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Khelif und Lin holen trotz Geschlechter-Debatte Medaillen

Seit eine hitzig geführte Debatte um ihr Startrecht entbrannt ist, schaut die Sportwelt auf die Boxerinnen Imane Khelif und Lin Yu-Ting. Beide halten dem Druck stand und haben eine Medaille sicher.

Hält dem Druck stand: Algeriens Boxerin Khelif holt eine Medaille.
Foto: Sina Schuldt/dpa

Die Boxerinnen, die im Mittelpunkt einer hitzigen Geschlechterdebatte stehen, haben eine olympische Medaille gewonnen. Einen Tag nach der Algerierin Imane Khelif hat auch Lin Yu-Ting aus Taiwan das Halbfinale des Turniers erreicht. Beide Athletinnen, deren Kämpfe von einer stark emotional geführten Kontroverse um das Startrecht bei den Sommerspielen in Paris begleitet werden, haben somit mindestens Bronze sicher.

Lin gewann ihr Viertelfinale in der Gewichtsklasse bis 57 kg gegen die Bulgarin Swetlana Stanewa einstimmig nach Punkten. Die 28-Jährige fiel nach der Urteilsverkündung erleichtert in die Arme ihres Trainers.

Plötzlich weltweites Interesse am Frauen-Boxen

Nachdem Khelif am Samstag in das Halbfinale eingezogen war, spielten sich in der Boxhalle deutlich emotionalere Szenen ab. Beim einstimmigen Punktsieg gegen die Ungarin Anna Luca Hamori wurde die Weltergewichtlerin von zahlreichen algerischen Fans bejubelt. Nach der Urteilsverkündung schlug die 25-Jährige ihre Hand mit voller Wucht auf den Ringboden, salutierte und brach in Tränen aus.

«Dies ist eine Frage der Würde und Ehre für jede Frau», sagte Khelif bei beIN Sports. Ihr sei Unrecht getan worden, «aber ich habe Gott. Allah Akbar.» Danach wurde sie in einer algerischen Landesflagge eingehüllt von Betreuern in die Kabine gebracht. Hunderte Medienvertreter warteten vergeblich auf Aussagen der Athletin.

Nachdem Khelifs Auftaktsieg nach nur 46 Sekunden durch technischen K.o. gegen die Italienerin Angela Carini war das Startrecht für die Algerierin und für Lin von einigen Seiten – darunter auch rechtskonservative Politiker wie Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump – infrage gestellt worden. Beide Boxerinnen waren nach bislang nicht näher erklärten Tests vom Verband IBA, der vom Internationalen Olympischen Komitee nicht mehr anerkannt wird, ausgeschlossen worden. Beide hätten laut IBA die erforderlichen Teilnahmekriterien nicht erfüllt und «im Vergleich zu anderen weiblichen Teilnehmern Wettbewerbsvorteile» gehabt.

Das IOC nannte es eine «willkürliche Entscheidung ohne ordnungsgemäßes Verfahren» und ließ Lin und Khelif in Paris teilnehmen. «Es gab nie Zweifel, dass sie Frauen sind», bekräftigte IOC-Präsident Thomas Bach erneut. Das IOC warnte vor einem «Kulturkrieg», der auf dem Rücken der Athletinnen ausgetragen werde.

Hass und Unterstützung

Lin und Khelif wurden online angegriffen, Lin meidet eigenen Angaben zufolge die sozialen Medien. Sie erhielten jedoch auch Unterstützung. Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International, Human Rights Watch und ILGA World unterstützten die beiden Athletinnen. Algeriens Präsident Abdelmadjid Tebboune gratulierte Khelif über den Kurznachrichtendienst X: «Sie haben Algerien, die algerischen Frauen und das algerische Boxen geehrt. Wir werden an ihrer Seite stehen, egal, wie ihre Ergebnisse ausfallen.»

https://x.com/TebbouneAmadjid/status/1819769894499450968

“Die Veranstaltung findet am 10. August um 15:00 Uhr im Stadtpark statt”, sagte der Bürgermeister.

Auch Khelifs Mutter Irene reagierte mit Stolz darauf, dass ihre Tochter dem enormen Druck standgehalten habe. «Sie ist mutig, trotz rassistischer und sexistischer Angriffe, die sie brechen sollen», sagte sie laut Nachrichtenagentur AP im algerischen Fernsehen.

dpa