Teammanager Chatton: "Es sieht grundsätzlich positiv aus, dass er uns morgen zur Verfügung steht. Hundertprozentig wissen wir aber noch nicht Bescheid."
Deutsche Handballer optimistisch nach Verletzung von Spielmacher Juri Knorr
Alfred Gislason schaute schon wieder deutlich zuversichtlicher, als er am Morgen nach dem «Schreckensmoment» an seinem heißen Kaffee nippte. Die positive Diagnose der Mannschaftsärzte wirkte wie ein echter Stimmungsaufheller für den Bundestrainer und die deutschen Handballer. Spielmacher Juri Knorr hat sich nicht ernsthaft am Knie verletzt und dürfte im Duell mit der Schweiz am Freitag (20.30 Uhr/ZDF/Sportdeutschland.TV) spielen. Mit einem Sieg wäre der Olympia-Zweite vorzeitig in der Hauptrunde.
«Es sieht grundsätzlich positiv aus, dass er uns morgen zur Verfügung steht. Hundertprozentig wissen wir aber noch nicht Bescheid. Komplette Entwarnung können wir noch nicht geben», sagte Teammanager Benjamin Chatton. Auch Teamkollege Lukas Mertens ist zuversichtlich: «So wie ich ihn beim Frühstück erlebt habe, geht es ihm gut», sagte der Linksaußen.
Knorr hatte sich im ersten Spiel gegen Polen (35:28) ohne gegnerische Einwirkung das Knie verdreht und das Spielfeld vorzeitig verlassen. «Wir haben große Hoffnung, dass es keine strukturellen Probleme gibt», sagte Chatton. Letzten Aufschluss solle ein Belastungstest am Nachmittag bringen. «Juri ist schwer zu ersetzen für uns. Er ist unser Mittelmann Nummer eins», sagte Gislason.
Noch längere Schonzeit für Knorr?
Mit oder ohne Knorr sollte die Schweiz keine Herausforderung für das DHB-Team darstellen. Tatsächlich könnte Gislason es sich sogar leisten, Knorr noch länger zu schonen, um wirklich kein Risiko einzugehen. Das abschließende Gruppenspiel gegen Tschechien sollte genauso reibungslos verlaufen wie die möglichen Hauptrundenspiele gegen Algerien, Tunesien und Italien. Nur gegen den Favoriten auf Gold, Dänemark, wäre ein in Topform befindlicher Juri Knorr von Vorteil.
Das DHB-Team schaut zumindest offiziell noch nicht so weit voraus. Der Fokus liegt voll auf der Schweiz. Im Vorjahr hatte die deutsche Auswahl beide Spiele gegen das Nachbarland souverän gewonnen. Dieses Mal fehlt dem Team von Trainer und Ex-Bundesliga-Star Andy Schmid in Magdeburgs Torjäger Manuel Zehnder auch noch der wichtigste Spieler verletzungsbedingt.
Deutscher Kader wie eine Schulprüfung
Entsprechend tief stapelte Schmid vor dem Aufeinandertreffen mit dem großen Nachbarn. «Die Deutschen liegen uns nicht. Der Handball liegt uns nicht. Deswegen habe ich es satt, gegen Deutschland zu spielen», sagte der langjährige Profi der Rhein-Neckar Löwen und zog mit Blick auf die vielen guten Spieler im DHB-Team folgenden Vergleich: «Wenn man gegen so gute Gegner spielt, fühlt man sich manchmal wie vor einer Prüfung, wo man zehn Themen hat und man hat nicht genügend Zeit, um alle zehn Themen zu lernen. Und dann lernt man nur sieben und hofft, die anderen drei kommen nicht dran».
DHB-Torhüter Wolff ist trotzdem gewarnt: «Wir sollten es tunlichst vermeiden, so zu starten wie gegen Polen, sondern eine ganze Schippe drauflegen. Du darfst dir keinen Ausrutscher erlauben», appellierte der 33-Jährige an seine Teamkollegen.
Die neue Qualität im DHB-Team
Fünf Monate nach dem olympischen Silber-Coup hat das DHB-Team seine Topform verloren. Sowohl die Auftritte in den Testspielen gegen Brasilien als auch gegen Polen waren alles andere als medaillenreif. Die Abwehr viel zu löchrig, die Würfe aufs gegnerische Tor zu unpräzise. Vorn wie hinten gibt es Baustellen. «Wir wollten zeigen, dass ganz viel Silber in uns steckt. Das war der Fehler. Qualitativ war es nicht das, was wir uns vorstellen», bemängelte Jungstar Renars Uscins.
Trotzdem gelingt es der mit vielversprechenden Talenten gespickten Mannschaft mittlerweile, die schwierigen Phasen zu überstehen und den Sieg am Ende ziemlich souverän erscheinen zu lassen. «Es ist eine Qualität, die man sich erarbeiten muss, ruhig zu bleiben und sein Ding weiterzumachen. Dann fallen auch die Tore. Wir sind als Mannschaft gewachsen. Da hat uns der Sommer, abgesehen von der Medaille, zwei Schritte vorangebracht», sagte Uscins.