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«Equipment-Rennen»: Biathleten chancenlos in Frankreich

Eine vereiste Loipe und das Material bereiten den deutschen Biathleten in Le Grand-Bornand Probleme. Herrmann-Wick verpasst als Siebte das Trikot der Gesamtführenden und Doll wird durchgereicht.

Lief in der Verfolgung hinterher: Denise Herrmann-Wick.
Foto: Jeff Pachoud/AFP/dpa

Denise Herrmann-Wick war am Ende froh, heil ins Ziel gekommen zu sein. Denn in der Verfolgung von Le Grand-Bornand war die Biathlon-Olympiasiegerin diesmal, wie einige andere Stars auch, chancenlos – ihr Material war bei den eisigen Streckenbedingungen nicht konkurrenzfähig.

Fast wäre sie zweimal gestürzt, am Ende schob sie im Langlauf typischen Doppelstockschub über die Ziellinie. «Man ist dauerhaft weggerutscht. In den Kurven war es schon ziemlich gefährlich», sagte sie am Samstag, nachdem sie vom dritten auf den siebten Platz zurückgefallen war. 

Allein 1:14 Minuten verlor die 33-Jährige in der Loipe auf die zweitplatzierte Lisa Vittozzi (2 Schießfehler). Im Sprint tags zuvor hatte Herrmann-Wick noch die Laufbestzeit. Aber selbst wenn Herrmann-Wick (3 Strafrunden) alle Scheiben getroffen hätte, wäre sie gegen diesmal tadellose schwedische Siegerin Elvira Öberg chancenlos gewesen.  «Die Laufzeit muss man sich heute nicht anschauen, das war schon eine Materialfrage», sagte Herrmann-Wick. «Aber ich habe das Beste daraus gemacht.»    

«Ein schreckliches Erlebnis»

Mit dem fehlenden Grip war Herrmann-Wick in prominenter Gesellschaft. Ihre Teamkollegin Janina Hettich-Walz stürzte, Herren-Dominator Johannes Thingnes Bö, der fast immer am schnellsten ist, kam mehrfach aus dem Gleichgewicht und lief hinterher. Die Sprint-Zweite Linn Persson schob aus Verzweiflung einen Anstieg ebenfalls im Doppelstockeinsatz hoch. Und auch Benedikt Doll haderte nach einem enttäuschenden 18. Platz in der Männer-Verfolgung ebenfalls. «Das war ein schreckliches Erlebnis», sagte Doll, der sich mit dem dritten Platz im Sprint eine gute Ausgangslage verschafft hatte. «Es war für jeden hart, aber ich hatte das Gefühl, ich komme nicht vom Fleck.»

Das breite Grinsen, mit dem er ins Rennen gestartet war, war nach der Überquerung der Ziellinie längst verschwunden. Bei eisigen Bedingungen auf der Strecke büßte der Sprint Weltmeister von 2017 ganze 15 Plätze ein. Seinen ersten Saisonsieg feierte Sturla Holm Laegreid. Der Norweger stoppte die Siegesserie seines Landsmanns Bö, der aber immerhin noch Dritter wurde. Den Dreifacherfolg machte Vetle Sjaestad Christiansen perfekt.

«Equipment-Rennen» bei den Männern

«Gerade bei den Männern war es ein klares Equipment-Rennen, es war brutal,», befand DSV-Sportdirektor Felix Bitterling, der schon im Vorfeld seine Sorgen zum Ausdruck gebracht hatte und von grenzwertigen Bedingungen sprach. «Bei einigen Marken konnte man machen, was man wollte. Da hatte man überhaupt keine Chance, deswegen nehmen wir Tag so, wie er war.» Es sei so gewesen, als ob man mit normalen Schuhen versuche Schlittschuh zu laufen.

Eisige Temperaturen in der Nacht stellten die Organisatoren vor Schwierigkeiten. Sportler und Trainern teilten ihren Missmut. Es wurde zwar Salz auf die Eisrampen gestreut, aber aus zeitlichen Gründen musste die Gesamtdistanz dennoch verkürzt werden. 

Einer der Leidtragenden der Streckenverhältnisse und des Materials war Doll. «In der zweiten Runde hat mein Bauch schon wehgetan, weil ich so viel stabilisieren musste», sagte der Routinier, der auch noch fünf Extrarunden drehen musste. «Bei mir kommt sehr viel aus den Beinen. Wenn man das nicht einsetzen kann, dann wird es schwer.» Doll landete noch hinter Teamkollege Roman Rees, der sich mit nur einem Fehler von Platz 27 auf Rang 13 nach vorn arbeitete. «Das Schießen ist noch mehr ins Gewicht gefallen», sagte Rees. «Außerdem war ich wieder angriffslustiger und bin deswegen sehr zufrieden.»

Dieses Fazit fällte auch Franziska Preuß. Die 28-Jährige, die das Auftaktwochenende in Finnland wegen einer Viruserkrankung noch auslassen musste, schaffte es mit nur zwei Strafrunden um 14 Ränge nach vorn auf den zehnten Platz. «Das Ziel war, am Schießstand gut durchzukommen», sagte sie. «Bei so eisigen Bedingungen habe ich schon oft gute Rennen gemacht, das habe ich mir in den Kopf geholt.» 

Aber auch Herrmann-Wick fand ihr Lächeln wieder. «Im Endeffekt war es dann ein solides Rennen», sagte die 33-Jährige. Im Massenstart möchte sie am Sonntag (14.15 Uhr/ARD und Eurosport) wieder angreifen. Der Kräfteverschleiß sollte keine Rolle spielen, glaubt sie. «Es geht noch ganz gut», sagte Herrmann-Wick vor dem letzten Rennen vor dem Jahreswechsel. Die Männer starten um 12.10 Uhr (Eurosport und ARD).

dpa