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Spanien krönt sich zum Rekord-Europameister gegen England in Berlin

Die jungen Zauberfußballer und Joker Oyarzabal sorgen für den historischen Triumph der Spanier im EM-Finale.

Die Spanier um Nico Williams (M.), Alvaro Morata (l) und Aymeric Laporte wurden Europameister.
Foto: Federico Gambarini/dpa

Spanien hat sich durch seine jungen Zauberfußballer und Joker Mikel Oyarzabal zum Rekord-Europameister gekrönt und die quälende Wartezeit der Engländer verlängert. Der Deutschland-Bezwinger gewann das spannende, aber selten hochklassige Endspiel in Berlin mit 2:1 (0:0). Der 22-jährige Nico Williams (47. Minute) nach Vorarbeit des 17 Jahre alten Lamine Yamal sowie der eingewechselte Oyarzabal (86.) trafen für die Spanier. Cole Palmer (73.) hatte England zwischenzeitlich wieder hoffen lassen.

Trainer Luis de la Fuente führte die Auswahl zum vierten Titel und überholte damit den dreimaligen Europameister Deutschland. Auf dem Weg dorthin schied die Furia Roja die DFB-Auswahl im Viertelfinale aus dem Turnier aus. England verlor hingegen zum zweiten Mal in Folge ein EM-Finale und muss mindestens zwei weitere Jahre auf das zweite große Fußballglück nach dem WM-Titel 1966 warten.

Unter den 71.000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion waren viele englische Fans, nur Teile der Ostkurve waren eindeutig im spanischen Gelb-Rot. Trotz der Unterstützung half es nicht. Die Mannschaft von Gareth Southgate um den erneut wirkungslosen Bayern-Star Harry Kane verlor verdient. Der Kapitän wurde bereits nach gut einer Stunde gegen Ollie Watkins ausgewechselt.

Lahm «sehr zufrieden»

Mit dem großen Finale endeten die vier EM-Wochen, auf die Fans und Organisatoren in Deutschland jahrelang hingefiebert hatten. «Insgesamt sehr zufrieden», lautete das Fazit von Turnierdirektor Philipp Lahm in der ARD. «Man hat die Bilder ja gesehen, wie die Menschen hier zusammengekommen sind, wirklich Spaß hatten.» Zu ernsthaften Sicherheitspannen war es nicht gekommen.

Die englischen und spanischen Fans hatten ihre Abschiedsfeier in Berlin bereits vor dem Spiel begonnen. Tausende Anhänger der Furia Roja und der Three Lions strömten zum Olympiastadion. Auf der Ehrentribüne fieberten neben Prinz William und König Felipe VI. mit ihren Kindern auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mit, ließen sich das Endspiel nicht entgehen.

Während der gut zehnminütigen Abschlusszeremonie vor dem Anpfiff wurde gesungen und Pyrotechnik gezündet. Dazu brachte Giorgio Chiellini, der Kapitän der italienischen Sieger-Auswahl des vergangenen Turniers 2021, den EM-Pokal ins Stadion. Dann rollte endlich der Ball. Die Spanier übernahmen mit ihrem gepflegten Passspiel die Spielkontrolle, England setzte auf blitzartige Konter. Große Torraumszenen lieferte das Aufeinandertreffen zunächst aber kaum. Der Respekt war groß auf beiden Seiten, fast schon zu groß.

Wieder Pfiffe für Cucurella

Marc Cucurella, der Außenverteidiger Spaniens, wurde bei jeder Ballberührung erneut mit Pfiffen konfrontiert. Die deutschen Fans hatten ihm das Handspiel aus dem Viertelfinale immer noch nicht verziehen. Im Gegensatz dazu wurde Cucurella von den spanischen Anhängern mit Sprechchören gefeiert.

Es gab auf dem Rasen kaum etwas Aufregendes, außer den frühen Gelben Karten für die Bundesliga-Stars Kane und Dani Olmo. Der Jungstar Yamal war zu Beginn unauffällig und wurde einen Tag nach seinem 17. Geburtstag zum jüngsten Spieler, der jemals in einem EM-Finale gespielt hat. Er löste damit Portugals Renato Sanches (18 Jahre, 328 Tage) ab. Die spanischen Angriffe liefen hauptsächlich über die linke Seite durch Williams.

Aber Torchancen? Die spanischen Fans warteten in den ersten 45 Minuten vergebens darauf. Erst kurz vor der Pause prüfte Phil Foden den spanischen Torhüter Unai Simon zum ersten Mal (45.+1). Zuvor hatte Rodri einen Schuss von Kane gerade noch rechtzeitig abgeblockt. Ansonsten blieb der Bayern-Torjäger unauffällig.

Rodri raus, aber Spanien trifft

In der zweiten Halbzeit mussten die Spanier den verletzten Rodri, ihren vielleicht besten Spieler des Turniers, ersetzen. Trotzdem waren sie keineswegs geschockt – im Gegenteil. Nur 69 Sekunden nach Wiederanpfiff spielte der immer stärker werdende Yamal auf Williams, der aus halblinker Position traf. Schon gegen Deutschland hatten die Spanier kurz nach der Pause zugeschlagen.

Kane, der immer noch einem Titel hinterherjagt, ermutigte sofort seine Kollegen. Allerdings hatte Olmo bereits die nächste Chance (49.), kurz darauf kamen gute Gelegenheiten durch Alvaro Morata (55.) und Williams (56.). Schließlich nahm das Finale Fahrt auf.

England steckte in Schwierigkeiten. Southgate musste reagieren – und ersetzte überraschend Kane. Bellingham sorgte für ein erstes Anzeichen (64.), bevor Jordan Pickford seine Mannschaft mit einer Parade gegen Yamal (66.) im Spiel hielt. Southgate brachte auch Palmer ins Spiel und hatte erneut Glück. Nur drei Minuten nach seiner Einwechslung traf der Spieler vom FC Chelsea aus der Ferne.

Alles zurück auf Anfang – es war ein spannendes EM-Finale. Yamal hatte die Gelegenheit zum Siegtreffer, aber erneut war Pickford zur Stelle (82.). Spanien wollte jedoch in der regulären Spielzeit alles entscheiden – und wurde belohnt. Nach einer Flanke von Cucurella schob Oyarzabal den Ball ins Tor. England warf noch einmal alles nach vorne, aber Olmo rettete den Sieg auf der Linie.

dpa