Das Achtelfinale haben die Bayern gebucht. Gegen Benfica Lissabon geht es um Platz eins, aber auch um Weitsicht. Topspieler zu schonen erscheint sinnvoll. Eine Chance für Urbig, Bischof oder Sané?
Kompany zwischen Gruppensieg und Teamchemie
Was plant Vincent Kompany zu tun? Groß zu rotieren? Alles andere wäre eigentlich geradezu töricht im letzten Gruppenspiel gegen die guten, alten Champions-League-Bekannten von Benfica Lissabon. Schließlich geht es am Dienstag (21.00 Uhr MESZ/Sat.1. und DAZN) in der vorhergesagten Mega-Hitze von Charlotte für den FC Bayern nicht mehr ums Ganze, ums Weiterkommen.
In der K.o.-Phase der Club-WM stehen die Münchner schon. Damit geht es «nur» noch um Platz eins in Gruppe C. Und einen womöglich weniger starken Gegner im Achtelfinale sowie einen vermeintlich aussichtsreicheren Weg in den Runden danach bis zum erklärten Traumziel des deutschen Fußball-Meisters: dem Finale im MetLife-Stadium vor den Toren von New York am 13. Juli.
«Wir haben nur im Kopf, was richtig ist für uns», sagte Kompany direkt nach dem kraftraubenden 2:1 im Schlüsselspiel gegen die Boca Juniors in Miami. Da war der Bayern-Trainer sofort von besorgten argentinischen Reportern gefragt worden, ob der Tabellenführer (6 Punkte) sich mit Benfica (4) womöglich auf ein Unentschieden einigen könnte, das beiden Teams am Ende nützlich wäre.
Kompany kontert Boca-Reporter: «Spielen auf Sieg»
Denn selbst bei einem deutlichen Sieg gegen Auckland City wäre Boca (1 Punkt) als Gruppendritter draußen. Als er die Frage hörte, lachte Kompany. «Yeah, es geht um Bayern München. Es ist absolut unmöglich, nicht auf Sieg zu spielen. Wir spielen auf Sieg – hundertprozentig», sagte er.
Aber das bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Bayern im Achtelfinale mit der Top-Elf antreten müssen. Als Gruppenerster würden sie im K.o.-Phase auf den FC Chelsea oder Espérance Tunis treffen. Als Zweiter wäre Flamengo aus Brasilien, der Erste der Gruppe D, der Gegner.
Kompany erinnerte sich an die Bedeutung von Platz eins, als er an die WM 2018 in Russland dachte. Zu dieser Zeit spielte er noch für Belgien, das nach zwei Gruppenspielen bereits weiter war – ähnlich wie jetzt Bayern München.
Auch da habe es viele Diskussionen gegeben, nach dem Motto: «Wenn du das letzte Gruppenspiel gewinnst, spielst du die schwierigere K.o.-Runde. Wenn du verlierst, die einfachere. Wir werden nicht zu viel kalkulieren. Du kannst deiner Mannschaft nur die Aufgabe geben, zu gewinnen», kündigte Kompany an.
Der Trainer steht vor der Herausforderung, einen Spagat zwischen dem Streben nach Siegen und der entscheidenden Teamchemie während eines Turniers zu vollführen. Es ist wichtig, auch die Ersatzspieler bei Laune zu halten. Zudem spielt eine sinnvolle Belastungssteuerung eine Rolle.
Am Dienstag wird in Charlotte, North Carolina, im US-Bundesstaat North Carolina der heißeste Tag der Woche erwartet, mit einer Temperatur von 36 Grad Celsius. Das Bank of America Stadium wird komplett offen sein. Die Sonne wird stark scheinen. Und die Bayern würden bereits vier Tage später als Erste der Gruppe C wieder dort im Achtelfinale spielen.
Urbig, Bischof, Aznou – Chance für Youngster
Es gibt gute Gründe für eine Rotation. Schlüsselspieler wie Manuel Neuer, Joshua Kimmich, Jonathan Tah, Harry Kane oder Michael Olise könnten von Kompany gegen Benfica ganz oder teilweise geschont werden.
Für Kapitän Neuer könnte Youngster Jonas Urbig im Tor stehen. «Nee, die Absprache gibt es nicht», sagte Neuer allerdings. Der 39-Jährige will möglichst immer spielen. «Das Trainerteam entscheidet diese Dinge, nicht nur auf der Torwartposition, sondern grundsätzlich bei der ersten Elf», berichtete der Kapitän, der einige Verletzungen hinter sich hat und Pausen gebrauchen kann.
Kompany plant, alle Spieler während des langen Turniers mitzunehmen. Spielzeit für Reservisten fördert ein besseres Teamklima. Weder Neuzugang Tom Bischof noch der Portugiese João Palhinha haben bisher eine Minute bei der WM gespielt. Leroy Sané könnte vor seinem Vertragsende nach dem Achtelfinale und seinem Wechsel zu Galatasaray Istanbul noch einmal in der Startelf von München auftreten.
Schludern oder nachlassen wollen die Münchner freilich nicht gegen Benfica, gegen das der FC Bayern noch kein Pflichtspiel verloren hat. «Locker aufspielen wollen wir nie. Wir wollen auch gegen Benfica einfach unsere Leistung bringen und das Spiel seriös angehen», kündigte Nationalspieler Tah an.