Max Verstappen triumphiert erneut in Italien. Nach acht Rennen ohne Sieg kehrt der Weltmeister zurück auf Platz eins. Geschlagen sind die WM-Führenden. Übel läuft’s für den einzigen Deutschen.
Forza Verstappen: Sieg-Rückkehrer im Ferrari-Land
Der Italien-Experte Max Verstappen hat mit einer herausragenden Leistung wie in alten Zeiten seine ungewöhnlich lange sieglose Zeit im Königlichen Park von Monza beendet. 112 Tage nach seinem Erfolg beim Grand Prix in Imola gewann der 27-jährige Niederländer auch das zweite Formel-1-Rennen in diesem Jahr im Heimatland von Ferrari.
Der viermalige Weltmeister ließ nach seiner Überraschungs-Pole dem McLaren-Duo mit Lando Norris und Oscar Piastri keine Chance. Er verwies den WM-Zweiten und den WM-Führenden nach einer mitreißenden Anfangsphase und einem kontrollierten weiteren Rennen auf die Plätze zwei und drei beim Großen Preis von Italien.
Verstappen hat mit seinem 66. Karrieresieg und dem dritten in dieser Saison seinen Rückstand im Klassement auf unter 100 Zähler (94) verkürzt. Piastri liegt weiterhin vorne, hat aber seinen Vorsprung auf Norris verringert und nun 31 statt 34 Punkte mehr.
Verstappens Chancen auf den fünften Titel in Serie sind bei acht noch ausstehenden Grand Prix‘ zwar weiterhin fast nur theoretischer Natur. Sollte der Red Bull jedoch auch auf den anderen Strecken so gut funktionieren wie auf dem Hochgeschwindigkeitskurs nahe Mailand, könnten die im WM-Kampf eher unerfahrenen McLaren-Piloten noch einmal nervös werden.
Was machten die beiden Ferraris vor heimischer Kulisse?
Nachdem Charles Leclerc vor einem Jahr gewonnen hatte, standen dieses Mal keine Ferrari-Piloten auf dem Emotions-Podium der Formel 1. Der Fahrer aus Monaco landete auf dem vierten Platz, Rekordweltmeister Lewis Hamilton auf Position sechs.
Ein anderer Fahrer wurde getroffen, noch bevor es richtig losging. Ausgerechnet der einzige Deutsche: „Bring das Auto in die Box“, wurde ihm in der Einführungsrunde im Sauber mitgeteilt. Nach dem zwölften Platz in der Qualifikation schied er aufgrund eines Hydraulikproblems aus, bevor die roten Ampeln erloschen.
Norris wütet gegen Verstappen: «Was macht der Idiot?»
Was die rund 130.000 Zuschauer aber auch ohne den 38 Jahre alten Routinier zumindest zu Beginn geboten bekamen, war Formel-1-Action mit Sternchen. Kaum war das Rennen frei, verteidigte Verstappen mit Härte seine Pole – die 45. seiner Karriere. Norris musste durchs Gras, es staubte, der Brite schnaubte. «Was macht der Idiot?», wütete der eigentliche Verstappen-Kumpel per Funk: «Erst drückt der mich ins Gras, dann kürzt er ab.»
In der anschließenden Schikane nach dem Start war Verstappen dann mehr oder weniger geradeaus gefahren. Die Rennleitung ermittelte umgehend, die Red-Bull-Box reagierte, um einer möglichen Strafe zu entgehen. «Gib die Position zurück», funkte der Kommandostand – Verstappen gehorchte. Dabei nutzte gleich mal Leclerc unter dem Jubel der Tifosi im Königlichen Park seine Chance und schob sich an Piastri vorbei. Lange konnte der Monegasse, der vor einem Jahr in Monza triumphiert hatte, allerdings nicht halten.
Ist der Red Bull zurück zu alter Stärke?
Ebenso wie Norris, kämpfte Verstappen in diesem Jahr in 15 Grand Prix mit seinem Red Bull, mal mehr, mal weniger. Die Dominanz des viermaligen Weltmeisters war vorbei. Vor dem Italien-Rennen lag er bereits 104 Punkte hinter Piastri. Die Italien-Pole war zwar eine Überraschung, aber der neue Unterboden zeigte auch im Rennen offensichtlich Wirkung.
Verstappen übernahm in der fünften Runde erneut die Führung. Norris hatte in der Schikane keine Möglichkeit. Trotz des Ausfalls vor einer Woche in Zandvoort aufgrund eines Defekts am McLaren konnte der Brite nicht kontern. Verstappen baute sich einen komfortablen Vorsprung aus.
Die erste große Aufregung legte sich damit auch. Verstappen vor Norris und Piastri, gefolgt von Leclerc vor Mercedes-Pilot George Russell, bevor dann Hamilton kam. Aufgrund einer anhängigen Strafe musste er in der Startaufstellung von Position zehn statt von Rang fünf losfahren.
Wolfühl-Programm für Hamilton – aber weiter kein Podest
Die außergewöhnliche Begeisterung der Tifosi für den neuen Ferrari-Superstar in den Tagen vor dem Rennen wirkte sich positiv auf Hamilton aus. Dass er sogar einmal mit einem Motorrad in den italienischen Nationalfarben zur Strecke kam, war ein zusätzlicher Bonus.
Trotzdem blieb das Podium auch beim 16. Versuch in einem Grand Prix für die Scuderia für den 40-jährigen, siebenmaligen Weltmeister und 105-maligen Renngewinner außer Reichweite. Verstappen und das McLaren-Duo entschieden untereinander – jedoch mit einer Wendung zuungunsten von Norris. Piastri ging vor ihm an die Box, keine Probleme. Dann war Norris an der Reihe – und es gab Probleme. Er verlor so viel Zeit, dass er hinter Piastri herauskam.
Der McLaren-Kommandostand schaltete sich ein, forderte den Australier an, seinen WM-Verfolger vorbeizulassen – Piastri fand das alles andere als gut, folgte aber der Anweisung. Als Verstappen von seinem Renningenieur darüber informiert wurde, lachte der nur und meinte: «Wegen eines langsamen Boxenstopps?». McLaren sollte gewarnt sein.