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Kein Happy End für Draisaitl: Panthers gewinnen Stanley Cup

Weniger ist brutaler im nordamerikanischen Profisport als eine Niederlage im siebten Spiel einer Finalserie. Auf den verpassten NHL-Titel reagiert Leon Draisaitl entsprechend emotional.

Im entscheidenden siebten Spiel des diesjährigen Stanley Cups unterlagen die Edmonton Oilers den Florida Panthers 1:2.
Foto: Rebecca Blackwell/AP/dpa

Während die Florida Panthers noch ausgelassen ihre erste Meisterschaft auf dem Eis feierten, stand Leon Draisaitl mit geröteten Augen in einem Nebenzimmer der Kabine und versuchte, die größte Enttäuschung seiner Karriere zu beschreiben. Drei Niederlagen zu Beginn, dann drei Siege und im siebten Spiel der Finalserie die Chance auf den ersehnten Triumph – nur um dann mit 1:2 zu verlieren und trotz zahlreicher Chancen brutal aus dem großen Eishockey-Traum aufzuwachen.

«Viel schlechter ging es mir noch nicht, um ehrlich zu sein», sagte der Angreifer der Edmonton Oilers am Montagabend (Ortszeit) in den Katakomben der Arena nördlich von Miami. «Es tut sehr weh gerade. Aber ich bin enorm stolz auf die Mannschaft.»

Draisaitl verweigert Kommentar zu Verletzungen und eigener Zukunft

Körperlich erschöpft und am Ende sichtlich leer hatte auch Draisaitl nichts mehr im Tank, um die Verlängerung zu erzwingen. Ein Finger ist wahrscheinlich gebrochen, und die Beobachter der Oilers gehen von weiteren Verletzungen aus – Draisaitl wollte seinen körperlichen Zustand nicht kommentieren. «Da müssen wir jetzt nicht drüber reden», sagte er nur – und lehnte es auch ab, einen inhaltlichen Kommentar zu seiner eigenen Zukunft abzugeben.

Denn während die Panthers ein Jahr nach der Final-Niederlage gegen die Vegas Golden Knights die Erlösung zelebrierten, schlitterten die Oilers in eine schmerzhafte Sommerpause mit Fragezeichen. Ob Draisaitl in der kommenden Saison erneut beteiligt ist beim Versuch, den sechsten Titel für die Oilers zu gewinnen, ist offen. Der Vertrag des 28 Jahre alten Kölners läuft nach der kommenden Spielzeit aus. Will Edmonton nicht riskieren, einen der besten Profis der Liga ohne Gegenwert zu verlieren, müssen sich beide Parteien in den kommenden Monaten auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit einigen – oder der Stürmer läuft zukünftig womöglich erstmals in seiner NHL-Karriere in einem anderen Trikot auf.

Vor diesen Gesprächen liegen aber wohl zunächst einige Tage Trauerarbeit. «Ich glaube, es wird einige Zeit weh tun auf jeden Fall. Einfach auf die nächste Saison fokussieren dann», sagte Draisaitl nach dem bitteren Saisonende in Florida, bevor er wieder in die Kabine ging. Die Musik der Panthers dröhnte dabei vom Eis.

Oilers verpassen ein Kapitel Sportgeschichte

Mit einem vierten Sieg hätten die Oilers Sportgeschichte geschrieben und als erst zweites Team der NHL-Geschichte nach drei Pleiten zum Auftakt in die Stanley-Cup-Finals die Serie noch für sich entschieden. Zum bislang einzigen Mal war das den Toronto Maple Leafs vor 82 Jahren gelungen. Auch die Durststrecke kanadischer Teams wäre vorbei gewesen, zuletzt kam der NHL-Meister vor 31 Jahren nicht aus den USA.

Das 0:1 durch Carter Verhaeghe in der 5. Minute wurde schnell von den Gästen ausgeglichen, als Mattias Janmark in der 7. Minute traf. Im zweiten Drittel hatten die Oilers mehr Spielanteile, konnten jedoch trotz Überlegenheit kaum klare Chancen herausspielen. Ein Konter endete schließlich in einem Schuss von Sam Reinhart, der die Arena in Florida zum Beben brachte (36. Minute).

Die Oilers kämpften, arbeiteten hart und hatten manchmal einfach kein Glück. Draisaitl, der offensichtlich angeschlagen war und harte Zweikämpfe vermied, konnte seinem Team nicht entscheidend helfen. Genauso wenig wie Superstar Connor McDavid, der trotz der Niederlage zum wertvollsten Spieler der Stanley-Cup-Playoffs gewählt wurde.

Nur vier deutsche Profis haben es bisher geschafft, dass ihr Name auf den Stanley Cup graviert wird: Uwe Krupp (1996 und 2002), Dennis Seidenberg (2011), Tom Kühnhackl (2016 und 2017) und Nico Sturm (2022). Die persönlichen Auszeichnungen als wertvollster Spieler einer Saison und Torschützenkönig hat Draisaitl. Der ersehnte Titel bleibt ihm jedoch bisher verwehrt.

dpa