Bayern vs. Bayer: Deutscher Clásico mit Champions-League-Flair
Im emotionalen Kampf ums Viertelfinale geht es um Prestige und nationale Vormachtstellung. Wer wird im deutschen Königsklassen-Duell siegen? Musiala, Wirtz, Bayern oder Bayer?
Wer muss wem gratulieren? Bayern-Coach Vincent Kompany (l) und Leverkusens Trainer Xabi Alonso.
Foto: Tom Weller/dpa
Jeder Fußball-Liebhaber in Deutschland freut sich auf dieses spannende Duell mit internationalem Flair. Bayern gegen Bayer ist der neue deutsche Clásico. Im hoch emotionalen Kampf um das Champions-League-Viertelfinale gibt es große Einzelvergleiche zwischen den Trainern Vincent Kompany und Xabi Alonso, den Zauberern Jamal Musiala und Florian Wirtz sowie den Teamstrategen Joshua Kimmich und Granit Xhaka.
Nein, speziell für den FC Bayern ist das Achtelfinale zu Hause viel mehr als nur der wichtige Einzug in die nächste K.o.-Runde. Am Mittwoch (21.00 Uhr/DAZN) in der ausverkauften Allianz Arena und sechs Tage später beim Rückspiel in Leverkusen geht es um nichts weniger als die nationale Vormachtstellung.
Es handelt sich um Status, Prestige, alte Rechnungen – und den Erfolg in der Saison. Ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Finale der Königsklasse am 31. Mai wäre für die Bayern ein schwerer Schlag, der lange nachhallen würde.
Müller: «Natürlich ist es emotional besonders»
«Es wird auf jeden Fall ein heißer Tanz», prophezeit Thomas Müller für das erste deutsche Königsklassen-Duell seit dem 2:1-Triumph der Bayern im historischen Wembley-Finale 2013 gegen Borussia Dortmund. Und der Ur-Bayer Müller gesteht: «Natürlich ist es emotional besonders, gegen unseren stärksten nationalen Kontrahenten auf der ganz großen Bühne anzutreten.»
Die Münchner sind verärgert darüber, wie stark der einst ewige Zweite aus dem Rheinland mittlerweile am Bayern-Nimbus als ständige Nummer eins rüttelt. 1:2, 2:2, 0:3, 1:1, 0:1, 0:0 – keines der letzten sechs Spiele gegen Bayer mit Trainer-Mastermind Xabi Alonso haben die Bayern gewonnen. Und noch nie wurden die Münchner von Alonsos Meister-Ensemble so dominiert wie beim torlosen Liga-Remis kürzlich in Leverkusen. Dies alles hinterlässt Spuren beim Rekordmeister.
Kompany: «Schöne Rivalität»
«Es brennt, wir wollen diese Spiele spielen», sagte Kompany. Kann der Bayern-Coach in den Saisonduellen vier und fünf mit Leverkusen den großen Alonso erstmals ausstechen und besiegen? «Es ist eine schöne Rivalität jetzt», sagt Kompany zum Beziehungsstatus von Bayern und Bayer.
«Die letzten sechs Spiele sind egal. Wir wollen wieder zeigen, dass wir gegen den FC Bayern kämpfen können», sagte der gewiefte Taktiker und Tiefstapler Alonso. «Wir bleiben cool», versicherte der einstige Bayern-Profi, den sich die alten Bayern-Granden Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge nach der titellosen letzten Spielzeit so sehr in ihrem Trainerstuhl gewünscht hätten.
Was heckt Alonso diesmal aus?
Was plant Bayern-Schreck Alonso dieses Mal? Wird er erneut eine Mannschaft ohne seinen Top-Torjäger Patrik Schick aufstellen? Wird er wieder auf ein hohes Pressing setzen? Oder werden die Gäste geschickt abwarten, in der Gewissheit des Rückspiels zu Hause?
«Fünf schlechte Minuten – und du bist weg», warnte Alonso. Ähnlich äußerte sich Bayern-Kapitän Manuel Neuer: «Man muss nicht in einem Spiel alles entscheiden. Man muss intelligent sein, einen kühlen Kopf bewahren.»
Der Torhüter kennt sich aus. Seine Rote Karte war entscheidend beim DFB-Pokal-Aus der Bayern gegen Leverkusen Anfang Dezember. Zudem fehlte den überlegenen Münchnern Harry Kane beim 0:1. Diesmal ist der Torschütze dabei. Auch Mittelfeldchef Kimmich soll nach dem verpassten ersten Saisonspiel beim 3:1 in Stuttgart wegen einer Sehnenreizung im Oberschenkel wieder spielen.
Bayer-Anführer Xhaka: «Wir sind stabil»
«Wir haben jetzt zwei überragende Spiele gehabt. Als Mannschaft sind wir gewachsen», posaunte Bayerns Sportvorstand Max Eberl nach den Siegen gegen Frankfurt (4:0) und in Stuttgart. Gerade daheim sind die Bayern eine Macht, seit vier Jahren in 21 Königsklassen-Partien unbesiegt. «Wir sind stabil genug, um Bayern zu ärgern», hält Bayer-Stratege Xhaka dagegen.
Falls die Münchner sowohl im Pokal als auch in der Champions League gegen Bayer ausscheiden und damit der Traum vom Finale dahoam früh platzt, würde selbst der Acht-Punkte-Vorsprung in der Bundesliga gegen den Meister nicht mehr ausreichen, um diese Misserfolge auszugleichen.
Es würde größere Münchner Reaktionen im Kaderumbau provozieren. Und es dürfte Hoeneß‘ Sehnsucht nach einem Wirtz-Transfer zusätzlich verstärken. Das Werben um Leverkusens Jungstar haben die Alt-Bosse pünktlich vor Wirtz‘ nächstem München-Auftritt in bemerkenswerter Weise verbal intensiviert.
Florian Wirtz ist der Beste
«Florian Wirtz ist für mich der beste Spieler Deutschlands», sagte Ex-Bayern-Chef Rummenigge in einem Interview der Münchner «Abendzeitung». Und das trotz Musiala, der eigentlich Bayerns Gesicht der Zukunft sein soll. Wer ist im Achtelfinale der Beste auf dem Platz? Musiala? Wirtz? Und Bayern oder Bayer?
