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Der «Boxer» wankt: Englands Sorge vor Duell mit DFB-Elf

Die Mannschaft rumpelt, die Ehemaligen meckern, der Boulevard ist in Sorge: Bei England geht bei dieser EM trotz ordentlicher Resultate einiges schief. Ein Duell mit Deutschland käme da zur Unzeit.

Stürmerstar Harry Kane will mit England Gruppensieger werden.
Foto: Adam Davy/PA Wire/dpa

Harry Kane verglich seine Mannschaft mit einem «Boxer in den ersten Runden», der britische Boulevard befürchtet schon ein «Alptraum-Achtelfinale». England ist nach einem holprigen EM-Start in Sorge vor einem direkten K.o.-Duell mit dem ungeschlagenen Gastgeber Deutschland.

Nachdem das Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann die Gruppe gewonnen hat, ist eine mögliche Revanche für 2021 tatsächlich in Reichweite – und anders als beim englischen 2:0 vor drei Jahren würde der große Fußball-Klassiker dieses Mal nicht in Wembley, sondern in Dortmund stattfinden.

Kane wischt Bedenken beiseite

Beinahe provokativ schickten die Three Lions vor dem Gruppenfinale gegen Slowenien an diesem Dienstag (21.00 Uhr/ZDF und MagentaTV) in Köln Captain Kane auf das Pressepodest. Der 30-jährige Stürmerstar des deutschen Rekordmeisters FC Bayern München warf im Teamquartier in Blankenhain zunächst lässig ein paar Darts-Pfeile auf einen Journalisten. Dann wischte er mit Überzeugung die in der Öffentlichkeit geschürten Bedenken beiseite, dass man vor einem direkten Duell mit der DFB-Elf zittere.

«Natürlich erwarten die Menschen, dass wir auf Platz eins der Gruppe landen. Wir erwarten das auch, speziell in unserer aktuellen Position. Aber ja, wenn das nicht passiert, gibt es für uns auch keinen Grund zur Panik», sagte Kane und bekräftigte: «Wir wollen definitiv unsere Gruppe gewinnen. Dabei geht es gar nicht darum, einen bestimmten Gegner zu vermeiden.»

Sieg gegen Slowenien – sonst beginnt das Rechnen

Die bisherigen Leistungen in der Heimat haben erneut einen Diskurs über die Three Lions ausgelöst. Die Punkteausbeute von vier Zählern ist zwar in Ordnung, aber die Spielweise sorgt bei Experten wie der britischen Fußball-Ikone Gary Lineker, dem ehemaligen Stürmer Alan Shearer oder Rio Ferdinand für Verzweiflung.

Sowohl die Mannschaft als auch Nationaltrainer Gareth Southgate stehen heftig in der Kritik. Diese dürfte weiter zunehmen, sollte der EM-Zweite im Duell mit den Slowenen einen ähnlich enttäuschenden Auftritt bieten wie zuvor gegen Serbien (1:0) und Dänemark (1:1) und den Gruppensieg noch verspielen.

Es würde am Samstag gegen die DFB-Auswahl als Tabellenzweiter gehen. Ein Duell mit dem entfesselten Gastgeber? In dieser Verfassung? In Dortmund? Mit zwei Tagen weniger Pause? Das muss für das angezählte Ensemble mit einem Gesamt-Marktwert von über einer Milliarde Euro nun wirklich nicht sein.

«Sie wissen, wie hart es ist»

Unabhängig vom Ausgang des letzten Vorrundenspiels warb Kane um mehr Verständnis in der Heimat. Auf die herbe Kritik von Lineker, der die Leistung der Engländer gegen Dänemark in einem Podcast als «shit» bezeichnet hatte, entgegnete der Torjäger: «Ich will nicht respektlos sein zu einem Spieler, schon gar nicht zu so einem verdienten. Sie müssen ehrlich sein, aber sie haben auch eine Verantwortung als Ex-Spieler. Die Profis hören darauf, es bedeutet ihnen etwas. Wir haben seit langer Zeit nichts mehr gewonnen. Diese Spieler waren davon ein Teil. Sie wissen, wie hart es ist bei diesen Turnieren.»

Dem angezählten Trainer stärkte Kane demonstrativ den Rücken. Er könne nicht genug loben, was Southgate «für dieses Team und die Nation getan hat», sagte Kane und forderte mehr Respekt ein: «Englands Trainer zu sein ist eine wirklich schwierige Aufgabe, das weiß er und wir wissen das. Aber er ist absolut der richtige Mann für den Job. Ich kann nur sagen: Stellen Sie sich hinter ihn und unterstützen Sie ihn, so wie es die Spieler tun.»

Trotzdem: Es wird angenommen, dass die gemeinsame – bisher unerfüllte – Zeit nach diesem Sommer endet. Ein möglicher Abschied von Southgate soll jedoch bei dieser EM so lange wie möglich hinausgezögert werden. Dafür müssen die Profis ihr zweifellos großes Potenzial endlich auf den Platz bringen.

«Ich beurteile mich immer zunächst selbst und weiß, dass ich besser spielen kann. Das denken viele Spieler in unserem Team. Aber ich gerate nicht in Panik. Ich mache einfach weiter», sagte Kane, der gegen Dänemark zwar ein Tor erzielte, sonst aber unauffällig blieb. Das soll sich gegen Slowenien ändern: «Wir sind alle entschlossen, den nächsten Schritt zu gehen.»

dpa