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«Komplettes Neuland»: So planen die Clubs die lange Pause

Die Fußball-WM steht an, die Bundesliga pausiert lange. Eine «ungewohnte Herausforderung» nennt BVB-Sportchef Sebastian Kehl die nun spielfreie Zeit, die von Club zu Club unterschiedlich genutzt wird.

Am 20. Januar 2023 rollt in der Bundesliga wieder der Ball.
Foto: Andreas Gora/dpa

Fan-Events in den USA, Testspiele auch in Asien. Die Fußball-Welt konzentriert sich zunehmend auf die WM in Katar, mancher Bundesligist steuert zunächst erst einmal andere ferne Ziele an.

Die mehr als zweimonatige Pause bietet genügend Zeit, für die Liga zu werben. Etliche Spieler müssen auf freie Tage nach den vorerst letzten Bundesliga-Partien am vergangenen Wochenende noch warten.

Ganz unterschiedlich gehen die Clubs mit der ungewohnten Situation um, die das in den Winter verlegte Turnier mit sich bringt. Der außergewöhnliche Spagat zwischen Be- und Entlastung sowie die Ungewissheit, wann welche WM-Fahrer zurückkehren, wird für die Bundesligisten zur Herausforderung.

Manche Erstligisten starten erst einmal in ein PR-Auslandsprogramm, andere haben noch Training oder Testspiele. Einige Profis, die nicht bei der WM sind, reisen dennoch zu ihren Nationalteams. Und ein Teil der Clubs schickt seine Spieler – sofern sie nicht gebunden sind – sofort bis in den Dezember hinein in den Urlaub. Wie der SC Freiburg, der am 5. Dezember wieder trainiert. «Es wird immer mehr an der Schraube gedreht, bis sie halt bricht», hatte sich Freiburgs Trainer Christian Streich angesichts der vielen Spiele alarmiert gezeigt.

Dass nun zehn Wochen bis zum Neustart vom 20. bis 22. Januar ohne Pflichtspiele angesagt sind, sieht er positiv: «Ich finde es super, im November habe ich noch nie frei gehabt. Ich habe kein Problem, dass keine Spiele sind. Intensiver als die letzten Monate geht es nimmer», sagte Streich. Wie man das Training steuert? «Indem man viel Arbeit reinsteckt.»

«Komplettes Neuland»

Vor einem Jahr war die erste Saisonhälfte am 19. Dezember vorbei, bereits knapp drei Wochen später ging es weiter. Diesmal ist die Pause viel länger als sonst, die 2. Liga fängt sogar noch eine Woche später als die Bundesliga an. «Für uns als Vereinstrainer ist das komplettes Neuland», sagte Düsseldorfs Coach Daniel Thioune der dpa. «Wir sind unter den Trainern im regen Austausch, weil es eben keine Erfahrungswerte gibt», berichtete er und prognostizierte: «Die Rückrunde kann man im Prinzip wie eine neue Saison betrachten.»

Die Planungen seien nicht so leicht, merkte Bayerns Julian Nagelsmann an. Der Rekordmeister gab seinen wenigen Spielern, die nicht bei der WM dabei sind, zunächst eine Woche frei. Dann hat Nagelsmann eine kleine Gruppe beisammen, ehe vom 10. Dezember bis Anfang Januar erneut Pause ist. RB Leipzig trainiert bis zum 10. Dezember weiter, um das Niveau zu halten und «ein paar Dinge abzuarbeiten», wie Coach Marco Rose erläuterte.

Mehrere Clubs reisen zunächst ins Ausland. Für Eintracht Frankfurt stand am Montag die Abreise nach Japan an. Der VfB Stuttgart stieg mit Fans in den Flieger in den US-Bundesstaat Texas, wo auch der 1. FC Köln in den nächsten Tagen ankommt. Leverkusen ist schon im US-Bundesstaat Missouri. Dortmund repräsentiert die Bundesliga vom 21. November bis 1. Dezember in Singapur und Vietnam. «Die einzigartige Saison-Unterbrechung im November und Dezember bedeutet für alle Clubs eine ungewohnte Herausforderung. Es war uns wichtig, diese Wochen auch für die Spieler bestmöglich zu gestalten, die nicht an der WM teilnehmen», sagte Sportdirektor Sebastian Kehl.

Trainingslager im Januar

Anfang Januar geht die intensive Vorbereitung los, mehr als die Hälfte der Clubs plant ein Trainingslager. Die zahlreichen WM-Teilnehmer des FC Bayern werden nur wenige Wochen nach dem Turnier vom 6. bis 12. Januar gleich wieder nach Katar reisen. Mainz hat sogar zwei Trainingscamps vor, eines im Dezember auf Mallorca, eines im Januar an der Costa del Sol. Mönchengladbach verzichtet dagegen bewusst darauf. Der Dezember werde eine «sehr, sehr individuell gestaltete trainingsfreie Zeit» mit Trainingsplänen, kündigte Trainer Daniel Farke an. Im Januar wolle er «keine zwei Tage mit Reisestress verschenken».

Die Pause werde «richtig gut» tun, meinte Leipzigs Mittelfeldspieler Xaver Schlager und zog den Vergleich zu den Erfahrungen aus seiner Heimat Österreich. Dort habe er eine Winterpause von «vier, fünf Wochen» gehabt. «Man hatte nicht das Gefühl, dass im März die Luft raus ist. Man startet mit neuer Energie rein», sagte Schlager, dessen Nationalteam nicht für die WM qualifiziert ist. Energie will auch Streich im Urlaub sammeln – und die WM verfolgen: Wenn er gerade keinen Fernseher habe allerdings, dann fange er auch nicht an «zu heulen».

dpa