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Bierhoffs WM-Warnung: Viel Kampf, keine Zauberei

Der Japan-Countdown läuft. Mit dem ersten Training schaltet Hansi Flick in den Turniermodus. Oliver Bierhoff erwartet eine harte WM. Turnier-Teenager Moukoko bekommt ein kalorienarmes Geschenk.

Fokusiert auf den WM-Auftakt: Bundestrainer Hansi Flick.
Foto: Christian Charisius/dpa

Väterlich legte Turnier-Veteran Manuel Neuer seinen Arm um Youssoufa Moukoko und schlenderte gemeinsam mit dem mehr als 18 Jahre jüngeren WM-Teenager vom Pressepodium. Die Harmonie der Fußball-Generationen konnte Hansi Flick und Oliver Bierhoff nur gefallen.

Zwischen den ersten beiden schweißtreibenden Einheiten in der Trainings-Trutzburg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Al-Shamal demonstrierten der Bayern-Torwart und der BVB-Stürmer die Mischung aus Konzentration und Optimismus. Diese hatte Bierhoff vor dem schweren Auftaktspiel gegen Japan am Mittwoch (14.00 Uhr/ARD und MagentaTV) kurz zuvor eingefordert. 

DFB-Team für Bierhoff «nicht der Turnierfavorit»

«Wir werden uns darauf einstellen müssen, dass das ein harter Kampf sein wird. Es wird keine Zauberei sein», lautete Bierhoffs WM-Prophezeiung. «Wir sind gewarnt, von der ersten Minute an voll fokussiert zu sein. Dann ist mit der Mannschaft alles möglich», sagte der 54-Jährige. 

Die deutsche Mannschaft ist für Bierhoff in Katar «nicht der Turnierfavorit», aber dennoch ein Kandidat für den Titelgewinn. Themen abseits des Sports, wie die Debatte um die One-Love-Kapitänsbinde von Neuer oder erst recht das Bierverbot der katarischen Gastgeber für Fans in den WM-Stadien sollen jetzt bloß nicht ablenken. 

Mit zwei kurzen, lauten Pfiffen in seine rote Trillerpfeife hatte Flick am Vormittag bei schon beträchtlichen Temperaturen den Countdown für die Japan-Prüfung eingeleitet. Die Zeit der Akklimatisierung und Entspannung im Teamquartier Zulal Wellness Resort ist vorbei. Eine zweite Einheit wurde nach dem Mittagessen angesetzt. Diesen im FIFA-Jargon «Matchday minus 4» genannten Tag hatte Flick schon zuvor als Wegmarke in seinem festgezurrten WM-Plan auserkoren. «Es beginnt der Fokus auf Japan», proklamierte der Bundestrainer. 

Wie wichtig ein erfolgreicher Turnierstart ist, machte auch der 36 Jahre alte Teamsenior Neuer vor seiner vierten WM-Endrunde klar. Bei einem Erfolg könne man als Team «in einen Flow» kommen, wie beim 4:0 gegen Portugal vor dem Titelgewinn 2014. Das Gegenbeispiel sei das 0:1 gegen Mexiko vor vier Jahren in Russland gewesen. Damals schied die DFB-Elf nach der Gruppenphase aus – eine historische Blamage.

Müller und Rüdiger auf Kurs – Fragezeichen hinter Füllkrug

Positive Signale gaben Thomas Müller und Antonio Rüdiger. Die zuletzt verletzt pausierenden Leistungsträger konnten das erste Mannschaftstraining voll absolvieren. Konkrete Prognosen waren nach der ersten großen Belastung noch schwierig. Wochenlang hatten der Bayern-Routinier und der Real-Abwehrhüne wegen muskulärer Probleme und Hüftbeschwerden nicht spielen können. Für Flick sind sie entscheidende WM-Bausteine. 

Ein neues Fragezeichen bedeutete der Trainingsausfall von Mittelstürmer Niclas Füllkrug wegen eines grippalen Infekts. Bierhoff gab aber indirekt Entwarnung. «Man kann keine genaue Prognose machen», sagte er mit Blick auf das erste Gruppenspiel. Die DFB-Mediziner glaubten aber, dass die Zeit reichen werde, damit der 29-Jährige nach seinem Siegtor zum 1:0 im letzten WM-Test im Oman auch zum WM-Auftakt bereitsteht.

Bierhoff sieht für Flick alle Möglichkeiten bei der Aufstellung im Chalifa International Stadium. «Es wäre schlimm, wenn Hansi keine Optionen hätte, das würde mir eher Kopfzerbrechen bereiten», sagte Bierhoff. Den Kern der Startelf habe der Bundestrainer schon im Kopf. 

Gesucht wird weiterhin der Kandidat für die Position im Sturmzentrum. Der 33 Jahre alte Müller wäre mit der Erfahrung von zehn WM-Toren seit 2010 – in Topform – eine verheißungsvolle Option. Kein in Katar vertretener Spieler hat bei WM-Endrunden häufiger getroffen als der Münchner. 

Moukoko wird volljährig

Müllers Körpersprache deutete auf die notwendige Belastbarkeit hin. Voller Tatendrang und mit typischem Müller-Schalk nahm er Moukoko huckepack. «Ich lerne von den Besten hier», sagte der Dortmunder, der am Sonntag als jüngster deutscher WM-Teilnehmer seinen 18. Geburtstag in ungewöhnlicher Umgebung im Luxus-Hotel an der Nordspitze Katars feiern wird. «Drei Punkte gegen Japan, das erste WM-Spiel ist ganz wichtig», lautete sein größter Geburtstagswunsch. 

Neuer konnte sich noch genau an seinen 18. Geburtstag erinnern. Den feierte er – als Moukoko noch gar nicht geboren war – mit Freunden in Gelsenkirchen-Buer beim Kegeln. Bierhoff kündigte für Moukoko als Präsent erstmal nur eine selbstverständlich kalorienarme Torte von DFB-Koch Anton Schmaus und ein Ständchen von den Kollegen an. «Die Party machen wir dann gerne nach einem gewonnenen Spiel.»

dpa