Die neue Folge des Podcasts „Kult-Kicker“ mit Oliver Dütschke ist online. Diesmal war Tabea Kemme zu Gast mit spannenden Aussagen zum Frauenfußball. Vom Hype über die Strukturen bis zu ihrer gescheiteren Kandidatur in Potsdam.
Kult-Kicker – Podcast mit Tabea Kemme: Fußball-Expertin und ehemalige Profispielerin bei Turbine Potsdam und Arsenal London
Sie ist ein Shooting-Star! Tabea Kemme begeistert die Fußballfans durch ihre erfrischende Expertise am Spielfeldrand bei den Topspielen auf den verschiedensten Sendern. Das Gute ist, dass sie sich nicht verstellt, authentisch und nicht stromlinienförmig ist, ihre Meinung sagt. Das kommt an!
Aber auch sonst packt sie an und ist in vielen Projekten involviert. Sie macht einfach… Das zieht sich durch das ganze Leben. Als Mädchen spielte sie mit Jungs, Fußball statt Pferde. Sie wird sehr früh Bundesliga-Spielerin, hat Erfolge und holt Titel. Sie studiert nebenbei, geht zur Polizei und spielt erstklassigen Fußball. Volles Programm! Kein Problem für diese Powerfrau! Dann nach London, zu Arsenal, Erfahrungen sammeln, sich inspirieren lassen. Plötzlich diese Verletzung und Schluss mit aktivem Fußball. Frust…dann irgendwann dieser Anruf, Expertin werden, wieder einfach machen ohne sich verbiegen zu lassen. Eine Podcast-Folge über eine beeindruckende Karriere, über das Geschlechterproblem im deutschen Fußball, eingefahrenen Strukturen und dem Hype im Frauenfußball. Eine Folge voller Energie!
Tabea Kemme über den Hype im Frauenfußball und deren Strukturen
„Ja, voll, also auf jeden Fall. Und also einen enorm großen Hype… Das ist auch wieder so ein Clash. Wer entscheidet darüber? Die Entscheider sind die hohen Menschen, die auch über den Fußball der Männer viel mehr entscheiden. Ich kriege da ja auch viel in der Fußballerinnenbubble mit oder was da gerade passiert. Auch die Anfragen von Mädchen bei Vereinen und die sind einfach voll beziehungsweise werden dann weggedrängt. Nur so ein banales Beispiel. Es gibt in Norddeutschland ein Verein, wo der Vorstand, den Spielerinnen suggeriert hat, ihr kriegt die Platzzeiten nicht mehr. Also so ein Diffamieren der Fußballerinnen, wir haben keinen Bock mehr auf euch. Wir gründen jetzt einfach uns selbst als freien Frauenfußball-Club.“
Tabea Kemme und ihre Kandidatur bei Turbine Potsdam
„Da war die Enttäuschung schon groß. Natürlich, wenn man antritt, will man dann auch gewinnen und will was bewegen dann. Und die ganzen Visionen, die man hat, die kann man ja mehr oder weniger dann in den Abfalleimer schmeißen. Weil es dann vielleicht auch keinen mehr interessiert, oder? Ich sag mal so, bei mir im Wortschatz gibt es kein Scheitern und keine Fehler.“
Tabea Kemme zum Job als Fußball-Expertin
„Durch Zufall. Es sind in meinem Leben irgendwie immer mehr oder weniger nur Zufälle. Die Ursache darin liegt einfach, dass ich Bock habe auf die Dinge, die ich tue. Und ich glaube, das strahle ich auch einfach aus. Also dieses Positive, ich will Dinge erfahren, ich bin so ein haptischer Typ, ich muss das empfinden, spüren in allen Belangen.“
Tabea Kemme zu Ratschlägen von aussen
„Also ich sag mal so 99 Prozent. Aber das war auch schon früher. Das fängt ja schon im Elternhaus an. Ich glaube, das können wir alle sagen. Ich war der Typ oder ich war das Kind. Ich musste auf diese Herdplatte fassen, dann habe ich gecheckt, dass es heiß ist. Also ich muss in die Dinge rein gehen. Man sagt mir auch nach, ich bin ein kleiner Sturkopf. Das kann ich auch bestätigen.
Das hätte mir aber so viel genommen, wenn ich jetzt allem gefolgt wäre. Die größte Krise kriege ich immer noch, wenn ich ein PDF-Dokument geschickt kriege, mit dem, was ich anziehen darf und was nicht. Mittlerweile habe ich es so, dass ich das quasi in den Vertrag mit einbeziehe, dass ich darüber entscheide, was ich trage. Letztlich ist der Wunsch ja, sei du selbst, sei authentisch, mach das genauso. Nur letztlich, in allen Ebenen werfen sie dir eigentlich irgendwie Steine in den Weg, weil du musst doch das jetzt sagen… Nee! Dann ladet mich einfach nicht mehr ein. Das ist natürlich auch so meine Person… Gerade in so Diskussionsrunden mit Menschen, die älter sind. Und dann komm ich, die quasi oftmals 20, 25 Jahre jünger in solche Diskussionen ist und beziehe noch mal andere Blickwinkel mit ein, wo es dann schon diesen Clash gibt.
Und auch diese Meinungsverschiedenheiten, was ich sehr interessant finde und auch den größten Mehrwert daraus ziehe.
Wo dann aber gesagt wird, ja, das ist schon ein bisschen auffällig, Tabea, dass du immer eine andere Meinung hast. Wenn du nächstes Mal eine andere Meinung hast, dann sag sie mal nicht. Aber dann setze mich da nicht hin. Dann ist es auch okay. Aber ich sage meine Meinung oder mein Empfinden oder auch meine Erfahrungen mit gewissen Dingen. Das ist schon krass manchmal.“