Nach einem starken Endspurt ist Borussia Dortmund wieder im Rennen um die Champions-League-Qualifikation und hat gute Chancen auf einen Platz unter den Top 5 der Liga.
Comeback des BVB: Champions-League-Qualifikation wieder möglich

Vor wenigen Wochen noch undenkbar, inzwischen ein realistisches Szenario: Borussia Dortmund ist auf dem besten Weg, die Saison auf den letzten Drücker doch noch zu retten. Während die Konkurrenz beständig patzt, ist der BVB in der entscheidenden Phase voll da. «Wir haben uns das Momentum so ein bisschen erarbeitet. Ich glaube, dass wir den Druck auf die anderen Mannschaften auch erhöht haben», frohlockte Sportdirektor Sebastian Kehl nach dem 4:0-Statement gegen den VfL Wolfsburg.
Selbst die erneute Champions-League-Qualifikation ist für den Vorjahres-Finalisten zwei Spieltage vor dem Saisonende wieder drin. «Wenn wir beide Spiele gewinnen, dann haben wir eine große Wahrscheinlichkeit, dabei zu sein», meinte Kehl vor den noch ausstehenden Aufgaben bei Bayer Leverkusen und gegen Holstein Kiel. Erstmals seit dem 12. Spieltag ist der BVB ein halbes Jahr später wieder unter den Top 5 der Liga.
«Ich habe es für möglich gehalten und ich habe auch dran geglaubt», behauptete Kehl nach dem dritten Sieg und dem sechsten Spiel ohne Niederlage in Serie. «Ich sehe eine große Gier», meinte Kehl.
Vor nur sieben Wochen sah die Situation noch ganz anders aus. Dortmund war Elfter in der Tabelle und hatte einen Rückstand von sieben Punkten auf einen Conference-League-Platz. Dies war für den stolzen Club, der sich als Nummer zwei im deutschen Fußball sieht, viel zu wenig. Die BVB-Welt geriet ins Wanken. Es gab Spekulationen über die Zukunft von Kehl und es war fraglich, ob der erst Anfang Februar eingestellte neue Trainer Niko Kovac über die Saison hinaus bleiben würde. All das ist mittlerweile vergessen.
Die Gründe für den Aufschwung
Weil Kovac an den richtigen Stellschrauben drehte. Seine Umstellung von einer Vierer- auf eine Dreierkette war goldrichtig und stabilisierte das verunsicherte Team. «Das fühlt sich gut an. Wir spielen seit Wochen einen sehr stabilen Fußball», befand Mittelfeldspieler Pascal Groß, der Kovac allgemein lobte: «Er ist sehr klar in seiner Ansprache. Jeder weiß immer, wo er steht.»
Klar war der BVB-Coach auch am Samstagabend. «Mit der ersten Halbzeit war ich überhaupt nicht zufrieden, wir haben einfach nicht gut gespielt», motzte Kovac. In der Tat sah das Spiel in der ersten Halbzeit überhaupt nicht nach einem 4:0 aus. Die Westfalen spielten ideenlos, ohne jeden Esprit. «Wir waren zu statisch, sind immer wie ein Scheibenwischer hinterher gelaufen», sagte Kovac. Was auch immer er in der Halbzeit sagte, es wirkte.
Zudem profitieren die Dortmunder extrem von der Form ihres Torjägers Serhou Guirassy, der gegen Wolfsburg seine Rückrunden-Tore elf und zwölf erzielte. Kein anderer Bundesligaspieler traf in dieser Zeit öfter. «Borussia Dortmund muss da spielen. Jetzt haben wir eine gute Position, jetzt liegt es an uns», sagte Guirassy bei Sky zu den Champions-League-Chancen seines Teams.
In der entscheidenden Phase der Saison profitiert der BVB auch davon, dass es kaum Ausfälle gibt. Die Bank gegen Wolfsburg war am Samstag unter anderem mit Kapitän Emre Can, Marcel Sabitzer, Carney Chukwuemeka und Karim Adeyemi exzellent besetzt. Als Einwechselspieler erzielte Adeyemi mit Wut im Bauch über seine Reservistenrolle ebenfalls noch einen Doppelpack.
«Wenn sich die Leute hochschaukeln, dann haben wir alle einen Benefit», sagte Kovac zur aktuellen Konkurrenzsituation. Die schwere Verletzung von Nico Schlotterbeck (Meniskusriss), die Dauer-Formkrise von Julian Brandt oder abfallende Leistungen wie am Samstag von Daniel Svensson bekommt der BVB derzeit gut kompensiert.
«Wir sind auf einem richtig guten Weg, haben große Schritte gemacht. Es bestärkt mich, dass es diese Mannschaft kann», sagte Kehl und lobte: «Niko hat einen richtig guten Job gemacht.»
Die Wahrheit ist jedoch auch, dass ohne die Schwäche vieler anderer Teams der BVB alleine nicht mehr in diese Position hätte gelangen können.