Erst jubelt Slowenien in einem heißen EM-Duell, dann dreht Serbien auf und feiert das Remis. Beide dürfen nach dem 1:1 auf das Achtelfinale hoffen. Sesko wartet auf eine Premiere.
Jovic rettet Serbiens Hoffnungen – Auch Sesko hofft weiter
Luka Jovic gibt Serbiens Fußball-Nationalmannschaft Hoffnung auf das EM-Achtelfinale und verhindert den Premierensieg von Slowenien. Durch seinen späten Treffer zum 1:1 (0:0) in der turbulenten Schlussphase nach einem Eckball sorgt der Ex-Frankfurter für einen Stimmungsdämpfer bei den slowenischen Fans, die bereits den ersten Sieg ihrer Nationalelf bei einer Fußball-Europameisterschaft gefeiert hatten. Abwehrspieler Zan Karnicnik hatte in der 69. Minute als Torschütze geglänzt – bevor der Last-Minute-Schock eintraf.
Mit zwei Punkten auf dem Konto hat Slowenien aktuell die bessere Ausgangslage auf Rang drei, der auch ins Achtelfinale führen könnte. Allerdings trifft die Mannschaft um den Leipziger Benjamin Sesko am letzten Spieltag auf Titelkandidat England. Serbien (1 Punkt) bekommt es dann mit Dänemark zu tun.
Tadic in Serbiens Startelf
Nach der 0:1-Niederlage gegen England waren die Serben bereits in Bedrängnis, um nicht frühzeitig den Anschluss im Kampf um die Playoff-Plätze in Gruppe C zu verlieren. Dieser Druck schien jedoch die Mannschaft von Trainer Dragan Stojkovic noch mehr zu lähmen – in der ersten Halbzeit präsentierten sich die Serben weitgehend verwirrt. Kapitän Dusan Tadic, der nach seinem überraschenden Joker-Einsatz gegen die Engländer wieder in die Startelf zurückkehrte, ermahnte seine Teamkollegen immer wieder mit ausgebreiteten Armen, ruhiger zu spielen.
Sesko muss weiter warten
Bis kurz vor der Halbzeitpause dauerte es, bis Serbien die erste große Chance hatte: Stürmer Aleksandar Mitrovic erhielt den Ball im Strafraum, hielt ihn geschickt, konnte jedoch keinen Druck hinter den Schuss aus kurzer Distanz setzen. Der Torwart Sloweniens, Jan Oblak, parierte. Seine Mitspieler hatten kurz zuvor die beste Chance der ersten Halbzeit. Timi Elsnik traf mit einem kraftvollen Schuss nur den Pfosten. Sesko von Leipzig setzte den Nachschuss über das Tor. Nun strebt er seinen ersten EM-Treffer gegen England an.
In einem Spiel auf zunächst durchschnittlichem Niveau hätten sich die träge Serben nicht über den Rückstand beschweren können. Nach der Halbzeit änderte sich das Bild. Sofort nach dem Anstoß war Tempo im Spiel, und das dank der Serben. Mitrovic scheiterte erneut an Oblak (47.), kurz danach hätte Sloweniens Jaka Bijol beinahe ein Eigentor erzielt. Auf der anderen Seite prüfte Sesko Torhüter Predrag Rajkovic mit einem Schlenzer von außerhalb des Strafraums – der Keeper lenkte den Ball am Aluminium vorbei. Nach einer Flanke war er gegen Karnicnik machtlos.
Verband beschwert sich
Vor dem Spiel hatte der serbische Verband am Donnerstag für Aufsehen gesorgt. Nach angeblich feindseligen Gesängen kroatischer und albanischer Fans legten die Serben Beschwerde bei der UEFA ein und kokettierten sogar mit dem Rückzug vom Turnier. «Wir verlangen von der UEFA Sanktionen, letztlich auch um den Preis, dass wir die Europameisterschaft nicht fortsetzen», sagte Verbands-Generalsekretär Jovan Surbatovic im öffentlich-rechtlichen Rundfunk RTS in Serbien.
Die UEFA war für eine Stellungnahme angefragt. Surbatovic bezog sich auf Gesänge aus beiden Fan-Lagern in der zweiten Halbzeit beim 2:2 zwischen Kroatien und Albanien am Mittwochabend in Hamburg. Der Top-Funktionär beklagte, dass sein Verband bereits «für einzelne Fälle» bestraft worden sei und fordert nun auch Konsequenzen für die Kroaten und Albaner. «Wenn die UEFA sie nicht bestraft, werden wir uns überlegen, wie wir weiter vorgehen werden», unterstrich Surbatovic und behauptete, serbische Fans seien «Gentlemen».
Das hielt einige Anhänger freilich nicht davon ab, wie schon im Match gegen England erneut vereinzelt auf den Rängen Flaggen anzubringen, auf denen die Umrisse der Kosovo zu sehen waren, ausgefüllt in den Farben des serbischen Wappens. «Es gibt kein Aufgeben», stand darüber – bei serbischen Nationalisten folgt darauf meist der Satz: «Kosovo ist Serbien.»