Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Streit in der Bundesliga eskaliert vor Weihnachten

Bayern-Geschäftsführer Pesic kritisiert fehlende Gesamtstrategie der Liga und fordert mehr Substanz statt PR.

Marko Pesic kritisiert die Basketball-Bundesliga. (Archivbild)
Foto: Sven Hoppe/dpa

Im deutschen Basketball herrscht vor Weihnachten keine Harmonie. In der Bundesliga, der Spielklasse des Welt- und Europameisters, gibt es einen Streit über einen Bericht zu den Finanzzahlen der 18 Vereine. Meister FC Bayern versuchte die Veröffentlichung zu verhindern – und geht nun verbal in den Angriffsmodus über, nachdem dies nicht gelungen ist.

Der scheidende Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic übte kurz vor seinem Abschied harsche Kritik an der Liga. «Der Basketball in diesem Land erlebt ein historisches Momentum. Umso auffälliger ist, dass auf Liga-Ebene keine erkennbare Gesamtstrategie existiert, wie dieses Momentum genutzt werden soll, um den Sport nachhaltig zu entwickeln», schrieb Pesic beim beruflichen Netzwerk Linkedin.

In der BBL hat nach wie vor die im Herbst 2022 verabschiedete Zehnjahres-Strategie «Triple Double» Gültigkeit, nach der bis 2032 unter anderem die Hallenkapazitäten und Mindestetats erhöht werden sollen.

Debatten um Final Four im Pokal

In diesen Wochen macht die Bundesliga nicht zum ersten Mal abseits des sportlichen Wettbewerbs Schlagzeilen. Die überraschende Änderung bei der Vergabe des Top-Four-Turniers im Pokal hatte bereits für Aufsehen und Verärgerung gesorgt. Ursprünglich plante die BBL, das Turnier von 2027 bis 2029 in Düsseldorf auszutragen – entschied sich dann jedoch für München.

Die zuständige Eventmanagement-Firma D.LIVE hatte der Liga im Oktober «öffentlich angekündigten Vertragsbruch» vorgeworfen und nannte das Verhalten «ein im deutschen Profisport beispiellos unprofessionelles Vorgehen». Inhaltlich scheinen sich die Partien inzwischen geeinigt zu haben, schließlich verkündete die Bundesliga in dieser Woche den Beschluss pro München. 2026, 2027 und 2028 wird der Pokalsieger im neuen SAP-Garden gespielt. Über die Inhalte des Vergleichs zwischen der Liga und D.LIVE haben beide Seiten Stillschweigen vereinbart.

Pesic war jedoch nicht beruhigt – stattdessen griff er die Liga direkt an. Sein Linkedin-Post erschien kurz nach der Veröffentlichung der Finanzkennzahlen, die die BBL am Donnerstag zum zweiten Mal überhaupt verschickt hatte.

Über 35 Millionen mehr Budget als Platz zwei

Der FC Bayern, den Pesic nach fast 15 Jahren als Geschäftsführer zum Ende des Jahres verlässt, wird in der aktuellen Saison mit einem geplanten Budget von 48,4 Millionen Euro als klarer Krösus angesehen.

Der langjährige Rivale Alba Berlin (11,4 Millionen) und Ratiopharm Ulm (9,2 Millionen) folgen mit großem Abstand. Auch bei den Personalkosten übertrifft das Team von Ex-Bundestrainer Gordon Herbert mit etwa 18 Millionen Euro deutlich alle Konkurrenten.

«Diese Zahlen wurden trotz klarer Vorbehalte einzelner Clubs öffentlich gemacht», merkte Pesic an. Dabei sei es ausschließlich darum gegangen, «vergleichbare Schlagzeilen zu ermöglichen», befand der Funktionär. «Das Ergebnis ist keine Aufklärung, sondern Verkürzung, Polarisierung und Spaltung, mit vorhersehbarer Wirkung auf Medien und Fans.»

BBL-Präsident Alexander Reil wies den Vorwurf von Pesic in der «Ludwigsburger Kreiszeitung» zurück. «Übergangen wurde da keiner. Das ist ein normaler Beschluss gewesen, der mit einer Mehrheit von mehr als zwei Dritteln gefasst wurde», sagte Reil, der auch 1. Vorsitzende der MHP Riesen Ludwigsburg ist. «Das sorgt für eine gewisse Transparenz und zeigt, wie sich die Clubs im positiven Sinne entwickelt haben. Das führt zu Diskussionen, aber das ist halt im Sport so.»

BBL-Chef: Clubs fordern Transparenz ein

Stefan Holz, Geschäftsführer der BBL, hatte zuvor die Veröffentlichung der Kennzahlen damit gerechtfertigt, dass die Clubs dieses hohe Maß an Transparenz aktiv einforderten. «Schließlich wollen sie sich mit ihren unmittelbaren Wettbewerbern nicht nur auf dem Spielfeld messen, sondern auch in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung», fügte Holz hinzu.

Bayern-Boss Pesic blickt anders auf den Bericht. Aus seiner Sicht habe die Liga «kein Interesse an Strukturen, Strategien oder langfristigen Investitionen», monierte der frühere Nationalspieler. Sein Rat an die Liga-Führung um Geschäftsführer Holz lautet: «Weniger Erzählung, mehr Substanz. Weniger Pseudo-PR, mehr Inhalt.» Er verlange «endlich eine Strategie, die der sportlichen Entwicklung dieses Landes gerecht wird».

dpa