Norris und Piastri gegen Verstappen – Stallduell um den Titel. Entscheidung auf der Strecke.
McLaren im explosiven Doppelkampf um den WM-Titel gegen Verstappen

Nach dem folgenreichen Millimeter-Strafdrama von Las Vegas darf sich McLaren im explosiven Doppelkampf um den WM-Titel gegen Max Verstappen nicht wieder verzocken. Noch hat Lando Norris alles in den Händen mit 24 Zählern Vorsprung auf seinen Teamkollegen Oscar Piastri und Red Bulls Alleinunterhalter Verstappen. «Wichtig ist jetzt die Frage: Was macht man intern?», betont Sky-Experte Ralf Schumacher vor dem Großen Preis von Katar.
Sagen wir: Zwei zusammen (Norris als Titelanwärter und Piastri sein Helfer) gegen einen (Verstappen)? Oder muss Norris auch die Attacke seines eigenen Teamkollegen fürchten? Wie ein Stallduell um den WM-Titel ausgehen kann, wissen sie gerade bei McLaren nur zu gut. 2007 schnappte ein gewisser Kimi Räikkönen beim bisher letzten Fahrertitel für Ferrari den McLaren-Piloten Lewis Hamilton und Fernando Alonso die Krone weg.
Der Rat an Norris von einem McLaren-Weltmeister
Vor 18 Jahren, als Norris sechs Jahre alt und Piastri vier Jahre alt war, setzte Hamilton in seiner ersten Formel-1-Saison dem frisch gebackenen zweimaligen Weltmeister Alonso so zu, dass das Stallduell völlig eskalierte. Am Ende hatte Räikkönen 110 Punkte – (es gab nur 10 Zähler für einen Sieg), Hamilton 109 und Alonso 109.
Mika Häkkinen, ehemaliger McLaren-Weltmeister, hat einen Rat an Norris. «Will Lando Weltmeister werden, darf er bis zum Schluss keinen Gang runterschalten», empfahl Häkkinen in der «Sport Bild». Gewinnt Norris den Grand Prix in Katar, reichen ihm 25 Punkte Vorsprung auf Piastri und Verstappen. Gewinnt er ihn nicht, braucht er 26 Zähler mehr am Sonntagabend. Rechnerisch könnte es sogar dazu kommen, dass alle drei punktgleich nach Abu Dhabi weiterreisen.
Norris dürfte sich dessen bewusst sein, nicht erst seit seinem fehlgeschlagenen Attacke-Manöver nach dem Start in Las Vegas. Norris habe versucht, Verstappen nach dessen Regeln zu schlagen. «Das Problem ist nur, dass er die Regeln von dem Spiel nicht kennt», sagte David Coulthard, ehemaliger McLaren und ehemaliger Red-Bull-Pilot. In der McLaren-Vorschau versichert Norris in einem insgesamt eher kurzen Statement: «Ich bin bereit für die Herausforderung, um den Sieg zu kämpfen.»
Keine Nummer eins bei McLaren – auch jetzt noch?
Piastri, Norris‘ Teamkollege, schien in der ersten Saisonhälfte wie der Top-Anwärter auf den Titel auszusehen. Mit sieben Siegen führte er bis Ende August in Zandvoort mit 34 Punkten vor Norris und 104 vor Verstappen. Trotz Piastri’s Erfolg verweigerten die McLaren-Bosse eine Nummer-Eins-Akklamation. Beide Fahrer sollten gleiche Rechte haben – der Titel sollte auf der Strecke entschieden werden.
Mit Norris‘ Aufstieg nach dem Tiefpunkt von Zandvoort begann der Abstieg von Piastri. Dass Piastri im folgenden Rennen Norris überholen lassen musste, weil die Crew einen Boxenstopp des Briten verpatzte und dieser nach dem Reifenwechsel hinter Piastri lag, sorgte bei einigen Fans für Unmut. In Mexiko und Brasilien bekam Norris dies zu spüren, mit Pfiffen und Buhrufen nach seinen Siegen.
Stallorder bei Red Bull aus bestimmen Grund gar nicht nötig
Es ist wirklich nicht notwendig, eine Stallorder bei Red Bull zu haben: Seine Teamkollegen, derzeit Yuki Tsunoda, fahren praktisch nur noch mit. Von den 391 Red-Bull-Punkten in diesem Jahr holte Verstappen 366. Über manchen Funkspruch der Konkurrenz von McLaren konnte sich der viermalige Weltmeister ein Lachen auch schon nicht verkneifen.
Es ist offensichtlich, dass er zumindest die gleichen Chancen auf den Titel hat wie Piastri. Beide müssen jedoch auf Fehler des WM-Spitzenreiters hoffen. In Katar können allein 33 Punkte geholt werden, acht für den Gewinner des Sprints am Samstag (15.00 Uhr MEZ/Sky), 25 im Rennen am Sonntag (17.00 Uhr MEZ/Sky). Die Tatsache, dass Pirelli und die FIA aus Sicherheitsgründen ein Reifenlimit von nur 25 Runden pro Satz verhängt haben, wird die strategischen Möglichkeiten beim Grand Prix deutlich erhöhen.
«All-in», schrieb Verstappen nach seinem Sieg in Las Vegas. Setzt auch Piastri alles auf eine Karte? Der ehemalige Formel-1-Fahrer Ralf Schumacher zweifelt an den aktuellen Teamplayer-Qualitäten des Australiers. «Aus meiner Sicht muss McLaren jetzt hergehen und sagen: ‚Oscar, du hattest die Chance. Jetzt konzentrieren wir uns auf einen. Wir können es uns nicht leisten, dass Red Bull uns den Fahrertitel wegschnappt‘.»
Was bei einem Kurswechsel der McLaren-Bosse auf dem Spiel steht
Wie Piastri würde sich zu den Feierlichkeiten von Norris mit dem Team in diesem Jahr äußern, bleibt angesichts des bisherigen Kurses der McLaren-Bosse abzuwarten. Die Verantwortlichen des britischen Traditionsteams können sich einen solchen Richtungswechsel eigentlich ohnehin nicht leisten.
«Sollte das Gleiche passieren wie 2007, dann habe ich lieber diesen Ausgang als all die anderen Möglichkeiten, weil wir einen von beiden Fahrern favorisieren würden», sagte McLaren-Geschäftsführer Zak Brown vor nicht allzu langer Zeit. Und Teamchef Andrea Stella erklärte in der offiziellen Vorschau von McLaren auf das Katar-Wochenende: «Bei noch zwei ausstehenden Rennen verdienen beide die Chance, um den Titel zu kämpfen.»








