Julian Nagelsmann will gegen die Schweiz den Gruppensieg klarmachen. Als Tabellenerster steigt das Selbstvertrauen vor der K.-o.-Runde. Doch steigen damit auch die deutschen EM-Titelchancen?
Gruppensieg als Signal: Was heißt das für die Titelchance?
Julian Nagelsmann will unbedingt den ersten Platz in der EM-Gruppe. Verteidiger Jonathan Tah will den Namen Deutschland «ganz oben sehen». Dafür muss heute (21.00 Uhr/ARD/Magenta TV) in Frankfurt mindestens ein Unentschieden gegen die Schweiz her. Doch wie wichtig ist der Gruppensieg für die Titelperspektive?
Die Geschichte der Nationalmannschaft zeigt: Ein Gruppensieg garantiert natürlich keinen Titel – und ein Triumph ist auch möglich, wenn man die Vorrunde nicht auf dem Spitzenplatz abschließt. Die letzten vier Turniersiege begannen jedoch mit Platz eins nach drei Spielen.
WM 1954: Der große Bluff
Sepp Herberger, der Bundestrainer, lässt die B-Elf gegen Ungarn im Gruppenspiel antreten. Er akzeptiert ein 3:8 und setzt ein Ausscheidungsspiel um den Einzug in die K.-o.-Runde aufs Spiel. Es ist gewissermaßen der erste Akt des Wunders von Bern. Im Finale siegen Fritz Walter und Co. – möglicherweise auch dank des Psycho-Kniffs von Herberger.
EM 1972: Noch keine EM im Gruppenmodus
Der historische erste Sieg in Wembley (3:1) gegen die Engländer führt unmittelbar zum Halbfinaleinzug. Bei der Vierer-Endrunde sichert sich Deutschland gegen Gastgeber Belgien und die Sowjetunion den ersten EM-Titel.
WM 1974: Genau 50 Jahre ist es her
Die Bundesrepublik wird in Hamburg von der DDR geschockt. Jürgen Sparwassers Siegtor zum 1:0 geht in die deutsche Fußballgeschichte ein. Ironischerweise erhalten Franz Beckenbauer und seine Mannschaftskollegen als Gruppenzweite in der Zwischenrunde den vermeintlich einfacheren Weg zum Finale und zum zweiten WM-Titel.
EM 1980: Gruppensieg ist Bedingung für Titel
Nur der Gewinner qualifiziert sich für das Finale. Dies war bereits nach zwei Siegen vor dem Anpfiff des letzten Gruppenspiels gegen Griechenland (0:0) sicher, wie Bundestrainer bestätigte. Im Finale ist es die Stunde von Doppeltorschütze Horst Hrubesch gegen Belgien.
WM 1990: Musterbeispiel für perfekten Turnierverlauf
Deutschland gewinnt die Gruppe in Italien, bleibt am Spielort Mailand und besiegt in der ersten K.-o.-Runde die Niederlande in einem Fußball-Drama. Die Krönung erfolgt in der magischen Nacht in Rom gegen Diego Maradona und Argentinien.
EM 1996: Auch in England läuft es glatt
Nach zwei Siegen und einem Unentschieden ist der Gruppensieg wieder sicher. Jürgen Klinsmann und seine Teamkollegen ziehen weiter in Richtung Wembley. Dort wird zunächst England im Elfmeterschießen dramatisch besiegt, bevor Oliver Bierhoff mit einem Golden Goal den bisher letzten EM-Titel sichert.
WM 2014: Gruppensieg in Regenschlacht
Trotz der schweren K.o.-Gegner wie Frankreich im Viertelfinale ist das Selbstvertrauen vorhanden. Brasilien bekommt dies eine Runde später beim legendären 7:1 zu spüren. Im Maracanã schießt Mario Götze Deutschland dann zum WM-Sieg.