplanten Bundestagswahl am 23. Februar eine Mehrheit geben wird. Denn nach dem Ausscheiden der FDP benötigt die Regierung Stimmen der Opposition – und diese wird es wahrscheinlich nicht geben.
Sollte das Gesetz in dieser Legislaturperiode nicht mehr auf den Weg gebracht werden können, will der DOSB mit einer neuen Bundesregierung einen neuen Versuch wagen. «Wir starten dabei nicht bei null», hieß es vom DOSB. Man werde sich dafür stark machen, die Zwischenergebnisse zur Zukunft des Spitzensports in Deutschland weiter zu nutzen und darauf aufzubauen.