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Ferrari-Teamchef Vasseur auf Vertragsjagd mit Technik-Genie Newey

Ein möglicher Wechsel von Newey zu Ferrari könnte die Formel 1 revolutionieren und Red Bull ins Wanken bringen.

Frédéric Vasseur ist der Teamchef von Ferrari.
Foto: Giuseppe Cacace/AFP/AP/dpa

Gerüchte über einen angeblichen Zwischenstopp von Ferrari-Teamchef Frédéric Vasseur auf dem Weg zum Miami-Rennen beflügeln die Fantasie der PS-Tifosi von einer glänzenden Zukunft in der Formel 1.

Der clevere Teamchef der Scuderia soll sich mit dem Technik-Genie Adrian Newey zu Vertragsverhandlungen getroffen haben, der mit seiner vorzeitigen Kündigung beim Weltmeister-Team Red Bull für Aufsehen vor dem sechsten Saisonrennen am Sonntag (22.00 Uhr/Sky) gesorgt hat. Bereits mit der Verpflichtung des Rekord-Champions Lewis Hamilton für die nächste Saison hat Vasseur die Formel 1 überrascht, ein Deal mit Newey wäre die Meisterleistung des Franzosen.

Ein solcher Wechsel des wohl besten Rennwagen-Designers in der Geschichte der Formel 1 würde mehrere Ziele gleichzeitig erfüllen. Red Bull, Branchenführer, könnte einen seiner Titelgaranten mit Sebastian Vettel und aktuell Max Verstappen an den schärfsten Verfolger verlieren. Ferrari würde nicht nur einen PR-Coup landen, sondern auch seine Anziehungskraft für weiteres Top-Personal steigern. Und sich möglicherweise auch die Pole Position für die große Regelreform 2026 sichern.

Ferrari-Fans träumen vom «Leonardo da Vinci der Aerodynamik»

Mitten in der überwältigenden Dominanz von Red Bull und Max Verstappen, der bereits wieder vier der ersten fünf Saisonrennen gewonnen hat, erfreuen solche Aussichten die Herzen der Ferrari-Fans. Bei einem Gespräch in London setzte Teamchef Vasseur das Werben um Newey fort, berichten italienische Medien. Von einem äußerst lukrativen Angebot war bereits die Rede, als sich die Gerüchte um Neweys Abschied verdichteten.

Entscheidend ist, dass der 65-Jährige Red Bull bereits Anfang 2025 vorzeitig verlassen darf, bevor sein Vertrag endet, und wahrscheinlich keine Sperrfrist mehr einhalten muss. Newey könnte somit rechtzeitig Einfluss auf die Entwicklung des völlig neuen Autos für 2026 nehmen, das Jahr des großen Reglement-Umbruchs mit umweltfreundlicheren Motoren und neuen Fahrzeugkonzepten.

Längst sehnt die Ferrari-nahe «Gazzetta dello Sport» den «Leonardo da Vinci der Aerodynamik» herbei und träumt von Triumphserien wie einst mit Michael Schumacher. Die parallelen Avancen des Aston-Martin-Teams um den milliardenschweren Besitzer Lawrence Stroll habe Newey bereits abgewiesen, heißt es in der Branche.

Red-Bull-Imperium ohne Newey in Gefahr

Seine Magie hat der Supertüftler mehrfach bewiesen, gerade in Zeiten großer Regeländerungen. Seine Konstruktionen für Williams, McLaren und Red Bull waren Basis für 13 Fahrertitel und 12 Team-Weltmeisterschaften. Red-Bull-Teamchef Christian Horner rühmte Newey in der Abschiedsmitteilung für «seine außergewöhnliche Fähigkeit, über die Formel 1 hinaus zu denken, sein bemerkenswertes Talent, dem Wandel zu begegnen und sich auf die vielversprechendsten Bereiche der Regeln zu fokussieren, und seinen unbedingten Siegeswillen».

Weil aber das Verhältnis zwischen Horner und Newey zuletzt wohl stark abgekühlt war, droht das Red-Bull-Imperium ins Wanken zu geraten. «Ich glaube, dass das für Red Bull der Beginn einer neuen Zeitrechnung sein wird und dass er nicht der Letzte ist, der geht», sagte Sky-Experte Ralf Schumacher der Deutschen Presse-Agentur.

Der frühere Rennfahrer erwartet nun bei Red Bull einen Aderlass weiterer Top-Ingenieure. «Wenn das so käme, glaube ich, dass das Team spätestens mit den neuen Regeln zur Saison 2026 in die Mittelmäßigkeit abrutschen könnte», sagte der 48-Jährige.

Verstappen-Vater um Zukunft besorgt

Diese Unkenrufe nimmt auch Max Verstappens Vater Jos ernst. «Das Team droht auseinanderzufallen. Davor hatte ich schon Anfang des Jahres Angst», ließ der frühere Formel-1-Pilot den «Telegraaf» wissen.

Nur für wenige Wochen hatte sich die Lage bei Red Bull nach dem heftigen Sturm um Teamchef Horner beruhigt. Eine Mitarbeiterin hatte ihm unangemessenes Verhalten vorgeworfen, Horner bestritt das und wurde bei einer internen Untersuchung entlastet. Doch der Teamfrieden scheint brüchig, es haben sich Fraktionen gebildet. Dass eine Schlüsselfigur wie Newey geht, ist auch laut Jos Verstappen «für die Zukunft nicht gut».

Red Bull besitzt immer noch die sportliche Gegenwart. Der dreifache Weltmeister Max Verstappen wird wahrscheinlich auch sein drittes Gastspiel in Miami gewinnen und seine Jagd nach dem nächsten Titel fortsetzen. Allerdings könnte ein neues Ferrari-Superteam spätestens im Jahr 2026 das Ende der Verstappen-Ära bedeuten.

dpa