Nach dem verlorenen EM-Finale gegen Spanien tritt Gareth Southgate als Nationaltrainer zurück. Der Job sei «die Ehre seines Lebens» gewesen. Wird sein Nachfolger ein Deutscher?
England-Coach Southgate hört auf: «Ehre meines Lebens»
Kurz nach der Ankündigung seines Rücktritts als Englands Nationaltrainer bekam Gareth Southgate ein royales Lob. «Gareth, ich möchte Ihnen danken, nicht als FA-Präsident, sondern als England-Fan», schrieb Thronfolger Prinz William, Präsident des englischen Fußballverbands (FA), auf der Plattform X. «Vielen Dank, dass Sie eine Mannschaft aufgebaut haben, die 2024 mit den besten Teams der Welt auf Augenhöhe ist.» Zum Titel reichte es für England allerdings wieder nicht. Southgate zieht die Konsequenzen.
Zwei Tage nach dem verlorenen EM-Finale gegen Spanien (1:2) verkündete der 53-Jährige wie schon erwartet seinen Abschied als Nationalcoach. «Als stolzer Engländer war es die Ehre meines Lebens, für England zu spielen und England zu trainieren. Es hat mir alles bedeutet, und ich habe mein Bestes gegeben», sagte Southgate in einer Mitteilung der FA. «Aber es ist Zeit für Veränderung und ein neues Kapitel. Das Finale am Sonntag in Berlin gegen Spanien war mein letztes Spiel als England-Trainer.»
Ein Deutscher als Nachfolger?
Direkt nach dem Finale im Berliner Olympiastadion am Sonntag hatte der 53-Jährige noch keine Anzeichen für seine persönliche Zukunft geben wollen. Die FA hatte jedoch bereits vor dem Spiel gegen Spanien und unabhängig vom Ausgang des Finales signalisiert, mit dem ehemaligen Verteidiger bis zur WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada zusammenarbeiten zu wollen. Nun muss der Verband erstmals seit acht Jahren wieder einen Trainer finden.
Als potenzielle Nachfolger von Southgate gelten Eddie Howe von Newcastle United, der ehemalige Chelsea-Trainer Graham Potter sowie der ehemalige Weltklassespieler Frank Lampard, der bisher jedoch wenig Erfolg als Trainer hatte. Auch der Argentinier Mauricio Pochettino wurde mehrmals erwähnt. Oder wird es ein Deutscher sein? Thomas Tuchel soll ebenfalls ein Kandidat sein. Der ehemalige Nationalspieler Gary Lineker brachte außerdem Jürgen Klopp ins Gespräch, der nach neun Jahren beim FC Liverpool jedoch eine Pause vom Trainergeschäft einlegen möchte.
102 Spiele in acht Jahren
Southgate hatte das Amt des Cheftrainers bei den Three Lions 2016 übernommen und saß in 102 Länderspielen auf der Bank. Mit ihm verlässt auch sein Co-Trainer Steve Holland die FA. «In den letzten acht Jahren haben sie das englische Männerteam transformiert und unvergessliche Erinnerungen für alle geschaffen, die die Three Lions lieben», ließ Verbandschef Mark Bullingham mitteilen. «Wir blicken mit großem Stolz auf Gareths Amtszeit zurück.»
Ex-Profis, Trainerkollegen und Spieler würdigten den scheidenden Coach. «Danke Trainer, es war ein Privileg für dich zu spielen», schrieb Verteidiger Declan Rice bei Instagram. Torhüter Jordan Pickford bedankte sich für das Vertrauen. «Ich wünsche ihm alles Gute bei seinen nächsten Schritten. Danke Gareth.»
Bullingham lobte Southgate für seine Spielerentwicklung. Der Coach habe außerdem einen Kulturwandel im Team vollzogen. «Am beeindruckendsten ist jedoch seine Erfolgsbilanz bei Turnieren», sagte der FA-Boss. Neben dem Finaleinzug in Deutschland hatte Southgate auch 2021 das EM-Finale, 2018 das WM-Halbfinale und 2022 das WM-Viertelfinale erreicht. Nur Weltmeister-Trainer Alf Ramsey war mit den Three Lions erfolgreicher.
Titelflaute geht weiter
Jedoch wird sich die Titelflaute des englischen Fußballs, die bereits 58 Jahre dauert, durch den zweiten Platz bei der EM auf mindestens 60 Jahre verlängern. Vor der EM hatte Southgate seinen Vertrag, der noch bis zum Ende des Jahres lief, nicht verlängert. Die öffentliche Kritik an ihm war in den vergangenen Jahren angewachsen. Während dieses Turniers wurde der Trainer gelegentlich hart kritisiert, auch von ehemaligen Profis.
Die Engländer, die mit zahlreichen Topspielern angetreten waren, hatten eine äußerst holprige Gruppenphase. Einige Fans warfen sogar Becher nach dem Trainer im Stadion. Southgate äußerte sich irritiert, obwohl England Gruppensieger wurde. Der Stimmungsumschwung kam erst nach dem überzeugenden 2:1 im Halbfinale gegen die Niederlande.