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Nagelsmanns Amerika-Tournee: Vorbereitungen auf die WM 2026

Der Bundestrainer hat konkreten Plan für die Nationalmannschaft, um fit für die WM-Endrunde zu sein und die Gruppe zu dominieren.

Julian Nagelsmann lacht auf seinem Weg zur Auslosung.
Foto: Koen Van Weel/ANP/dpa

In seinem schwarzen Anzug mit extraschmaler Krawatte sah Julian Nagelsmann aus wie ein verschollenes Mitglied der legendären Blues Brothers. Anders als John Belushi und Dan Aykroyd in dem US-Filmklassiker ist der Bundestrainer aber nicht im «Namen des Herrn» unterwegs. Für seine eigene Tour durch Amerika im Sommer 2026 hat der 38-Jährige nach der bizarren FIFA-Huldigung für Donald Trump mit dem günstig ausgefallenen WM-Los Curaçao, Elfenbeinküste, Ecuador nun einen schon sehr konkreten Plan. 

To-Do-Liste für Nagelsmann

Die Aufgaben sind: Das gewünschte Quartier fest buchen, einen Testspielgegner finden und vor allem die Nationalmannschaft um Kapitän Joshua Kimmich nach den vielen Zweifeln in der unsicheren Qualifikation fit und titeltauglich für eine WM-Endrunde machen, die mit Glanz und Glitzer alle gängigen Klischees von Amerika erfüllen wird.

«Die Auslosung war eine großartige Unterhaltungsshow. Ich denke, es wird im nächsten Sommer auch so sein», sagte Nagelsmann und machte sich ans Werk. Zur Präsentation der Spielorte und Anstoßzeiten kam Nagelsmann lässig, leger. Als er nach einigem Suchen seinen Platz in der ersten Reihe bei Curaçao-Coach Dick Advocaat schließlich gefunden hatte, gab es gute Spielplan-Nachrichten.

https://x.com/DFB_Team/status/1997371804449472831

Die Auftaktpartie der DFB-Elf gegen Curaçao wird am 14. Juni um 12.00 Ortszeit im Houston-Stadion angepfiffen, also fanfreundlich um 19.00 Uhr deutscher Zeit. Die Arena in Texas hat ein Dach, kann klimatisiert werden, so dass die zu erwartenden hohen Temperaturen kein Problem für Spieler und Fans sein sollten. Houston, wir haben kein Problem, sagte Nagelsmann im übertragenen Sinne. «Ich finde es gut», sagte er tatsächlich zu den Ansetzungen.

Spiele zwei und drei bis kurz vor Mitternacht

Für die nächsten beiden Spiele müssen die Fans daheim allerdings bis kurz vor Mitternacht wach bleiben, um bis zum Abpfiff live dabei zu sein. Die zweite Partie am 20. Juni gegen die Elfenbeinküste findet in Toronto in Kanada statt. Anstoß ist um 16.00 Uhr Ortszeit, 22.00 Uhr in Deutschland.

Für das Gruppenfinale gegen das von Nagelsmann hochgelobte Ecuador geht es an die Ostküste. Im MetLife Stadium, das während der WM den etwas sperrigen Namen New-York-New-Jersey-Stadion trägt, wird am 25. Juni ebenfalls um 16.00 Uhr US-Zeit gespielt, wieder 22.00 Uhr in Deutschland. Dort findet auch das Finale am 19. Juli (15.00 Uhr Ortszeit/21.00 Uhr deutsche Zeit) statt.

Nagelsmann wird in der Gruppe E zumindest bis zu den fest eingeplanten K.o.-Spielen von der befürchteten super-schweren Turnier-Logistik verschont. Der Mittlere Westen und die Ostküste werden zum deutschen WM-Orbit. Bei einem Gruppensieg würde es von den Spielorten Boston, Philadelphia, Boston bis zum Halbfinale in Dallas weitergehen. Als Gruppenzweiter wäre der Weg: Dallas, East Rutherford, Miami, Atlanta.

Nagelsmann begab sich am Samstag mit seiner kleinen DFB-Reisegruppe um Sportdirektor Rudi Völler auf den Weg zum letzten Hotel-Check. Das Lieblingshotel, das der DFB jetzt buchen kann und das anscheinend im amerikanischen Kernland liegt, bleibt aufgrund der günstigen Auslosung eine Option.

«Kurze Wege zum Trainingsplatz», eine «gewisse Exklusivität», «einfach die nötige Ruhe», beschrieb Nagelsmann die Vorteile des Basecamps, das bestenfalls schnell, möglicherweise auch erst in ein paar Wochen verkündet werden wird. Die FIFA muss die Verträge erst noch absegnen. 

Elfenbeinküste fällt für März flach

Bei der Auswahl der Testgegner für den März gab es aufgrund der Auslosung zusätzliche Arbeit. Die Elfenbeinküste, die für den 30. März in Stuttgart geplant war, fällt als WM-Gegner aus. „Wir haben bereits Ersatzoptionen“, sagten Nagelsmann und DFB-Chef Bernd Neuendorf. Murat Yakin, Trainer der Schweizer, deutete am Sky-Mikrofon an, dass es am 27. März ein Spiel der Eidgenossen gegen die DFB-Elf geben könnte. Dies wäre dann der Beginn des WM-Jahres.

Aller Fokus richtet sich auf die Endrunde aus, die für Nagelsmann in Chicago mit dem Test gegen Gastgeber USA am 6. Juni beginnt. Dann kommen die drei Gruppenspiele, bei denen es kein Desaster wie 2018 und 2022 geben darf. «Es ist eine Gruppe, die uns sofort fordert. Es ist keine Gruppe, in der wir superleicht durchmarschieren werden», warnte der Bundestrainer. 

https://x.com/DFB_Team/status/1997018551333363736

Nach der Verkündung der Spielorte legte Nagelsmann diesbezüglich nach. «Ich finde, ehrlich gesagt, dass die Gruppe deutlich zu schlecht gesehen wird in der deutschen Medienwelt», meinte der Bundestrainer. «In meinen Augen, gehört sie zu den top vier Gruppen. Wir müssen schon von Beginn an Gas geben, die Gruppe gut zu überstehen», sagte Nagelmann. 

Ein Schritt nach dem anderen – das ist die Marschroute. «Wir haben jetzt die letzten Weltmeisterschaften nicht so gestaltet, dass wir immer fest planen können», sagte Nagelsmann.

Auch der schnell entbrannten Diskussion um einen durch die Auslosung nun möglichen Achtelfinal-Kracher gegen Top-Favorit Frankreich wollte er nicht zu viel Raum geben. Deren Trainer Didier Deschamps «klatscht jetzt auch nicht achtmal in die Hände, wenn er gegen uns spielt», sagte Nagelsmann.

Mit seinem unerschütterlichen Optimismus passt der Bundestrainer bestens nach Amerika. «Ich verspreche, dass wir in einer sehr guten Stimmung und einer sehr guten Form sein werden im Sommer und wir werden ein guter Wettbewerber sein», versprach der 38-Jährige. 

Einem internationalen Reporter, der möglicherweise die deutsche Aufregung um Nagelsmanns forsche Titel-Ansagen nicht kannte, sagte er zum Turnierziel: «Ich habe ja schon mal gesagt, ich glaube, jede Mannschaft, die bei der WM mitspielt, hat irgendwie auch den Drang und die Lust, die WM auch zu gewinnen.» Gewinnen, das ist es, worum es in Amerika immer geht. Die WM-Arbeit geht jetzt richtig los.

dpa