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Hand? Oder nicht? Eine Erklärung zur deutschen Aufregerszene

Hätte es Elfmeter geben müssen? Nach dem deutschen EM-Aus diskutieren Fans und Experten vor allem über eine Szene. Die UEFA hatte vor dem Turnier die Richtung vorgegeben.

Spaniens Marc Cucurella (M) bekam im EM-Viertelfinale gegen Deutschland den Ball an die Hand.
Foto: Tom Weller/dpa

Der englische Schiedsrichter Anthony Taylor hat sich bei der großen Aufregerszene beim deutschen EM-Aus an die Handspiel-Vorgaben der Europäischen Fußball-Union UEFA gehalten.

Marc Cucurella wurde in der Verlängerung von einem Schuss von Jamal Musiala im Strafraum am Arm getroffen, aber Taylor und sein Team entschieden sich gegen einen Elfmeter. Diese Richtlinie hatte der UEFA-Schiedsrichterchef Roberto Rosetti vor dem Turnier festgelegt.

Das vergleichbare Beispiel

Rosetti hatte während einer Pressekonferenz kurz vor der EM eine vergleichbare Szene gezeigt. RB Leipzigs Castello Lukeba hatte im Champions-League-Spiel im Oktober 2023 gegen Manchester City den Ball auf ähnliche Art abbekommen: aus kurzer Distanz, an den nach unten hängen Arm, der zudem bei der Ballberührung nachgab. «Das ist niemals ein Elfmeter», sagte Rosetti zu der Szene. Der Spieler versuche, den Kontakt zu vermeiden. Der Arm sei nah am Körper in einer natürlichen Position.

Die Unklarheiten

Taylor hat sich am Freitagabend nicht geäußert, die UEFA wurde um Stellungnahme gebeten. Es blieb auch am Samstag unklar, ob Niclas Füllkrug bei der vorangegangenen Vorlage für Musiala im Abseits gewesen wäre. In diesem Fall wäre es unerheblich gewesen, ob Cucurellas Handspiel strafbar war oder nicht.

Das sagt der Bundestrainer

Julian Nagelsmann wollte die umstrittene Entscheidung nicht als Grund für das EM-Aus anführen. Die Szene ließ den Bundestrainer aber nicht los. «Wenn der Schuss von Jamal aufs Tor geht, gibt es Elfmeter, wenn er auf die Tribüne geht und das sieht man, dann gibt es keinen Elfmeter, das ist relativ simpel. Er geht aufs Tor, wahrscheinlich sogar ins Tor, und es gibt keinen Elfmeter, das kann ich nicht nachvollziehen», sagte Nagelsmann, der sich auch für den Einsatz neuer Technik aussprach: «Es gibt 50 Roboter, die uns Kaffee bringen, dann gibt es auch KI, die berechnet, wo die Flanke runterkommt.»

Das sagen die Experten

Der Schiedsrichter der Bundesliga, Patrick Ittrich, versuchte, die Debatte beim Streamingdienst MagentaTV zu beruhigen. «Man muss es regeltechnisch analysieren: Was macht der Spieler aus der Sicht des Schiedsrichters? Der Spieler zieht während des Schusses die Hand aus der Schussbahn zurück.» Der Experte sprach von einem «Handspiel-Dilemma». Ex-Nationalspieler Michael Ballack konnte das nicht nachvollziehen: «Das ist eine klare Fehlentscheidung.» Er wisse nicht, ob Taylor und sein Team sich «aus Angst oder Respekt» gegen einen Elfmeter entschieden hätten.

dpa