Mit seinem Schritt zu den Enhanced Games sorgt Marius Kusch für Aufsehen in der Schwimmszene. Er ist der erste Deutsche bei dem Event. Dorothea Brandt hat eine klare Meinung dazu.
Ex-Schwimmerin kritisiert Kusch-Wechsel zu Dopingspielen

Für Ex-Schwimmerin Dorothea Brandt ist der Wechsel ihres früheren Teamkollegen Marius Kusch zu den umstrittenen Enhanced Games so etwas wie ein Verrat an den Idealen des Sports. «Irgendwie fühlt es sich schon so an. Wir haben eigentlich gewisse Werte, gewisse Haltungen – und da rückt jetzt jemand aus diesem Kreis aus, der das jahrelang mitgetragen hat. Das ist für mich erstmal schwer zu verstehen», sagte die frühere Aktivensprecherin des Deutschen Schwimm-Verbands (DSV) der Deutschen Presse-Agentur.
Kusch (32) hat als erster deutscher Athlet seine Zusage für das umstrittene Projekt gegeben, bei dem Weltrekorde auch mit Hilfe von Dopingmitteln aufgestellt werden sollen. Der Kurzbahn-Europameister von 2019 begründete dies auch mit dem «beispiellosen Preisgeld», das dort zu verdienen ist.
Viel Geld – aber auch dunkler Schatten
Die Enhanced Games werden erstmals im Mai 2026 in Las Vegas stattfinden. Es sind drei Sportarten geplant: Schwimmen, Leichtathletik und Gewichtheben mit spezifischen Disziplinen. Laut Angaben wird jedes einzelne Event mit einem Preisgeld von 500.000 US-Dollar (ca. 424.000 Euro) ausgestattet sein, wobei 250.000 US-Dollar (ca. 212.000 Euro) jeweils an die Gewinner gehen. Zusätzlich bieten die Veranstalter Startgelder sowie eine Million US-Dollar für bisher nicht erreichte Zeiten über 50 Meter Freistil und 100 Meter in der Leichtathletik.
Das Argument Geld lässt Brandt bei ihrer Bewertung nur bedingt zu. «Wer Leistungssport macht, gerade den Schwimmsport, der weiß halt, dass man damit nicht reich wird», sagte die Kurzbahn-Europameisterin von 2010. Geld sei «natürlich ein großer Motivator», weiß Brandt: «Aber diese Schattenseite, die ich da betrete, ist die andere Perspektive.»
«Aber dann bist du in zehn Jahren vielleicht tot»
Die frühere Sprint-Spezialistin sieht die Enhanced Games auch aus gesundheitlicher Perspektive kritisch. «Ist es das wert, dass man sich das ganze Zeug – auch wenn das ärztlich überwacht wird – reinzieht? Es weiß ja niemand, was in zehn Jahren passiert. Was passiert dann mit dir? Dann hast du fünf Jahre mehr Kohle, aber dann bist du in zehn Jahren vielleicht tot», sagte die 41-Jährige. Sie selbst hätte eine solche Anfrage zu aktiven Zeiten aber nicht nur deswegen kategorisch abgelehnt: «Für mich wäre es eine Charakterfrage gewesen, und ich hätte es nicht gemacht.»
Brandt gibt auch zu Bedenken, dass die zu den Enhanced Games gewechselten Athleten womöglich für Marketing-Zwecke benutzt werden. «Wir sind erstmal krass geschockt, aber die Leute sind trotzdem neugierig und wollen wissen, was passiert da, wie geht das», sagte sie: «So funktioniert ja gutes Marketing.» Zur Führungsriege der Enhanced Games gehören der deutsche Milliardär Christian Angermayer, unter anderem Mitgründer eines Biopharma-Unternehmens, und der australische Oxford-Absolvent Aron D’Souza.