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Trump, die Zölle und die Formel 1: Wie der US-Präsident die Königsklasse des Motorsports beeinflusst

Die Unsicherheit über die Beziehungen der USA zum Rest der Welt und die wirtschaftlichen Auswirkungen durch die Zölle sind von großer Bedeutung für die Formel 1.

Lando Norris jubelte 2024 über seine Siegpremiere in der Formel 1.
Foto: Rebecca Blackwell/AP/dpa

Plötzlich tauchte Donald Trump auf. Bei seinem zweiten Anlauf auf das Amt des US-Präsidenten nutzte er die Formel-1-Bühne in Miami im vergangenen Jahr, um seinen persönlichen Vorwahlkampf zu führen und sich nach dem ersten Sieg von Lando Norris als Glücksbringer zu inszenieren. Für Trump war es ein einfacher Ausflug, da sein privates Anwesen Mar-a-Lago nur etwa 100 Kilometer vom Hard Rock Stadium, dem Zentrum des Sonnenschein-Grand-Prix, entfernt liegt.

Die Nachbarschaftszeitung «Palm Beach Post» will nun erfahren haben, dass der US-Präsident mal wieder daheim in Florida ist und erst am Sonntag seine Residenz wieder verlassen soll. Das befeuert Spekulationen über eine erneute Visite ans Miami International Autodrome. Ob Trump nun an der Rennstrecke erscheint oder nicht: Sein eingeschlagener Wirtschaftskurs verunsichert auch die Formel 1. Und zwar ordentlich.

Sorgenfalten in Colorado

Das hat verschiedene Ursachen. Die milliardenschwere Königsklasse des Motorsports gehört dem US-Medienunternehmen Liberty Media. Wenn der Wert des Dollars und die Aktienkurse wegen einer unerwarteten Trump-Entscheidung mal wieder absacken, wird das am Hauptsitz in Colorado besorgt zur Kenntnis genommen. Schließlich ist die Formel 1 börsennotiert.

Drei von 24 Rennen (Miami, Austin und Las Vegas) werden auch in den USA stattfinden. Viele wohlhabende Sponsoren haben dort ihren Sitz. Im kleinen Haas-Team gibt es bereits einen US-Rennstall im Feld. Ab 2026 wird mit der Traditionsmarke Cadillac ein weiterer hinzukommen. Red Bull wird ab dem nächsten Jahr eine Motorenpartnerschaft mit dem US-Autobauer Ford eingehen.

Einstellungsstopp bei Haas

Cadillac ist ein Teil von General Motors (GM). Der US-Autobauer aus Detroit hat die Auswirkungen von Trumps Zollpolitik und den Unsicherheiten im Welthandel zu spüren bekommen. Vor Kurzem kündigte GM an, dass das Unternehmen mit Belastungen in Milliardenhöhe rechnet und deshalb die Gewinnprognose deutlich senkt. Selbst nach den kürzlich beschlossenen Erleichterungen für eingeführte Autoteile dürften die Zölle dem Konzern noch vier bis fünf Milliarden US-Dollar kosten, erklärte Konzernchefin Mary Barra in einem Brief an die Aktionäre.

Harte Einschnitte erlebt auch Werkzeugmaschinenhersteller Haas. Die US-Firma berichtete infolge von Trumps Zollpolitik von einem «dramatischen Rückgang» der Nachfrage nach den eigenen Produkten. Vorsorglich habe man die Produktion reduziert und Überstunden der Werkstätten abgebaut. Außerdem wurde ein Einstellungsstopp verhängt. Es laufe indes beim Formel-1-Team Haas «alles normal» weiter, beschwichtigte die PR-Abteilung schnell.

Teamchef: «Sozioökonomisches Experiment»

Die Auswirkungen der US-Zölle auf die in England, Italien und der Schweiz ansässigen Formel-1-Teams sind kaum spürbar. Die Teams beziehen nur wenige Bauteile aus den USA. Nordamerika ist jedoch ein wichtiger Absatzmarkt für die Automobilhersteller Ferrari oder Mercedes. Die tatsächlichen Auswirkungen auf die Formel-1-Abteilungen könnten sich also erst noch zeigen.

«Was sich vor unseren Augen auf globaler Ebene abspielt, ist fast wie ein sozioökonomisches Experiment», meinte Mercedes-Teamchef Toto Wolff am Rande des Formel-1-Rennens in Saudi-Arabien. Die Stimmung bei einigen US-Partnern sei «negativ, weil sie nicht wissen, was das für ihre Geschäfte bedeutet, wie sich die Zölle und die geopolitische Lage auf sie auswirken werden.» Das Formel-1-Team habe das aber bislang nicht getroffen.

Vom Tabakbann bis zur Corona-Pandemie

Globalisierung und Lieferketten sind in keiner anderen Sportart so tief verwurzelt wie in der Königsklasse des Motorsports. Zudem hat sich der Kreisverkehr als krisenerprobt erwiesen.

«Die Formel 1 hat in den vergangenen 20 Jahren einige ziemlich seismische Herausforderungen erlebt. Das Verbot des Tabaksponsorings in der Europäischen Union, die Finanzkrise von 2008, ganz zu schweigen von der weltweiten Pandemie», erinnerte der langjährige Formel-1-Manager und heutige Branchenanalyst Mark Gallagher.

Für ihn steht es «außer Frage, dass die Unsicherheit über die Beziehungen der Vereinigten Staaten zum Rest der Welt und die wirtschaftlichen Auswirkungen durch die Zölle der Trump-Regierung von großer Bedeutung» sind. «Das wird sich auch auf die Formel 1 auswirken, ob auf die Autohersteller oder die Sponsoren im Sport.»

Der eine kassiert in Dollar, der andere in Euro

Und was machen die Teams, die ihre beträchtlichen Prämien vom Formel-1-Rechteinhaber in Dollar beziehen, in unsicheren Zeiten? Sie versuchen sich abzusichern. «Covid hat uns eines gelehrt: Man muss sicherstellen, dass man überall Lieferanten hat, weil man nie weiß, was passieren wird», sagte Williams-Teamchef James Vowles.

Oder man streut das Risiko ein wenig. So wird etwa das Fahrergehalt bei dem einen in Dollar, bei dem anderen in Euro bezahlt. «Ich bin mir nicht sicher, was andere Teams tun», sagte Vowles, «aber Verträge auf so eine Art abzuschließen, ist aus unserer Sicht einfach clever.»

dpa