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Comeback von Tennisstar Jannik Sinner in Rom nach Dopingsperre

Tausende Fans jubeln bei erstem Training, Journalisten dichtgedrängt bei Pressekonferenz – Sinner ist mehr als nur ein Tennisspieler.

Jannik Sinner tritt nach seiner Dopingsperre in Rom erstmals wieder an.
Foto: Alfredo Falcone/LaPresse/AP/dpa

Italienische Journalisten meldeten schon euphorisch «Habemus Sinner»: Nicht nur das zeigt, wie präsent der Hype um den zuvor ausgeschlossenen Tennisstar Jannik Sinner in seiner Heimat direkt wieder ist. Tausende Fans schauen sich bei seiner Rückkehr in Rom nach seiner Dopingsperre sein erstes Training an. Schon beim Betreten des Platzes jubeln sie dem Italiener zu, als ginge es um ein Finale oder zumindest um ein wichtiges Match. Das Fernsehen überträgt Trainingsbilder live.

Während seiner ersten Pressekonferenz bei dem Masters-1000-Event sitzen die Journalisten eng beieinander. Gleich zu Beginn klärt der US-Open-Sieger von 2024 Gerüchte über eine neue Liebe auf («Ich bin nicht in einer Beziehung») – Sinner ist längst mehr als nur ein Tennisspieler.

Sinner: «Ich bin glücklich, wieder Tennis zu spielen»

Auf die erste Frage antwortete er dann, er habe die Sperre anfangs nicht akzeptieren wollen, weil er wisse, was wirklich passiert sei. «Aber manchmal muss man in einem sehr schlechten Moment das Beste wählen, und das haben wir getan. Jetzt ist also alles vorbei. Ich bin glücklich, wieder Tennis zu spielen», sagte der Weltranglisten-Erste über die Einigung. Sinner war für drei Monate gesperrt worden, nachdem bei ihm im März 2024 Spuren des Dopingmittels Clostebol entdeckt worden waren.

Italienische Medien: «Habemus Sinner»

In der Tennisszene wird Sinners Comeback mit Spannung erwartet. Italienische Journalisten schrieben von «Habemus Sinner». Sie spielten damit auf die Konklave zur Wahl des Papstes an, die am Mittwoch nur wenige Kilometer entfernt beginnt. Habemus Papam wird verkündet werden, wenn weißer Rauch aufgestiegen ist: Wir haben einen Papst. Italiens Sport hat einen Sinner.

In seinem Heimatland wurde nun vermerkt, wann der 23-Jährige mit seinem Privatflugzeug landete und dass er eine weiße Trainingsjacke und eine schwarze Hose trug. Die Begeisterung steht im Gegensatz zu Sinners Gedanken, die er vor kurzem beim Sender Rai geäußert hat.

Sinner räumt Gedanken ans Aufhören ein

In einem Interview antwortete der Südtiroler auf die Frage, ob es je einen Moment gab, in dem er alles aufgeben wollte, nach kurzem Zögern: «Ja. Ich erinnere mich, dass ich vor den Australian Open in diesem Jahr keine sehr glückliche Phase hatte.» 

Am 26. Januar hatte Sinner in Melbourne im Endspiel gegen Alexander Zverev triumphiert. Tröstend hatte er den Hamburger bei der Siegerehrung in den Arm genommen. Es war sein letzter Auftritt vor dem Ausschluss. In Rom soll der Topgesetzte am Samstag wieder starten.

«Die Spieler haben mich anders angeschaut»

Bei den Australian Open war noch offen gewesen, ob Sinner womöglich lange gesperrt wird. Als er in Australien ankam, habe er sich nicht wohlgefühlt, etwa in der Umkleide oder beim Essen, berichtete Sinner. «Die Spieler haben mich anders angeschaut. Das war nicht schön. Es ist schwer, so zu leben im Tennis.»

Der außergerichtlich getroffene Deal über die Drei-Monats-Sperre war Mitte Februar bekanntgeworden. Die Welt-Anti-Dopingagentur erklärte, dass der Fall «eine Million Kilometer entfernt von Doping» sei. 

Sinner hatte zuvor erklärt, dass die Substanz unwissentlich über die Hände eines Masseurs in seinen Körper gelangt sei. Die Itia, zuständig für Dopingverfahren im Tennis, glaubte ihm und verzichtete auf eine Sperre. Die Wada hingegen ging dagegen vor und rief den Sportgerichtshof Cas an.

Ob der Drei-Monats-Bann gerecht sei oder nicht, diskutierte die Tennis-Szene kontrovers. Zverev fand den gesamten Prozess «seltsam». Die zurückgetretene Serena Williams sagte, dass sie «20 Jahre» bekommen hätte und ihr Grand-Slam-Titel aberkannt worden wären. 

Sinner gewann im letzten Jahr den Titel in New York und zu Beginn dieser Saison den Triumph in Melbourne. Novak Djokovic, Rekord-Grand-Slam-Champion, äußerte auch, dass ein Gefühl der Vorzugsbehandlung in den Umkleiden Thema sei. Sinner widersprach dem.

Zverevs Formkrise verhindert Sprung an die Spitze

Während der Sperre hat er keine Gelegenheit verpasst, sich auf die ruhmreichen Titel vorzubereiten. Das nächste Grand-Slam-Turnier beginnt am 25. Mai: die French Open in Paris. In Rom und vor dem deutschen Publikum in Hamburg kann sich Sinner darauf vorbereiten.

Während seiner Zwangspause war das Herren-Tennis von unbeständiger Leistung und dem Schwächeln seiner Top-Konkurrenten wie Carlos Alcaraz, Zverev oder Djokovic geprägt. Sinners Status als Nummer eins blieb unberührt. Zverev hätte ihn ersetzen können, hatte jedoch Schwierigkeiten. Nach den Australian Open verlor er an Kraft, sein Selbstvertrauen kehrte erst kürzlich mit dem Turniersieg in München zurück.

Am härtesten sei die Suspendierung am Anfang gewesen, schilderte Sinner. Er habe keine Sportveranstaltungen besuchen dürfen. Er konnte nicht ins Stadion gehen, um ein Fußballspiel zu sehen, seine Freunde nicht bei Radrennen unterstützen. An seine Teilnahme in Rom habe er jetzt geringe Erwartungen. «Das Ziel wird Paris sein, aber ich bin hier, um zu sehen, auf welchem Niveau ich bin.»

dpa