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«Virtuose» und «Zauberer» Guardiola vor historischem Triple

Nach Manchester Citys überragendem 4:0 gegen Real Madrid überschlagen sich Medien mit Lob für Pep Guardiola. In seiner siebten Saison mit den Cityzens könnte der Startrainer Historisches schaffen.

City-Torjäger Erling Haaland (l) jubelte nach dem Spiel gemeinsam mit Ruben Dias.
Foto: Jon Super/AP/dpa

Nach dem spektakulären Final-Einzug in der Champions League wollte Pep Guardiola nicht sofort an die historische Triple-Chance denken. «Lasst mich erstmal die ersten beiden gewinnen», sagte der Fußballtrainer von Manchester City nach dem furiosen 4:0 gegen Real Madrid.

In den kommenden Wochen kann der 52-Jährige mit dem Premier-League-Club nicht nur in der Königsklasse triumphieren, sondern auch die Meisterschaft und den Pokal in England holen. «Natürlich sind wir jetzt hier. Jetzt dürfen die Spieler daran denken und sich das vorstellen. Wir sind drei Spiele davon entfernt», sagte Guardiola.

Schon an diesem Wochenende kann Man City mit einem Sieg gegen Chelsea die Trophäe in der Premier League sichern, am 3. Juni folgt das Pokalfinale gegen Manchester United, den bislang einzigen Triple-Gewinner aus England. Aber das europäische Endspiel gegen Inter Mailand am 10. Juni in Istanbul steht in der Bedeutung für Guardiolas Team über allem. Nach den Enttäuschungen der vergangenen Jahre ist die Sehnsucht größer denn je.

Gala gegen Real

Nach der überragenden Vorstellung gegen Rekordsieger Real offenbarte Guardiola was sich in ihm und seinem Team nach dem Halbfinal-Aus im Vorjahr aufgestaut hatte. «Ich hatte das Gefühl, wir hatten ein Jahr Bauchschmerzen, nachdem was letzte Saison passiert ist», sagte Guardiola, der während des Spiels die Fans auf der Tribüne angepeitscht und jedes Tor überschwänglich bejubelt hatte.

«Wir mussten Gift schlucken, aber im Fußball und im Sport bekommst du immer eine weitere Chance», sagte der City-Coach. «Als wir Madrid zugelost bekommen haben, habe ich gesagt: ‚Ja, das will ich.’» Angeführt vom überragenden deutschen Kapitän Ilkay Gündogan nutzte Man City diese Chance auf beeindruckende Weise. «So STOLZ auf diese Mannschaft», schrieb Gündogan nach dem Spiel in sozialen Medien.

Real Madrid hatte es nur Torwart Thibaut Courtois zu verdanken, dass die Vorführung nicht schon in der ersten Halbzeit zur Demütigung wurde, als dieser unter anderem zweimal grandios gegen Erling Haaland parierte. Bernardo Silvas Doppelpack (23. Minute, 37.) im ersten Durchgang konnte aber auch Courtois nicht verhindern. Manuel Akanji (76.), dessen Tor zunächst als Eigentor von Reals Éder Militão gewertet worden war, machte alles klar. Julián Álvarez (90.+1) veredelte das sensationelle Ergebnis.

Medien euphorisch

Als City im Vorjahr im Halbfinal-Rückspiel durch drei Gegentore ab der 90. Minute an Real gescheitert war, hatten Kritiker Guardiola vorgeworfen, er habe sich vercoacht – wie auch schon bei der Finalniederlage 2021 gegen Thomas Tuchels FC Chelsea. Jetzt überschlugen sich internationale Medien, Fußball-Experten und Kommentatoren mit Lobeshymnen auf den «Fußball-Virtuosen» Guardiola.

«Man braucht schon einen Zauberer, um Real Madrid auf eine erbärmliche Sammlung von Stoffpuppen zu reduzieren», schrieb der «Telegraph». «Wenn irgendjemand irgendwelche Zweifel an der Genialität des Teams hat, das Guardiola aufgebaut hat, dann hat dieser Auftritt aus einer anderen Welt sie vermutlich beseitigt», meinte BBC Sport. Und der renommierte spanische Fußball-Journalist Guillem Balague resümierte auf Twitter: «In der Geschichte dieses Sports haben nur wenige Mannschaften ein solches Niveau erreicht.»

https://twitter.com/GuillemBalague/status/1658923091748110338

In Spanien hagelte es Kritik an Kroos & Co. «Zum Heulen», titelte die Madrider Fachzeitung «AS» auf Seite eins. «Marca» schrieb von «einer Tracht Prügel, die weh tut». In der Fußball-Talkshow «Chiringuito de Jugones» forderten bekannte Journalisten ein «Köpferollen». Ancelotti müsse weg und man brauche Ersatz für in die Jahre gekommene Profis wie Toni Kroos, Luka Modric und Karim Benzema.

Real-Coach bleibt

Ancelotti versicherte jedoch, er werde Real-Trainer bleiben. Das habe Club-Boss Florentino Pérez bestätigt. «Das Ende einer Ära? Wir werden sehen», meinte auch Modric. Kroos denkt ähnlich. Auf die Frage, ob er seinen auslaufenden Vertrag verlängern werde, antwortete Kroos allerdings: «Das muss der Club entscheiden.» Die Pleite wollte der Weltmeister von 2014 nicht schönreden. Man sei verdient ausgeschieden, sagte er und lobte Man City: «Wenn sie so spielen wie heute, sind sie aktuell das Maß aller Dinge.»

Der fünfte Meistertitel unter Pep Guardiola ist nahezu sicher. Im FA-Cup-Endspiel gegen den Lokalrivalen Manchester United sind die Cityzens ebenso favorisiert wie im europäischen Finale am 10. Juni in Istanbul. «Wir werden versuchen zu gewinnen, wir können nicht sagen, dass wir auf jeden Fall gewinnen», warnte Guardiola, der den Henkelpott als Coach des FC Barcelona zweimal stemmte. Doch nach der Galavorstellung gegen Madrid zweifelt auf der Insel kaum einer, dass sich diese Cityzens am Bosporus zu Europas Königen krönen.

dpa