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Frankreich als Spanien: Nagelsmanns WM-Rechnung

Bundestrainer Nagelsmann will nach der WM-Auslosung trotz möglicher Top-Gegner wie Frankreich in der K.o.-Phase Schritt für Schritt denken. Warum er vor Rechenspielen warnt und was der DFB-Chef sagt.

Julian Nagelsmann verfolgt die WM-Auslosung.
Foto: Jia Haocheng/POOL Xinhua/AP/dpa

Julian Nagelsmann warnte vor Ecuador, lobte die Elfenbeinküste und fand auch freundliche Worte für die Außenseiter aus Curaçao. Aber der sprichwörtliche Elefant im Saal des John F. Kennedy Centers for the Performing Arts war für den Bundestrainer nach der Gruppenauslosung für die WM 2026 Titelfavorit Frankreich.

Die Vorrunde des XXL-Turniers im Sommer 2026 schien nach der aus logistischen Gründen mit vielen Spielen an der Ostküste hochwillkommenen Einordnung in die Gruppe E für manche nur eine Durchgangsstation für die Fußball-Nationalmannschaft. Wer schon weiter «lunste», also auf den Spielplan für die mögliche K.o.-Runde schaute, sah dort für das Achtelfinale ein Duell mit der Équipe Tricolore in Philadelphia als Drohkulisse. 

Nagelsmann liebt solche schwierigen Perspektiven. Doch er ist aus Erfahrung nicht mehr in der Situation, den Gedankenspielen zu viel Platz einzuräumen. «Es ist für uns schon wichtig, dass wir den ersten Schritt vor dem zweiten gehen. Wir haben jetzt die letzten Weltmeisterschaften nicht so gestaltet, dass wir immer fest planen können», sagte der Bundestrainer. 

Erst wird Curaçao (14. Juni) gespielt, dann die Elfenbeinküste (20. Juni), gefolgt von Ecuador (25. Juni). Der Bundestrainer wird am Samstag (18.00 Uhr/MEZ) erfahren, wo und zu welcher Tageszeit die Spiele stattfinden, wenn die FIFA in Washington den Spielplan verkündet.

Mit einem hohen Maß an Selbstvertrauen soll die deutsche Nationalmannschaft in die K.o.-Phase gehen. Dies verdeutlicht auch die Erinnerung an die Heim-EM. Im Sommer davor hätte eine Niederlage im letzten Gruppenspiel gegen die Schweiz (1:1) vermieden werden können, um nicht auf Spanien im Viertelfinale (1:2 n.V.) zu treffen.

Keine absichtliche Niederlage

Aber absichtlich verlieren? Das widerspricht allem, wofür Nagelsmann stehen möchte. «Das ist leider bei so einem Turnierbaum, dass irgendwann auch Topteams kommen auf deinem Weg zu einem Turniererfolg», sagte der 38-Jährige. Auch die Franzosen seien sicher nicht froh, früh im Turnier gegen Deutschland zu spielen. Deren Trainer Didier Deschamps «klatscht jetzt auch nicht acht Mal in die Hände, wenn er gegen uns spielt», sagte Nagelsmann.  

Unterstützung bekam er von Bernd Neuendorf. Der DFB-Präsident warnte davor, das Turnier vom falschen Ende her zu denken. «Das haben wir die letzten beiden Weltmeisterschaften auch erlebt, bei den Gruppenauslosungen, wo viele gesagt haben: „Machbar, leichte Gruppe.“ Den Fehler werden wir mit Sicherheit nicht machen», erinnerte Neuendorf an die WM-Debakel 2018 und 2022, wo das DFB-Team jeweils in der Vorrunde gescheitert war. 

Erinnerungen an 1990

Überhaupt seien alle Rechenspiele Makulatur, wenn auch nur eines der beiden Teams nicht Gruppensieger werde. Neuendorf erinnerte nach Rücksprache mit Zeitzeuge Rudi Völler an die WM 1990, als Deutschland auf dem Weg zum Titel souverän die Gruppe gewann, aber im Achtelfinale gegen die Niederlande (2:1) ran musste, die in ihrer Gruppe nur Dritte geworden war. «Gegen die mussten wir dann spielen. Das hatte vorher auch niemand auf dem Schirm», sagte Neuendorf. 

«Ich glaube, wir tun gut daran, jedes Spiel einfach gut zu spielen, in jedem Spiel Stabilität zu haben und so in ein Turnier reinzukommen, sodass wir bei Spiel uns vielleicht auch ein bisschen noch steigern können. Dann brauchen wir eigentlich von keinem Gegner Angst zu haben», forderte Neuendorf. 

Nagelsmann hat ohnehin eine gute Bilanz in Frankreich. Obwohl Deutschland diesen Sommer das Spiel um Platz 3 bei der Nations League mit 0:2 verloren hat, gab es im März 2024 in Lyon ein 2:0 als positives Zeichen für die Heim-EM. Im Viertelfinale könnte Deutschland übrigens auf die Niederlande treffen.

dpa