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Tadej Pogacar auf dem Weg zum Giro d’Italia und Tour de France Sieg

Der Slowene plant das seltene Double, doch bleibt bescheiden und respektvoll gegenüber seinen Konkurrenten, die ihn als Favorit sehen.

Tadej Pogacar bei der Teamvorstellung in Turin.
Foto: Marco Alpozzi/LaPresse via ZUMA Press/dpa

„Tadej Pogacar möchte bereits zu Beginn der 107. Auflage des Giro d’Italia den Grundstein für einen seltenen Erfolg legen. Das Wunderkind des Radsports, das mit 25 Jahren bereits zwei Mal die Tour de France gewonnen hat, strebt in diesem Jahr das Double aus Giro- und Tour-Sieg im Sommer an.“

Doch der oft favorisierte Slowene will von einem sicheren Triumph, der vielen Experten zufolge quasi schon vorher feststeht, nichts wissen. «Es ist nicht respektvoll gegenüber den anderen Fahrern. Es geht nicht nur um mich oder das UAE-Team», sagte der Ausnahmefahrer vor der ersten Etappe am Samstag mit Ziel in Turin.

Aktuell gibt es allerdings kaum jemanden, der Pogacar nicht als Sieger der «Trofeo Senza Fine» am 26. Mai in Rom ansieht. Selbst Zak Dempster, Sportdirektor von Pogacars Konkurrent Geraint Thomas, traute sich keine Majestätsbeleidigung zu. «Er ist wahrscheinlich in der Lage, jede Etappe des Giro zu gewinnen, auch die Sprint-Etappen, er könnte kreativ werden», sagte er dem Portal «Cycling Weekly» über Pogacar.

Der Erfolg beim Giro und der Tour in einem Jahr sind eine Rarität. Diese Glanzleistung gelang nach dem Zweiten Weltkrieg nur sieben Fahrern, darunter prominente Namen wie Fausto Coppi, Jacques Anquetil, der «Kannibale» Eddy Merckx und Bernard Hinault. Den Sieg bei beiden Grand Tours im selben Jahr schaffte zuletzt der Italiener Marco Pantani im Jahr 1998. «Ich bin zu jung, um mich persönlich an Pantani zu erinnern, aber es wäre ein Traum, es ihm gleichzutun», sagte Pogacar der Zeitung «La Gazzetta dello Sport».

Auch Experte Voigt sieht Pogacar vorn

«Wenn er bei der Ernährung keinen Fehler macht, wenn er nicht vom Rad fällt oder einen riesigen taktischen Fehler macht, kann ich nicht sehen, dass jemand im Giro-Feld ihn im direkten Duell gefährden könnte», sagte der frühere Profi und TV-Experte Jens Voigt bei Eurosport. Nach Voigts Einschätzung werde Pogacar die frühe Bergankunft nach Santuario di Oropa auf der zweiten Etappe nutzen, um «direkt Nägel mit Köpfen» zu machen.

Ein Sturz oder ein hartnäckiger Virus könnten Pogacars größte Ängste sein. Trotzdem tritt das Wunderkind erstmals beim Giro an. In dieser Saison hat das Multitalent früh seine exzellente Form gezeigt: Pogacar dominierte eindrucksvoll Strade Bianche, wurde Dritter bei Mailand-Sanremo und gewann mit einem komfortablen Vorsprung Lüttich-Bastogne-Lüttich.

Die Konkurrenz in diesem Jahr ist überschaubar. Der Vorjahressieger Primoz Roglic, der seit diesem Jahr für das deutsche Top-Team Bora-hansgrohe fährt, wird nicht teilnehmen. Er möchte sich in Ruhe auf die Tour de France vorbereiten. Der belgische Star Wout van Aert musste aufgrund seines Sturzes Ende März beim Halbklassiker Quer durch Flandern den Giro absagen.

Schachmann hofft auf Tagessiege

Die deutschen Fahrer werden Pogacar wahrscheinlich nicht allzu lange im Auge behalten können. Während der Italien-Rundfahrt auf 21 Etappen mit insgesamt 3400 Kilometern könnten höchstens Etappensiege erzielt werden. Möglicherweise gelingt es dem Bocholter Sprinter Phil Bauhaus erstmals, einen Tageserfolg bei einer Grand Tour zu erzielen; im vergangenen Jahr scheiterte er knapp bei der Tour de France.

Maximilian Schachmann von Bora-hansgrohe hat sich nach Verletzungsproblemen in der Vergangenheit zuletzt für einen Giro-Tagessieg empfohlen. Für den baldigen Ruheständler Simon Geschke ist der Giro ein Höhepunkt auf seiner Abschiedstour. Lennard Kämna, ebenfalls ein Bora-hansgrohe-Fahrer, erholt sich derzeit von seinem Trainingsunfall auf Teneriffa und ist nicht dabei. Teamkollege Emanuel Buchmann, Tour-de-France-Vierter von 2019, wurde nicht nominiert, was beim 31-Jährigen für viel Frust und Unverständnis sorgte.

Die Profis müssen insgesamt 44.650 Höhenmeter überwinden, was weniger ist als in den Vorjahren. Die Königsetappe findet auf der 15. Etappe zwischen Manerba am Gardasee und Livigno statt. 5400 Höhenmeter erwarten die Profis, darunter drei Anstiege der Kategorie eins. Pogacar freut sich am meisten auf diese Etappe. Spätestens dort will er der Konkurrenz enteilt sein.

dpa