Die deutschen Handballer landen im letzten Spiel des Jahres einen Pflichtsieg in der Türkei. Der Bundestrainer hat an dem Auftritt wenig Spaß.
Gislason tobt: Handballer mit Rumpel-Auftritt in der Türkei
Alfred Gislason war zuerst wütend in einer Auszeit, dann kritisierte der Bundestrainer den schwachen Auftritt der deutschen Handballer im letzten Spiel des Jahres. Trotz eines unspektakulären 36:29 (20:14)-Arbeitssieges in der Türkei feierte der Olympia-Zweite den zweiten Erfolg in der Qualifikation für die Europameisterschaft 2026 nach dem überzeugenden 35:26 zum Auftakt gegen die Schweiz. Gut zwei Monate vor der WM zeigte die DHB-Auswahl jedoch einige Schwächen, was den Bundestrainer missfiel.
«Ich bin gar nicht zufrieden. Wir haben uns schon in der ersten Halbzeit viele technische Fehler geleistet und nach der Pause einen dummen Fehler nach dem anderen gemacht. Damit wecken wir die Halle und die türkische Mannschaft. Das darf nicht passieren», schimpfte Gislason über die wenig überzeugende Leistung seiner Schützlinge in Ankara und fügte enttäuscht hinzu: «Jeder will sich für die WM zeigen. Heute ist das nicht allen gelungen.»
Uscins gibt sich selbstkritisch
Die besten Torschützen für das vom neuen Personalmangel geplagte DHB-Team waren Rechtsaußen Lukas Zerbe und Rückraumspieler Marko Grgic mit jeweils acht Toren. Mit 4:0 Punkten führt Deutschland die Tabelle in der Gruppe 7 an und kann sich nun auf die Weltmeisterschaft im Januar konzentrieren.
Rückraum-Ass Renars Uscins, der sechsmal traf, stufte den dürftigen Auftritt als wichtige Erfahrung auf dem Weg dorthin ein. «Natürlich sind wir nicht zufrieden mit dem Spiel. Wir hatten irgendwann keine funktionierende Abwehr mehr. Das müssen wir besser hinbekommen, schließlich spielen wir alle in der Bundesliga. Man hat gesehen, was passiert, wenn es nicht läuft. Da fehlt dann die Abstimmung», sagte der U21-Weltmeister.
Kurzfristiger Ausfall von Steinert
Neben Kapitän Johannes Golla, der die Reise wegen muskulärer Probleme gar nicht erst angetreten hatte, musste die deutsche Mannschaft kurzfristig einen weiteren Ausfall verkraften. Christoph Steinert zog sich am Samstagabend im Abschlusstraining einen Mittelhandbruch zu und fällt für mehrere Wochen aus. Ob der 34 Jahre alte Routinier bis zur WM fit wird, ist offen. Das DHB-Team musste ohnehin schon auf die verletzten Rückraumspieler Juri Knorr, Julian Köster, Franz Semper und Philipp Weber verzichten.
Das Fehlen von Golla und Steinert in der Abwehr zwang Gislason zu zusätzlichen Umstellungen. Dies zeigte sich sofort in der Anfangsphase, als das deutsche Team noch auf der Suche nach sich selbst war. Nur Torwart Andreas Wolff, der in seinem 171. Länderspiel erstmals als Kapitän auf dem Feld stand, war sofort aufmerksam. Mit zahlreichen Paraden verhinderte der 33-Jährige einen schlechten Start des DHB-Teams.
Längeres Warten auf erstes Tor
Erst nach viereinhalb Minuten gelang dem Olympia-Zweiten der erste Treffer – danach ging es aber Schlag auf Schlag. Mitte der ersten Halbzeit führte der Favorit beim 10:3 bereits mit sieben Toren. Danach hielt jedoch der Schlendrian Einzug. Die Türken nutzten dies und kamen sechs Minuten vor der Pause auf vier Tore heran.
Gislason reagierte mit einer Auszeit, in der er seine Schützlinge mit deutlichen Worten aufrüttelte. Der Weckruf zeigte Wirkung, denn das DHB-Team zog wieder an und ging mit einem Sechs-Tore-Polster in die Kabine. «Wir müssen etwas konzentrierter und im Rückzug besser sein», forderte der neue Nationalmannschaftsmanager Benjamin Chatton in der Halbzeitpause.
Gislason wird in Auszeit laut
Doch Fehlanzeige. Mit vielen leichten Fehlern ließ der EM-Vierte die Türken beim 24:21 auf drei Tore herankommen. Wieder nahm Gislason eine Auszeit, in der er lautstark forderte: «Verdammt noch mal, ihr müsst mehr Gas geben. Geht dahin, wo es weh tut und kämpft mal ein bisschen.»
Seine Schützlinge hatten jedoch weiterhin Schwierigkeiten, insbesondere da Wolff nun nicht mehr der starke Rückhalt wie zu Beginn war. In der Mitte der zweiten Halbzeit musste er seinen Platz im Tor für Joel Birlehm räumen. Erst gegen Ende des Spiels hatte das DHB-Team die Partie wieder unter Kontrolle und baute den Vorsprung aus.