Der Klassiker-König siegt bei der Tour de France und übernimmt mit nur einer Sekunde Vorsprung die Gesamtführung.
Van der Poel erobert Gelbes Trikot zurück
Mathieu van der Poel kämpfte sich die letzte Steigung hinauf und saß danach völlig erschöpft auf dem Asphalt. Doch der harte Kampf hat sich ausgezahlt: Der Klassiker-König hat sich bei der Tour de France nach nur einem Tag das Gelbe Trikot zurückerobert. Am Ende machte eine winzige Sekunde den Unterschied. Der niederländische Ex-Weltmeister belegte auf der sechsten Etappe über 201,5 Kilometer von Bayeux nach Vire-Normandie in einer Ausreißergruppe den achten Platz hinter dem irischen Tagessieger Ben Healy.
Van der Poel hat die Gesamtführung wieder übernommen, die er am Mittwoch im Einzelzeitfahren an Titelverteidiger Tadej Pogacar verloren hatte. Es ist bereits das vierte Gelbe Trikot für den Paris-Roubaix-Champion bei der diesjährigen Tour, 2021 war er bereits sechs Tage lang als Spitzenreiter unterwegs gewesen.
Pogacar lässt es locker angehen
Pogacar sparte seine Kräfte für zukünftige Heldentaten in den Bergen und kam mit den anderen potenziellen Siegern 5:27 Minuten hinter dem Tagesgewinner Healy ins Ziel. Auch der deutsche Hoffnungsträger Florian Lipowitz, der am Mittwoch im Zeitfahren einen beeindruckenden sechsten Platz belegt hatte, war Teil der Gruppe um Pogacar.
Sechs kleinere Bergwertungen und insgesamt 3500 Höhenmetern – das Profil ähnelte ein wenig den Klassikern in den Ardennen und war somit ideal für van der Poel. Der Cross-Weltmeister hat noch große Pläne bei dieser Tour. MvP kämpfte auch beim Zwischensprint um Punkte und strebt offensichtlich danach, stellvertretend für seinen auf der dritten Etappe schwer gestürzten Teamkollegen Jasper Philipsen das Grüne Trikot zu gewinnen.
Vor dem Start hatte noch Pogacar neben dem Gelben Trikot auch die Punkte- und Bergwertung angeführt. Dass er in der frühen Phase der Tour noch kein großes Interesse an den Führungstrikots hatte, ließ der slowenische Ausnahmekönner bereits vor dem Start durchblicken. «Das ist ein Tag für die Ausreißer. Gut möglich, dass sie auch das Gelbe Trikot holen», sagte Pogacar.
Politt kontrolliert Tempo
Und genau so geschah es: Etwa 130 Kilometer vor dem Ziel bildete sich eine Fluchtgruppe mit acht Fahrern, darunter klassische Ausreißer wie Healy oder Quinn Simmons aus den USA. Im Peloton hielt Pogacars Teamkollege Nils Politt mit seinem starken Motor das Tempo unter Kontrolle.
Der Tagessieg wurde entschieden, als Healy 41 Kilometer vor dem Ziel alleine angriff und die anderen Ausreißer nicht mehr mithalten konnten. Schon 2023 hatte der Ire eine Etappe beim Giro d’Italia gewonnen.
Vingegaard-Pleite wirkt nach
Auch Jonas Vingegaard, der Rivale von Pogacar, rollte unauffällig in der Favoritengruppe mit, nachdem er am Vortag eine deutliche Niederlage im Einzelzeitfahren hinnehmen musste, was in Dänemark großes Entsetzen ausgelöst hatte.
«Vingegaard von Pogacar platt gemacht», schrieb das Boulevardblatt B.T. 1:05 Minuten hatte der Tour-Sieger von 2022 und 2023 auf den zweitplatzierten Pogacar verloren. «Wir müssen die Zeit irgendwo wieder rausholen, wenn Jonas die Tour gewinnen will», sagte sein Visma-Sportdirektor Grischa Niermann.
Vielleicht könnte es bereits am Freitag sein, wenn es auf der siebten Etappe wieder ernst wird für die Favoriten. Über 197 Kilometer führt die Strecke von Saint-Malo zur Mur-de-Bretagne. Dort erwartet die Fahrer ein zwei Kilometer langer Schlussanstieg mit einer durchschnittlichen Steigung von 6,9 Prozent. Übrigens sicherte sich vor vier Jahren von der Poel den Sieg an der Mauer und das Gelbe Trikot.