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Festnahmen nach neuer Rassismus-Affäre in Spanien

Die neuen Rassismus-Attacken gegen Real Madrids Stürmer Vinicius bleiben in Spanien nicht ohne Folgen. Es gibt sieben Festnahmen. Und Trainer Carlo Ancelotti spricht deutliche Worte.

Vinicius steht bei Real Madrid unter Vertrag und wird immer wieder in Stadien rassistisch beleidigt.
Foto: Manu Fernandez/AP/dpa

Im Zusammenhang mit verschiedenen rassistischen Anfeindungen gegen Stürmer Vinicius Junior vom spanischen Rekordmeister Real Madrid sind in Spanien insgesamt sieben Personen festgenommen worden. Allen Festgenommenen werde ein Hassverbrechen zur Last gelegt, teilte die Polizei mit.

Es handele sich allesamt um junge Leute. Die Untersuchungen zur Identifizierung und Festnahme weiterer möglicher Täter seien weiter im Gange, hieß es.

Drei Personen wurden den amtlichen Angaben zufolge in Valencia in Gewahrsam genommen. Sie werden verdächtigt, am Sonntag im Match der «Königlichen» beim FC Valencia (0:1) Vinicius Junior rassistisch beleidigt zu haben. Nach einem Verhör wurden sie unter Auflagen wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Staatsanwaltschaft in Valencia hatte bereits am Montag die Aufnahme von Ermittlungen bekannt gegeben.

Liga-Chef Tebas weist Vorwürfe zurück

Vier Menschen, die nun in Madrid festgenommen wurden, sollen bereits im Januar in der spanischen Hauptstadt eine braune aufblasbare Puppe mit einem Trikot von Vinicius an einer Brücke aufgehängt haben. Bei den Festgenommenen soll es sich laut Medien um Fans des Stadtrivalen Atlético Madrid handeln. Am Geländer der Brücke war damals – kurz vor einem Stadtderby – ein großes Banner mit der Aufschrift «Madrid hasst Real» angebracht worden.

Vinicius wird in Spanien immer wieder rassistisch beleidigt. Nach dem jüngsten Vorfall in Valencia warf der 22 Jahre alte brasilianische Nationalspieler der spanischen Profi-Liga auf Twitter vor, Rassismus als «normal» zu betrachten. Liga-Chef Javier Tebas wies diesen Vorwurf zurück und erklärte, diese Saison habe man neun rassistische Vorfälle bei der Justiz angezeigt. Bei acht davon sei Vinicius das Opfer der Anfeindungen gewesen.

Der neue Vorfall wurde schnell zum Politikum. Die Anfeindungen gegen Vinicius wurden unter anderem vom brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva und vom spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez scharf kritisiert. Die Regierung Brasiliens teilte mit, es sei zutiefst bedauerlich, dass bisher keine wirksamen Maßnahmen ergriffen worden seien, um die Wiederholung solcher Vorfälle zu vermeiden. Sie rief den Weltverband FIFA sowie die Liga und den Verband in Spanien zur Ergreifung eben solcher Maßnahmen auf.

«Seine Liebe für diesen Club ist sehr groß»

Führende konservative Politiker in Spanien verurteilten ebenfalls jede Art von Rassismus, sie wiesen aber den Vorwurf von Vinicius zurück, Spanien gelte inzwischen unter anderem in Brasilien als «Land der Rassisten».

In Brasilien forderten Medienkommentatoren und Politiker derweil, der brasilianische Verband CBF solle Pläne ad acta legen, im Juni ein Testspiel gegen ein noch nicht feststehendes afrikanisches Auswahlteam in Spanien zu veranstalten. Einige riefen Vinicius dazu auf, Real Madrid und Spanien zu verlassen. Real-Trainer Carlo Ancelotti schloss am Dienstag einen solchen Schritt allerdings aus. «Seine Liebe für diesen Club ist sehr groß», beteuerte er.

Mit deutlichen Worten sprach sich Ancelotti dafür aus, nicht nur rassistische Anfeindungen, sondern jede Art von Beleidigungen und Verbalattacken aus den Stadien zu verbannen. Es sei oft «unerträglich». «Wir sind müde, jeden Tag beleidigt zu werden. Hinter den Bänken nennen sie dich einen Hurensohn, deine Eltern sollen sterben (…) Das ist kein Krieg. Es ist Sport und wir haben die Möglichkeit, das zu beenden», wurde der frühere Bayern-Coach auf der Seite von Real Madrid zitiert. Es sei «ein wichtiger Moment, um drastische Maßnahmen zu ergreifen.»

dpa