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Historischer Sieg für Hülkenberg in Silverstone

Der Regen-Chaos endete mit seinem ersten Podiumsplatz nach 238 Grand Prix. Mit Tränen vor Glück belohnte sich der Routinier für sein Durchhaltevermögen.

Regen und eine nasse Piste sorgen in Silverstone für Chaos.
Foto: Darko Bandic/AP/dpa

Im Regenchaos von Silverstone beendete Nico Hülkenberg seine schwarze Rekordserie mit dem ersten Podiumsplatz seiner langen Formel-1-Karriere. 238 Grand Prix hatte der 37-Jährige vergeblich auf den Sprung aufs Podest in der Motorsport-Königsklasse gewartet, bevor die bittere Zeit an einem typisch britischen Sommertag endete.

Im Kick-Sauber fuhr der Rheinländer mit einer Meisterleistung vom vorletzten Startplatz bis auf Rang drei und durfte mit Heimsieger Lando Norris und WM-Spitzenreiter Oscar Piastri zur Siegerehrung. Im Cockpit vergoss Hülkenberg vor Glück erste Tränen.

Im Verlauf des Rennens konnte das McLaren-Duo den Vorsprung auf Weltmeister Max Verstappen in der Gesamtwertung weiter ausbauen. Trotz heftiger Schauer und mehreren Safety-Car-Phasen unterlief dem Red-Bull-Superstar ein schwerwiegender Fehler.

Verstappen verliert weiter in der Gesamtwertung

Verärgert über ein riskantes Bremsmanöver des langjährigen Führenden Piastri, der dafür eine Zeitstrafe bekam, drehte sich Verstappen und belegte nur den fünften Platz. In der Weltmeisterschaft liegt er als Dritter nun bereits 69 Punkte hinter Piastri und 61 Zähler hinter Norris.

Der Mann des Tages war jedoch Hülkenberg. Mit seiner langjährigen Erfahrung und einer perfekten Strategie überstand er das turbulente Rennen und durfte schließlich völlig überraschend jubeln. 15 Jahre nach seinem ersten Rennen für Williams und am Ende einer ereignisreichen Karriere belohnte sich Hülkenberg für seine Ausdauer. Auch der Rekordsieger von Silverstone, Lewis Hamilton, konnte im Ferrari nicht mehr vorbeikommen und wurde schließlich Vierter.

Stundenlanger Regen schon vor dem Start

Heftiger Regen hatte die 160.000 Fans in den Stunden vor dem Start auf die Probe gestellt. Rekordchampion Hamilton, der schon neunmal in Silverstone gewonnen hatte, nahm die Bedingungen erfreut zur Kenntnis. «Ich liebe, dass es regnet, das ist britisches Wetter», sagte der 40-Jährige vor seinem ersten Heimauftritt nach dem Wechsel zu Ferrari. «Ich habe noch nie so viele Briten in Rot gesehen», stellte Hamilton nach einem Blick auf die Ränge fest.

Seine Freude über den Regen war darauf zurückzuführen, dass er in der Qualifikation aufgrund eines kleinen Bremsfehlers nur den fünften Platz belegt hatte. Ähnlich wie viele Fahrer aus dem hinteren Feld hoffte der siebenmalige Champion auf chaotisches Wetter – und sein Wunsch wurde erfüllt.

Verstappen stellt Vettel-Bestmarke ein

Verstappen sicherte sich den Startplatz ganz vorne mit einer Fabelrunde, trotz seines Ärgers über das schwer fahrbare Auto und die Spekulationen über einen möglichen Wechsel zu Mercedes. Mit seiner 44. Pole Position stellte der Weltmeister auch die Team-Bestmarke von Sebastian Vettel ein.

Verstappen verteidigte die Führung auf dem nassen Asphalt in den ersten Kurven gegen Piastri im McLaren. Zweimal musste die Rennleitung in den ersten Runden das Feld durch ein virtuelles Safety-Car verlangsamen.

Zuerst musste Liam Lawson von den Racing Bulls sein beschädigtes Auto am Rand abstellen, nachdem ihn Esteban Ocon mit seinem Haas erwischt hatte. Kurz darauf krachte Sauber-Pilot Gabriel Bortoleto in die Streckenbegrenzung, Teile seines Heckflügels wirbelten durch die Luft.

Nachdem das Rennen wieder freigegeben war, setzte Piastri seine Verfolgungsjagd auf Verstappen fort und überholte ihn in Runde acht. Dann begann es erneut zu regnen, das Safety-Car beruhigte kurz die Situation.

Kaum hatte Isack Hadjar die Piste verlassen, krachte es erneut. Hadjars Teamkollege Lawson fuhr mit seinem Auto in das Heck des Mercedes von Kimi Antonelli und flog von der Strecke. Erneut musste Bernd Mayländer mit seinem Safety-Car eingreifen. 75 Jahre nach dem allerersten Rennen veranstaltete die Formel 1 an ihrer Geburtsstätte in Silverstone ein echtes Spektakel.

Kontroverse hinter dem Safety-Car

Beim nächsten Neustart sorgte Piastri für Kontroversen. Er beschleunigte, bremste dann plötzlich fast bis zum Stillstand ab und überraschte damit Verstappen. Der Red-Bull-Fahrer zog knapp vorbei, obwohl es noch nicht erlaubt war, und fluchte über den Australier. Kurz darauf drehte sich Verstappen und verlor zahlreiche Positionen.

Die Rennkommissare reagierten sofort und verhängten eine Zehn-Sekunden-Strafe gegen Piastri für sein gefährliches Manöver hinter dem Safety-Car. Verstappen half das jedoch wenig, da ihm als Zehnter ein weiterer Rückschlag im Titelkampf drohte. Aufgrund der unerwarteten Regenmenge hatte Red Bull das Auto des vierfachen Champions nicht gut abgestimmt, was eine schnelle Aufholjagd verhinderte.

Die beiden McLaren zogen vorne davon. Als Piastri seine Strafe in der Box absaß, überholte Norris und war nicht mehr einzuholen. Hinter ihm behielt Hülkenberg trotz eines durchschnittlichen letzten Reifenwechsels die Nerven und sicherte sich den Podiumsplatz.

dpa