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Finanzprobleme bei DEL-Clubs führen zu düsterer Zukunft

Die DEG kämpft mit Geldmangel, während die Haie einen Neuanfang mit Trainerwechsel starten.

Die in finanziellen Nöten steckende DEG muss ihren Keeper trotz langfristigen Vertrags wohl abgeben.
Foto: David Inderlied/dpa

Bei den Großclubs herrscht Trauer, während die Überraschungsteams auf Titelhoffnungen blicken: Bremerhaven, Schwenningen und Straubing kämpfen in den Playoffs der Deutschen Eishockey Liga um die Meisterschaft, während die Adler Mannheim trotz der großzügigen SAP-Finanzierung zum ersten Mal seit sieben Jahren nicht im Halbfinale stehen. Noch düsterer ist die Stimmung bei den rheinischen Rivalen Kölner Haie und der Düsseldorfer EG, die es beide nicht einmal ins Playoff-Viertelfinale geschafft haben.

Die Gesellschafter der DEG sahen sich kurz vor Ostern sogar zu einem besorgniserregenden Hilferuf genötigt. «Fakt ist, dass zu wenig Geld da ist», sagte Sportchef Niki Mondt der Deutschen Presse-Agentur, obwohl der achtmalige Meister gerade erst einen Zuschauerrekord aufgestellt hat. Knapp 9000 Zuschauer kamen im Schnitt zu den 26 Heimspielen – die dadurch erzielten Mehreinnahmen wurden indes von Kostensteigerungen in mehreren Bereichen aufgefressen.

Während an anderen DEL-Standorten im Zuschuss-Business Eishockey spendable Mäzene oder Großfirmen im Hintergrund – etwa in München (Red Bull), Mannheim (SAP) oder Berlin (Anschütz-Gruppe) – die Defizite ausgleichen, bleibt den Gesellschaftern in Düsseldorf kaum etwas anderes übrig, als den Rotstift beim Spielerkader anzusetzen. Zum Leidwesen von Mondt, dessen Personalplanungen für die kommende Spielzeit komplett auf Eis liegen. «Ich bin stinksauer», sagte der Manager.

Vor einem halben Jahr hatte die DEG stolz die Verlängerung mit dem europaweit begehrten Torhüter Henrik Haukeland um gleich sechs Jahre verkündet und dabei die «strategische Weitsicht und das finanzielle Engagement der Gesellschafter Daniel Völkel, Stephan Hoberg und Harald Wirtz» gerühmt. «Es ist ganz klar, dass wir in den kommenden Jahren um den Titel spielen werden», sagte der norwegische DEL-Torhüter des Jahres 2023 damals. Die Realität sieht wenige Monate später ganz anders aus.

Das Budget für den halbfertigen Kader für die kommende Spielzeit ist bereits ausgereizt, nachdem es gekürzt wurde. Um mehr finanziellen Spielraum zu erhalten, müssen die Düsseldorfer wahrscheinlich Haukeland überzeugen, den sehr lukrativen Vertrag aufzulösen. Denn falls die DEG absteigt – und angesichts der aktuellen finanziellen Ausstattung ist alles andere als Abstiegskampf unrealistisch – wäre der XXL-Kontrakt sowieso ungültig.

Es bleibt die Frage, warum die Ausgaben der Düsseldorfer so hoch sind, denn die Einnahmen scheinen nicht das Problem zu sein. Gerüchten zufolge kam zuletzt viel zusammen. Die Stadt Düsseldorf hat ihre Unterstützung drastisch reduziert – darunter leidet auch Fußball-Zweitligist Fortuna. In der DEL ist es üblich, dass Spieler eine Wohnung gestellt bekommen. Allerdings sind 26 Wohnungen in Düsseldorf im Unterhalt um ein Vielfaches teurer als in Schwenningen oder Bremerhaven.

Besonders hart trafen den Club zudem die explodierenden Kostensteigerungen für Dienstleister rund um Multifunktionsarena in Düsseldorf. Dieses Problem haben Standorte mit vergleichbaren Arenen wie Mannheim oder Berlin zwar auch, aber eben potente Geldgeber im Hintergrund.

«Ich kann nur hoffen, dass die Gesellschafter ihre Entscheidung noch einmal überdenken und sich am Etat noch etwas positiv verändert», sagte Mondt. Ansonsten dürfte die kommende Spielzeit noch schwerer werden als die abgelaufene, in der die bis dahin ambitionierte DEG die Playoffs verpasste.

Beim rheinischen Konkurrenten in Köln gibt es dank des Mäzens Frank Gotthardt, der die umstrittene Internetplattform Nius betreibt, keine finanziellen Probleme. Allerdings entspricht auch bei den Haien die Unterstützung der Massen kaum den sportlichen Leistungen. Im Durchschnitt pilgerten knapp 17.000 Zuschauer zu den Heimspielen der Kölner – so viele wie an keinem anderen Eishockey-Standort in Europa.

Doch der Großteil der Fans wütete schon während der Saison gegen die Club-Ikone und zweimaligen Stanley-Cup-Sieger Uwe Krupp auf der Trainerbank. Der wollte mit seinem Wunschkader um die Meisterschaft spielen, scheiterte aber schon in der Playoff-Qualifikation, weil nicht alle Leistungsträger mitzogen. «Wir haben uns das auch ganz anders vorgestellt», sagte Haie-Geschäftsführer Philipp Walter und trennte sich vorzeitig von Krupp. Auch in Köln gibt es nun mal wieder einen Neu-Anfang.

dpa